Israel-Flagge groß im Bild
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Er hatte eine Israelflagge in Augsburg vom Mast gerissen und versucht sie anzuzünden. Jetzt urteilte das Amtsgericht.

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Israel-Flagge heruntergerissen – Gericht verhängt Jugendarrest

Ein 18-Jähriger hatte in Augsburg eine Israel-Flagge vom Mast gerissen und versucht, sie anzuzünden. Es sei ihm nur um Likes und Klicks gegangen, so der Syrer. Seine Ausrede glaubt ihm der Richter nicht. Nun soll er etwas über Antisemitismus lernen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Rund fünf Monate nach dem Herunterreißen einer israelischen Flagge vor dem Augsburger Rathaus ist ein 18-Jähriger zu einer Jugendstrafe verurteilt worden - und zwar wegen Verletzung von Flaggen- und Hoheitsrechten ausländischer Staaten und Sachbeschädigung.

Der Syrer erhielt am Donnerstag vom Amtsgericht Augsburg einen zweiwöchigen Arrest, er muss an mehreren Gesprächen zum Thema Antisemitismus mit einem Vertreter der jüdischen Gemeinde teilnehmen und 200 Euro an das jüdische Museum in Augsburg zahlen. Das Urteil wurde sofort rechtskräftig.

Video von der Tat im Internet verbreitet - "Ich wollte nur berühmt werden"

Die Tat hatte der 18-Jährige am 13. Oktober 2023, kurz nach dem Angriff der Hamas auf Israel, begangen. Erst hatte er die israelische Flagge vom Mast gerissen und dann versucht, sie mit einem Feuerzeug anzuzünden. Eine couragierte Passantin schritt ein und verhinderte das Verbrennen.

Kurz darauf lud der junge Mann ein Video der Tat auf die Internetplattform TikTok hoch. Vor Gericht sagte er, dass er mit der Tat und dem Video auf dem Portal Aufmerksamkeit erregen wollte. "Ich wollte nur berühmt werden."

Richter hat Zweifel an Motivation

Mit verschränkten Händen saß er auf der Anklagebank, mit leiser Stimme, den Blick immer wieder beschämt zu Boden gesenkt. Er beteuerte, dass er sich keine Gedanken darüber gemacht habe, dass sein Handeln verboten sei. Die Tat habe auch keinen politischen Hintergrund gehabt. "Ich entschuldige mich bei dem Staat Israel und allen Beteiligten", so der Angeklagte.

Jugendrichter Fabian Espenschied nahm ihm das allerdings nicht ganz ab und sah schon eine antisemitische Motivation. "Man klettert nicht einfach so auf Fahnenmasten." Es sei nirgends auf der Welt normal, Flaggen anderer Staaten herunterzureißen. "Moralisch ist das auf unterster Stufe", betonte der Richter. Zugutehielt er dem Angeklagten sein Geständnis. Das Verfahren habe ihn sichtlich beeindruckt. Der Richter geht davon aus, dass der Angeklagte seine Tat bereut. Die Untersuchungshaft, in der der Angeklagte vor dem Prozess saß, habe ihm das Unrecht der Tat ausreichend vor Augen geführt, die zwei Wochen Jugendarrest gelten damit als vollstreckt.

Israel-Flagge erneut heruntergerissen

Bereits im Januar war ein Helfer des 18-Jährigen, der das Video aufgenommen hatte, zu einer ähnlichen Strafe verurteilt worden. Wenige Tage nach der damaligen Tat war erneut eine Israel-Flagge vor dem Rathaus heruntergerissen worden. In diesem Fall sind die beiden Täter bis heute unbekannt.

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel hat die Zahl antisemitisch motivierter Straftaten bundesweit stark zugenommen.

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