Bildrechte: dpa-Bildfunk/Andreas Gebert
Bildbeitrag

Markus Söder

Bildbeitrag
>

Söders langer Weg zur Macht

Söders langer Weg zur Macht

Heute wird der Landtag Markus Söder zum neuen bayerischen Ministerpräsidenten wählen. Nach einem erbitterten Machtkampf in der CSU hat Horst Seehofer den Weg frei gemacht. Söder aber bekommt keinen einfachen Job. Von Eva Lell

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Gern erzählt Markus Söder, wie sehr er als Jugendlicher schon Franz Josef Strauß bewundert hat. Und noch einen politischen Ziehvater nennt Söder immer wieder: 

"Ich war, bin und bleibe Stoiberianer." Markus Söder (CSU)

Markus Söder ist ein Netzwerker, jede Position seiner Karriere hat er genutzt, um Kontakte zu knüpfen, in der Partei und in der Landtagsfraktion. Seit 1994 sitzt er im Landtag, er war Chef der Jungen Union in Bayern und ab 2003 Generalsekretär unter Stoiber.

Retter von Mainzelmännchen und Bocksbeutel

In dieser Zeit fordert er ein Ausgehverbot für Jugendliche unter 14 Jahren und empört sich über eine Reform bei den Mainzelmännchen. Söder gab den "Haudrauf", den Wadlbeißer. Schon damals ist er Thema beim Politikerderblecken auf dem Nockherberg. Bruno Jonas im Jahr 2004 in seiner Fastenpredigt als Bruder Barnabas:

"Wissen Sie, wie wir so einen wie den Söder in Niederbayern nennen. Da sagen wir Du Maustotschmatzer Du!" Bruno Jonas alias Bruder Barnabas 2004

2007, unter Ministerpräsident Beckstein, wird er Europaminister - der wahrscheinlich unwichtigste Ministerposten, den es in Bayern gibt.

Er erfindet sich in jedem Amt neu

Söder zeigt zwei Eigenschaften, die er in den folgenden Jahren immer wieder unter Beweis stellt. Erstens: Auch ein unbedeutendes Amt wird wichtig, wenn er, Markus Söder, es ausfüllt. Den Europaminister interpretiert er als "bayerischen Außenminister", er rettet den fränkischen Bocksbeutel vor der EU-Bürokratie und feiert das Aufstellen eines Maibaums vor der bayerischen Vertretung in Brüssel wie einen Staatsakt.

Zweitens: Söder erfindet sich in jedem Amt neu:

"Man muss vom Sprinter zum Marathonläufer werden und das schlägt sich dann auch im Stil nieder." Markus Söder (CSU)

Vom Haudrauf zum Staatsmann

Auf den Wadlbeißer folgt der staatsmännische Minister. Horst Seehofer ernennt ihn 2008 zum Umwelt- und Gesundheitsminister, der spricht fortan aber nur noch vom "Lebensministerium". Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 lässt Söder das Kernkraftwerk Isar 1 abschalten.

"Eon hat entschieden, Isar 1 vom Netz zu nehmen. Ich begrüße die Entscheidung sehr." Markus Söder (CSU)

Der Heimatminister verteilt Förderbescheide

Noch im selben Jahr wird er Finanzminister. Er kann dank steigender Steuereinnahmen Wohltaten verteilen, hat aber auch die Krise in der BayernLB zu lösen. Zwei Jahre darauf bekommt er noch das Ressort "Heimat" dazu, inklusive Dienststelle in seiner Heimatstadt Nürnberg.

Einen "Meister der Selbstvermarktung" nennt die Süddeutsche Zeitung Söder schon früh. Als Redner beim Maibockanstich gibt sich Söder aber auch selbstironisch, etwa im vergangenen Jahr, kurz nachdem Horst Seehofer erklärt hatte, er wolle Ministerpräsident bleiben, über das Jahr 2018 hinaus:

"Was soll ich jetzt machen? Ich konzentrier‘ mich auf mein Kerngeschäft, ich verteile Förderbescheide." Markus Söder (CSU)

Söder, der ewige Kronprinz, spottete die Opposition.

Der "Kronprinz" ist am Ziel

Im Jahr 2013 war Ilse Aigner aus Berlin nach Bayern gewechselt, jahrelang galten beide als mögliche Anwärter auf die Seehofer-Nachfolge. Söder hat sich erst gegen Aigner durchgesetzt und dann nach einem monatelangen Machtkampf nach dem Bundestagswahl-Debakel auch gegen Seehofer.

"Die eigentliche Herausforderung kommt erst. Der Übergang ist nur ein Zwischenschritt. Die eigentliche Herausforderung ist im Herbst zu sehen. Und jetzt erst mal eine neue Staatsregierung zu bilden und mit Schwung und inhaltlicher Tiefe anzugehen. Aber da habe ich keine Sorgen, das wird klappen." Markus Söder (CSU)

Söder wird bayerischer Ministerpräsident und ist damit am Ziel. Er übernimmt sein Traumamt aber in schwierigen Zeiten: die CSU liegt laut Umfragen bei 40 Prozent.

Herkulesaufgabe Landtagswahlkampf

Nicht einmal der sonst so ehrgeizige Söder sagt, dass er die absolute Mehrheit der CSU bei der Landtagswahl verteidigen wird . Die nächste Etappe ist aber erst einmal eine Kabinettsumbildung. Da wird er, auf den sie in der CSU-Fraktion so große Hoffnungen setzen, einige enttäuschen müssen, die auf ein Ministeramt spekulieren.