Pfleger schieben einen Patienten in einem Bett über den Flur der Intensivstation
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Pfleger schieben einen Intensivpatienten über den Flur der Covid-19-Intensivstation in einem Krankenhaus.

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Klinikchefs in Bayern für Krankenhausampel statt Inzidenz allein

Bayerische Klinikchefs und Infektiologen begrüßen die Pläne zur Krankenhausampel. Sie soll die Auslastung von Krankenhäusern anzeigen und die Inzidenz als alleinigen Richtwert bei Corona-Einschränkungen ablösen. Heute berät die Staatsregierung dazu.

Corona-Auflagen sollen bald nicht mehr nur an Inzidenzen gekoppelt werden, sondern auch an die Auslastung der Krankenhäuser. Und die soll durch die sogenannte "Krankenhausampel" dargestellt werden, wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder angekündigt hat. Denn laut Experten sagen hohe Inzidenzwerte nicht mehr zwingend und unmittelbar etwas über die tatsächliche Corona-Gefahrenlage aus.

Allerdings: Wie genau die Auslastung der Krankenhäuser bestimmt werden soll, das wird derzeit noch diskutiert. Heute berät die Staatsregierung darüber auf ihrer Kabinettsitzung. Doch schon jetzt begrüßen viele Infektiologen und Klinikchefs in Bayern die Krankenhausampel als sinnvolle Maßnahme.

Entscheidend ist, wie stark Krankenhäuser belastet sind

Selbst hohe Inzidenzen um den Wert 400 würden die Kliniken aufgrund der gestiegenen Impfquote weniger belasten als bei den vorangegangenen Wellen, sagt etwa Bernd Salzberger, Leiter der Abteilung Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg. Daher sei es gut, dass jetzt stärker auf die tatsächliche Auslastung der Krankenhausbetten und die Anzahl der Intensivpatienten geschaut werde. Denn das bedeute zukünftig auch weniger Corona-Einschränkungen für die Bevölkerung, glaubt Salzberger.

Auch Stefan Nowack, Werkleiter des Klinikums Passau, lobt die geplante Abkehr von der reinen Inzidenz: "Letztlich ist ja das Entscheidende nicht, ob die Menschen Corona bekommen, sondern wie stark die Krankenhäuser belastet sind", so Nowack.

Infektiologe Spinner: Mix aus Belegungszahlen und Intensivzahlen

Deshalb sei die Krankenhausampel eine "sinnvolle Maßnahme", findet auch Christoph Spinner, Infektiologe und Pandemie-Beauftragter des Klinikums "Rechts der Isar" in München. Spinner plädiert für einen Mix aus verschiedenen Werten als Gradmesser für Anti-Corona-Maßnahmen: "Es eignen sich die Krankenhausbelegungszahlen sehr gut, man darf aber auch die Intensivzahlen nicht aus dem Auge verlieren. Vielleicht kann man am Ende so etwas wie ein Mix-System verwenden aus verschiedenen Indikatoren."

  • Zum Artikel: Infektiologe: Krankenhausampel "sinnvolle Maßnahme"

Die bisher noch nicht abschließend geklärte Frage, wann die Krankenhausampel auf Gelb oder Grün springen soll, sei schwer zu beantworten, so Spinner. Denn Krankenhausbetten seien in der Regel nicht leer. "Sprich: Behandeln wir mehr Corona-Patienten, können wir weniger Nicht-Corona-Patienten versorgen. Insofern wird man sich wahrscheinlich die Belegungsquote in Krankenhäusern und den relativen Anteil von Corona-Patienten ansehen müssen."

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