Seit dem schlechten CSU-Ergebnis bei der Bundestagswahl steht Seehofer unter Druck. Mit seiner für Montag angekündigten Erklärung steht jetzt der Machtkampf in der Partei vor der Entscheidung. Danach will die Fraktion einen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2018 vorschlagen.
Kreuzer: Fraktion hat Gewicht
Am Dienstagabend hatten 40 einflussreiche Abgeordnete aus Fraktionsvorstand und Fraktion den Weg für eine Lösung geebnet. Die Fraktion habe heute einstimmig beschlossen, sich am Montag mit Personalfragen zu befassen, so CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer. Und die Stimme der Fraktion wird nach Kreuzers Auffassung auch Gewicht haben.
"Es ist natürlich so, dass ein Ministerpräsident hauptsächlich mit den Landtagsabgeordneten zusammenarbeiten muss. Und wenn die einen Meinung haben glaube ich schon, dass das auch Gewicht in der Partei hat." Thomas Kreuzer, CSU-Fraktionschef
Beginnen wird der finale Akt aber schon am Wochenende. Am Sonntag treffen sich die CSU-Bezirksvorsitzenden mit Seehofer und dem von ihm ausgesuchten Beratergremium um Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber.
Ein zufriedener Söder
Endgültig gekürt werden der Spitzenkandidat und der nächste Parteichef auf dem CSU-Parteitag Mitte Dezember. Als Favorit der Fraktion für die Position des Spitzenkandidaten gilt Markus Söder. Der zeigte sich nach der heutigen Fraktionssitzung zufrieden:
"Jetzt sind wir guter Dinge, dass wir am Montag alle geschlossen zu Ergebnissen kommen." Markus Söder, bayer. Finanz- und Heimatminister
Söder weiß, dass es jetzt auf ihn zuläuft, auch wenn er dementierte, dass er die Entscheidung erzwungen habe. Er beschwor erneut die Geschlossenheit der CSU. Was jetzt komme müsse mit Klugheit und Geduld auf den Weg gebracht werden und mit Respekt für den amtierenden Parteichef und Ministerpräsidenten, so Söder.
Gibt es noch weitere Kandidaten?
Offiziell wollte sich heute niemand in der CSU zu Kandidaten und möglichen Gegenkandidaten für die Spitzenkandidatur äußern. Spekuliert wird, ob nicht Innenminister Joachim Herrmann seinen Hut in den Ring wirft. Der hielt sich zunächst bedeckt:
"Ich führe jetzt keine Personaldiskussion, sondern warte ab, bis sich Horst Seehofer äußert." Joachim Herrmann, bayerischer Innenminister
Auch Ilse Aigner gilt noch als mögliche Gegenkandidatin, sehr wahrscheinlich erscheint aber auch das nicht. Unwahrscheinlich ist auch, dass es noch eine Lösung gegen Markus Söder gibt. Ein Manöver, das allein darauf ausgelegt wäre den Franken zu verhindern, würde von der Fraktion nicht akzeptiert - so sagen es viele Abgeordnete.
Die Schatten der GroKo-Verhandlungen
Offen ist allerdings weiter, ob es vorzeitig zu einem Wechsel im Amt des Ministerpräsidenten kommt. Allgemein wird erwartet, dass diese Frage erst geklärt werden kann, wenn feststeht, dass eine neue Bundesregierung mit Beteiligung der CSU zustande kommt. Weil sich viele wünschen, dass dann Horst Seehofer als wiedergewählter Parteichef auch Bundesminister wird, könnte über einen Wechsel im Amt des Ministerpräsidenten erst entschieden werden, wenn feststeht was in Berlin passiert. Dies, so hieß es aus den Fraktion, sei allen bewusst und werde von den meisten auch nicht in Frage gestellt.