Hausschuhe von Kindern liegen vor der Kindergartentür.
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66 Kinder wurden gerade in einem Kindergarten in Ebelsbach betreut, als Kohlenmonoxid in dem Gebäude ausgetreten ist.

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Kohlenmonoxid-Austritt in Kindergarten: Katastrophe verhindert

In einem Kindergarten im unterfränkischen Ebelsbach ist Kohlenmonoxid ausgetreten. Das Personal konnte eine Katastrophe knapp verhindern. Die gemessenen Werte hätten durchaus Potential für schwere oder gar tödliche Verletzungen haben können.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

66 Kinder wurden gerade in einem Kindergarten in Ebelsbach betreut, als Kohlenmonoxid in dem Gebäude ausgetreten ist. Zwei Kinder und vier Betreuerinnen sind verletzt worden. Sie wurden zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Im Gespräch mit BR24 berichtet Rettungssanitäter Michael Will vom BRK-Kreisverband Haßberge davon, dass der Kindergarten "knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt" sei. Es sei allein den Erzieherinnen und Erziehern zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passiert ist. "Wir haben als Team untereinander wahnsinnig gut funktioniert", sagt Erzieherin Katharina Dittrich. Die in dem Gebäude gemessenen Kohlenmonoxid-Werte waren so hoch, dass sie für schwere oder gar tödliche Verletzungen hätten sorgen können.

Kindergartenpersonal verhindert Schlimmeres

"Man muss dem Kindergartenpersonal ein ganz großes Kompliment machen", so Will. Das Personal habe die Situation nicht auf die leichte Schulter genommen, frühzeitig die Feuerwehr gerufen und die Kinder in Sicherheit gebracht. "Man funktioniert. Wir haben uns in dem Moment, in dem wir uns dafür entschieden haben die Feuerwehr mit ins Boot zu holen, nicht darüber nachgedacht. Wir haben einfach gedacht: Okay, wir müssen jetzt hier raus. Punkt", erzählt die Leiterin der Einrichtung, Nicole Bieber, im Gespräch mit BR24 und fügt hinzu: "Wir trainieren diese Fluchtsituationen aus dem Haus einfach regelmäßig und dadurch konnte man sich blind auf die Kolleginnen verlassen."

Die Kinder und ihre Betreuerinnen kamen in einer nahegelegenen Schulturnhalle unter, wo sie anschließend von einer Notärztin untersucht wurden. Zwei Kinder und vier Betreuerinnen wurden wegen erhöhter Kohlenmonoxidwerte im Blut in ein Krankenhaus gebracht. Laut Polizei werden sie jedoch keine längerfristigen, gesundheitlichen Schäden davon tragen.

"Zum Glück sind alle rausgekommen und das ist nur dem besonnenen und kuratierten Handeln der Erzieherinnen und Erzieher hier zu verdanken," lobt Will das Kindergarten-Personal. Zwei Erzieherinnen, die sich gegen die Mittagszeit im Keller des Kindergartens befunden hatten, hatten plötzlich über Übelkeit, Schwindel und Unwohlsein geklagt. „Das waren einfach menschliche Alarmglocken, die da losgegangen sind", erzählt Nicole Bieber. Daraufhin riefen sie die Feuerwehr. "Gott sei Dank waren diese zwei Erzieherinnen gestern in diesem Kellerbereich und haben diese Symptome bekommen", sagt der Rettungssanitäter.

Schon im Eingangsbereich der Einrichtung stellte die Feuerwehr eine erhöhte Kohlenmonoxid-Konzentration fest. Das CO-Warngerät zeigte einen Wert um die 200 ppm (parts per million), was bereits ein Vielfaches von normaler Umgebungsluft ist. Anschließende Messungen im Keller des Kindergartens ergaben gar Werte von 1.300 ppm. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Betreuerinnen bereits die Fenster geöffnet und durchgelüftet. Nach den Lüftungsmaßnahmen der Feuerwehr konnten gegen 14 Uhr keine erhöhten CO-Werte mehr in der Luft gemessen werden.

Defekte Heizung als Ursache für Kohlenmonoxid-Austritt

Der Austritt von Erdgas konnte schnell ausgeschlossen werden. Stattdessen sind die Einsatzkräfte von einem Defekt an der Heizungsanlage ausgegangen. Inzwischen hat sich dieser Verdacht bestätigt: Laut Polizei war die defekte Heizung im Keller der Grund für den Kohlenmonoxid-Austritt. Nach Bekanntwerden der Ursache hat die Polizei ihre Ermittlungen jetzt eingestellt.

Eine zu hohe Kohlenmonoxid-Konzentration kann schnell lebensgefährlich werden. Die typischen Konzentrationen in der Atmosphäre betragen 0,1 ppm. Bei einem Wert 200 ppm – wie im Eingangsbereich des Kindergartens in Ebelsbach – kommt es beim Einatmen über einen Zeitraum von fünf bis zehn Minuten zu Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Ist ein Mensch dieser Konzentration über einen Zeitraum von 25 bis 30 Minuten ausgesetzt, kann es tödlich enden. Bei Werten ab 800 ppm kann es noch schneller gehen. Hier kann der Tod schon nach ein bis drei Minuten eintreten. Im Keller des Kindergartens lag der Wert zum Zeitpunkt der Messung bei 1.300 ppm.

"Ich glaube, wir hatten auch einen großen Schutzengel mit dabei und sind einfach froh, dass unsere Kinder das so glimpflich überstanden haben, wir es nacharbeiten können mit ihnen, und auch dass alle Kolleginnen auf dem Weg der Genesung sind," sagt Erzieherin Katharina Dittrich.

Wie kann man sich vor Kohlenmonoxid schützen?

Kohlenmonoxid (CO) ist ein farbloses, geruchloses und toxisches Gas, das bei unvollständiger Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Materialien entsteht, wie zum Beispiel bei der Verbrennung von Holz, Gas oder Öl. In geschlossenen Räumen, in denen eine unvollständige Verbrennung stattfinden kann, ist die Gefahr besonders hoch - also beispielsweise in Wohnungen mit defekten Heizungsanlagen oder in geschlossenen Garagen mit laufenden, motorbetriebenen Fahrzeugen. Deshalb ist es im Falle einer Kohlenmonoxid-Belastung wichtig, die Räume gut zu durchlüften.

Ein Kohlenmonoxid-Melder kann als Schutzmaßnahme dienen, um frühzeitig vor erhöhten Kohlenmonoxid-Konzentrationen zu warnen. Deshalb tragen Feuerwehrleute und auch der Rettungsdienst bei Einsätzen stets solche Warnmelder mit sich.

Im Video: In einem Kindergarten in Ebelsbach ist Kohlenmonoxid ausgetreten

ZWei Feuerwehrleute vor dem Kindergarten
Bildrechte: BR
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Kohlenmonoxid-Austritt in unterfränkischem Kindergarten

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