Jedem Flüchtling, der an unsere Grenze komme, stehe ein gerechtes Asylverfahren zu, betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx bei seiner Jahrespressekonferenz. Scharf kritisierte Marx, den Umgang mit Flüchtlingen in den bayerischen Transitzentren. Caritas-Mitarbeiterinnen hatten vor einer Woche von bedrückenden Erfahrungen bei ihrer Asylsozialberatung berichtet: Besonders für traumatisierte Menschen mit schweren Gewalterfahrungen sei die zentrale Unterbringung eine große Belastung.
"Ich habe die Informationen von unseren Sozialberatern. Das ist so nicht akzeptabel. Da kann ein reiches Land wie unseres anderes tun, als das, was da geschieht." Kardinal Reinhard Marx
Marx kritisiert Transitzentren
Flüchtlinge seien menschenwürdig zu behandeln. Dass nicht alle in Deutschland bleiben könnten, sei unstrittig. Bei Abschiebungen müsse aber der Einzelfall betrachtet werden, fordert der Erzbischof.
"Für die, wo das Asylverfahren negativ beendet wird, ist manchmal doch eine Situation da, die schwierig ist. Die vergewaltigten Frauen können manchmal in ihre Dörfer nicht zurück." Karidnal Reinhard Marx
Zugleich befürwortet er das Recht auf Familiennachzug. Das ergebe sich aus dem Grundgesetz und der Genfer Flüchtlingskonvention
"Generell zu sagen Familiennachzug gibt es nicht für subsidiär geschützte, das findet nicht unsere Zustimmung, das kann man nicht machen." Kardinal Reinhard Marx
Marx hält an Kirchenasyl fest
Die Flüchtlingsthematik hat in den letzten Jahren immer wieder zu Spannungen zwischen der bayerischen Staatregierung und der katholischen Kirche geführt. Das Thema werde wohl auch weiter Streitpunkt bleiben, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising bei seiner Jahrespressekonferenz in München.
Ebenso wie das Thema Kirchenasyl. Kardinal Marx hält trotz der Kritik von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) an der Praxis des Kirchenasyls fest. Er sieht keine Abweichung vom gemeinsamen Pfad.
"Wir sind natürlich bereit, immer wieder genau hinzuschauen, dass die Absprachen, die wir mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge getroffen haben, auch eingehalten werden. (...) Das betrifft unter 2.000 Fälle. Ich glaube da ist diese abgesprochene Ausnahmesituation gerechtfertigt." Kardinal Reinhard Marx
De Maizière hatte Anfang der Woche beklagt, die Zahl der Flüchtlinge im Kirchenasyl sei "höher als erwartet". Darüber wollten Bund und Länder mit den Kirchen sprechen.
Marx: Keine Änderung des Vaterunser-Texts
Auch zur Auseinandersetzung um einen neuen Vaterunser-Text äußerte sich Kardinal Reinhard Marx. Er sehe keine Notwendigkeit für eine deutsche Neuübersetzung des Vaterunsers. Er habe in dieser Woche darüber kurz mit Papst Franziskus in Rom gesprochen. Mit seiner Interviewäußerung gegenüber einem italienischen Fernsehsender habe der Papst "keine Handlungsanweisung gegeben". Man sollte den Text so lassen, aber ihn besser interpretieren, so Marx. Er gehe davon aus, dass dies auch die meisten anderen deutschen Bischöfe so sähen.
Papst Franziskus bemängelte vergangene Woche in einem Interview die mangelhafte Übersetzung des Vaterunser. "Und führe uns nicht in Versuchung" sei eine schlechte Übersetzung des Gebetsverses. "Lass mich nicht in Versuchung geraten", träfe es besser, sagte Franziskus.