Der bekannte Landshuter Wohnblock, die sogenannte Drachenburg.
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Landshuter "Drachenburg" soll geräumt werden

Die Räumung der "Drachenburg": Was klingt wie der Titel eines Mittelalterfilms wird in Landshut jetzt zur Realität. Der bekannte und marode Wohnblock "Drachenburg" darf nicht mehr genutzt werden. Damit endet ein langes Kapitel.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Der bekannte Landshuter Wohnblock, die sogenannte Drachenburg, die sich seit Jahren in einem desolaten Zustand befindet, soll geräumt werden. Wie der Baudirektor der Stadt Landshut, Johannes Doll, auf BR-Anfrage bestätigte, wurde gegen den Eigentümer und die Mieter der "Drachenburg" eine Nutzungsuntersagung ausgesprochen. Grund dafür ist das Ergebnis zweier Gutachten zur Sicherheit des Hauses. Demnach besteht eine akute Gefahr für Leben und Gesundheit der Bewohner.

Schäden mit billigen Materialien behoben

Am Wochenende sollen die knapp 200 gemeldeten Bewohner neue Wohnräume beziehen. Den Betroffenen wurden die entsprechenden Bescheide bereits am Dienstag zugestellt. Bis zum Ende der Woche sollen die Wohnungen verlassen werden, um Ersatzunterkünfte für die Mieter hat sich der Vermieter zu kümmern.

Für Härtefälle, insbesondere für Familien mit Kindern, habe die Stadt aber einen Notfallplan. Dieser sieht eine vorübergehende Unterbringung in einer städtischen Notunterkunft vor. Eine möglicherweise erforderliche Räumung des Gebäudes in der Luitpoldstraße werde derzeit mit der Polizei abgestimmt.

Gebäude nach mehrmaliger Aufforderung nicht saniert

Doll sagte dem BR, man habe den Eigentümer seit Längerem regelmäßig dazu aufgefordert, Schäden zu beseitigen. Diese seien vom Eigentümer selbst jedes Mal kurzfristig mit billigen Materialien behoben worden, sodass die Schäden nach kurzer Zeit wieder auftraten.

Auch habe man ihn angewiesen, das Gebäude gutachtlich prüfen zu lassen. Hierbei sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass aufgrund der vorgefundenen Situation zu befürchten sei, dass im Brandfall Personen nicht mehr gerettet werden können. Angesichts dieser Einschätzung habe die Stadt mit sofortiger Wirkung eine Nutzungsuntersagung ausgesprochen. Die seit Jahren angekündigte und überfällige Generalsanierung sei bis heute nicht begonnen worden.

"Erhebliche Gefahr für Leib und Leben"

Da die Stadt Landshut nicht mehr davon ausgegangen sei, dass die "Drachenburg" zeitnah saniert werde und damit von dem Gebäude eine "erhebliche Gefahr für Leib und Leben" ausgehe, habe man sich dazu entschlossen, die Nutzungsuntersagungen auszusprechen und die "Drachenburg" anschließend zu sanieren.

Wie der Landshuter Stadtrat Ludwig Schnur (CSU) dem BR auf Anfrage bestätigte, hatte die Fraktion CSU/LM/JL/BfL der Stadt zwei Wochen zuvor erhebliche Versäumnisse im Umgang mit der "Drachenburg" vorgeworfen und die Nutzungsuntersagung in einem elfseitigen Antrag gefordert.

  • Überprüfung: Vorwürfe auf Sozialleistungsmissbrauch in der Drachenburg

Nutzungsuntersagung "überfällig"

Schnur bezeichnet die Nutzungsuntersagung als "überfällig", da das Objekt seit Jahren "bauaufsichtlich auffällig" gewesen sei. Auch hätte es laut Schnur aus der Umgebung viele Beschwerden von Anwohnern sowie von Sozialakteuren gegeben, wie schlimm die Situation für die dortigen Bewohner sei. "Da ist letztlich ein sehr gutes Geschäftsmodell für den Vermieter und Eigentümer entstanden, an denen er viele Jahre lang sehr gut verdient hat, indem er sehr viele Leute auf sehr engem Raum zu wahrscheinlich hohen Preisen untergebracht hat", so Schnur. In dem Fraktionsantrag war von einem "Katz-und-Maus-Spiel" zwischen Bauaufsicht und Eigentümer die Rede.

Bewohner nicht "übermäßig begeistert"

Der Eigentümer muss sich aktuell vor der Wirtschaftskammer des Landgerichts unter anderem wegen Insolvenzverschleppung, Untreue und vorsätzlichem Bankrott verantworten.

Laut Schnur seien die Bewohner der 79 Apartments des "Drachenburg"-Wohnblocks nicht "übermäßig begeistert" von der Nutzungsuntersagung. "Das ist natürlich ein Einschnitt für alle, die bisher in dem Gebäude untergebracht waren. Dennoch sehen wir dazu keine Alternative", betont Doll. Der Eigentümer habe sich kooperativ gezeigt, so der Baudirektor. Er war für ein Statement nicht zu erreichen.

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