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Linus Förster im Gerichtssaal

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Linus Förster bestreitet Pädophilie-Vorwürfe

Der wegen sexuellen Missbrauchs von Frauen angeklagte frühere SPD-Landtagsabgeordnete Linus Förster hat heute vor Gericht ein Geständnis abgelegt. Gleichzeitig nahm er Abstand vom Vorwurf der Pädophilie. Von Barbara Leinfelder

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock.

Der frühere Sonnyboy der bayerischen SPD hat einen harten Zug um den Mund bekommen, die Untersuchungshaft seit Dezember in der JVA Gablingen hat sichtliche Spuren hinterlassen. Förster muss mehrmals schlucken, bevor er anfängt zu sprechen, als Richter Hoesch ihn nach seiner sexuellen Ausrichtung fragt. "Ich habe Sexualität genossen, als Musiker und im normalen Privatleben", sei auch gern Single gewesen, sexsüchtig aber sei er nicht, obwohl er finde, dass Sex eine Sucht sein könne wie jede andere.

Förster spricht von "extremer Verdrängung"

Seine Zielgruppe seien erwachsene Frauen gewesen, keinesfalls Kinder. "Ich habe Sex sehr frei gelebt." Zur Frage, warum er Kinderpornos auf den Rechnern gesammelt habe, sagte Förster, er sei selbst regelrecht erschrocken gewesen, als er die Zahl der Dateien gehört habe, die er auf seinen PCs und Laptops hatte.

"Sex mit Kindern empfinde ich als widerlich." Linus Förster

Darauf reagiert Richter Hoesch fast schon ungehalten, er fragt nach, wie das mit dem akribischen Ordnen der Sex-Dateien zusammenpasse:

"Ich kann mir das nicht mehr erklären, vielleicht ist das eine extreme Verdrängung bei mir." Linus Förster

Bis zu 15 Jahre Haft möglich

Die Anklageschrift gegen Förster umfasst 30 Seiten, der schwerwiegendste Vorwurf ist, dass Förster auch schlafende, also widerstandsunfähige Personen, missbraucht haben soll. Der Strafrahmen für die angeklagten Taten liegt bei zwei bis 15 Jahren. Wie das Gericht mitteilte, ist auch eine so genannte Täter-Opfer-Vereinbarung geplant, das heißt, Förster ist bereit, Schmerzensgeld an die betroffenen Frauen zu zahlen. Mit dieser Geste versucht er, zumindest einen Teil der Schadens wieder gut zu machen.

Keine Verbindungen zu Försters Tätigkeit als Abgeordneter

Am ersten Verhandlungstag sollen am Nachmittag auch gleich Zeugen gehört werden, darunter Ermittler, aber auch ein Opfer. Unter den Zeugen ist laut Staatsanwaltschaft kein einziger bekannter Politiker, es sei keine Verknüpfung zu Försters Abgeordnetentätigkeit festgestellt worden. Förster selbst hat gleich nach Bekanntwerden der Vorwürfe alle Posten und Ämter abgegeben und ist aus der SPD ausgetreten.

Öffentlichkeit bei Befragung der Zeugen nicht ausgeschlossen

Bei der Befragung der ersten Zeugin am Nachmittag wird die Öffentlichkeit nicht ausgeschlossen. Das Gericht lehnte damit einem Antrag der Nebenklage und des Anwalts, der die Frau vertritt, ab. Daher wird die Vernehmung der jungen Frau, die Linus Förster missbraucht haben soll, während sie unter dem Einfluss starker Schlafmittel im Bett lag, vor Presse und den Besuchern im Gerichtssaal stattfinden. Der 52-Jährige hatte die Frau in einer psychosomatischen Klinik am Chiemsee kennengelernt und eine Beziehung mit ihr unterhalten. Wie Richter Lenart Hoesch sagte, werde das Gericht mit der erforderlichen Sorgfalt die Befragung durchführen. Zumal werde gegen einen früheren Landtagsabgeordneten verhandelt, daran habe die Öffentlichkeit ein gewichtiges Interesse.

Allerdings muss Linus Förster während der Aussage der jungen Frau hinten im Gerichtssaal sitzen, damit sie ihm nicht ins Gesicht schauen muss. Er wurde von Justizbeamten in die letzte Reihe geführt.