Florian Schmidt kämpft acht Tage auf der Intensivstation um sein Leben
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Florian Schmidt mit High-Flow-Maske auf der Intensivstation

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"Intensiv" – wie Florian Schmidt Corona überlebte

Florian Schmidt wäre fast an Corona gestorben. Auf der Intensivstation kämpfte er 2020 um sein Leben. Die anschließende Reha half ihm, zurück in den Alltag zu finden. Über diese Zeit hat er den autobiografischen Roman "Intensiv" geschrieben.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Wenn Florian Schmidt durch die Nase einatmet, ist das so tief, als wollte der 56-Jährige einen langen Schwimmzug unter Wasser schaffen. Durch die aufeinandergepressten Lippen atmet er wieder aus. Sein Bauch hebt und senkt sich und das ist ein gutes Zeichen, denn die Luft kommt tief nach unten in die Lungen, dort wo sie hingehört. Florian Schmidt macht diese Atemübungen jeden Tag und das hilft ihm körperlich und psychisch. Seit drei Jahren sind die Übungen festes Ritual geworden, seit jenem Tag als er die Rehaklinik verlassen hat und dem Corona-Tod entkam.

Roman beschreibt die ganze Dramatik von Corona

Florian Schmidt ist ein fröhlicher Mann, er lacht viel, wenn er von sich erzählt. Jetzt steht er nach drei Jahren vor der Rangauklinik in Ansbach. Die Klinik ist auf Lungenkrankheiten spezialisiert. Florian Schmidt kam hier im Januar 2021 für vier Wochen zur Reha, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden ist.

Über die Zeit auf der Intensivstation und die anschließende Rehabilitation hat er einen autobiografischen Roman geschrieben. "Intensiv – (m)eine Geschichte über Corona, das Sterben und das Glück" heißt der kurze, nur 125 Seiten lange Roman und fasst doch die ganze Dramatik der damaligen Zeit zusammen.

"Ich werde geatmet!"

Allein in Bayern sind seit Ausbruch der Pandemie über 30.000 Menschen mit und an Corona gestorben (Stand Januar 2024). Acht Tage kämpft Florian Schmidt auf einer Münchner Intensivstation um sein Leben. Die Frau neben ihm stirbt, während er, nur durch einen weißen Vorhang getrennt, an eine Atemmaske angeschlossen ist. Diese sogenannte "Highflow-Maske", die Sauerstoff mit gewaltigem Druck in die Lungen presst, hat ihm das Leben gerettet. Dass er die Maske vertragen hat, hat ihn vor dem künstlichen Koma bewahrt, erzählt Florian Schmidt und beschreibt es in seinem Buch so:

"Atmen? Ich kann nicht mehr atmen. Ich werde geatmet! Innerhalb weniger Minuten bin ich vollkommen nassgeschwitzt. Ich spüre das Adrenalin direkt, das mir Folgendes ganz klar mitteilt: Reiß dir das Ding sofort vom Gesicht und dann lauf! Lauf!" Zitat aus 'Intensiv' von Florian Schmidt

Rettungsanker Handynachrichten

Vier Stunden muss Florian Schmidt die Atemmaske aushalten, dann hat er vier Stunden Pause, dann folgen wieder vier Stunden mit Maske. Währenddessen ist der 56-Jährige bei vollem Bewusstsein. Sein Rettungsanker ist das Handy.

Immer wenn er kann, schreibt er Nachrichten an seine Familie und an Freunde. Und die schreiben Fröhliches und Positives zurück, nur so kann er die Intensivstation ertragen.

Mit der Reha zurück in den Alltag finden

Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus kommt Florian Schmidt zur Reha in die Rangauklinik bei Ansbach. Die Klinik ist spezialisiert auf schwere Lungenerkrankungen. Es gibt knapp 140 Betten, davon sind 75 Akutbetten und 64 Betten für Reha-Patienten. 900 Patienten kommen jedes Jahr. Viele davon leiden an den Folgen der Covid-Erkrankung mit ganz unterschiedlichen Symptomen.

Patienten wie Florian Schmidt bekommen mit verschiedensten Therapien, dazu gehören Atemtherapie und Physiotherapie, Hilfe bei ihren schweren Verläufen. Ziel ist es, die Lunge und den Kreislauf wieder zu stärken. Gleichzeitig gibt es auch Angebote für Long-Covid-Patienten, die einen relativ milden Verlauf hatte und erst in der Folge Symptome entwickeln. Dafür wurde der kognitive und neurologische Bereich ausgebaut, da die Patienten oft unter Wortfindungs- und Konzentrationsstörungen leiden.

Happyend im Buch und im echten Leben

Florian Schmidt läuft wieder ohne Probleme, er arbeitet und macht regelmäßig Sport. Denn ohne Bewegung bekommt er Schmerzen in den Armen und Beinen, sogenannte Miniembolien, eine Spätfolge von Corona. Jetzt läuft er bei seinem Besuch die langen Gänge der Reha-Klinik leichtfüßig entlang, vor drei Jahren war das anstrengende Arbeit, sagt Florian Schmidt. "Es kommen ganz viele Erinnerungen und die meisten sind wunderbar, weil mir hier so gut geholfen wurde."

"Intensiv" ist ein schonungsloses Buch, das die ganze Dramatik von Corona zeigt. Für Florian Schmidt gab es zum Glück ein Happy End im Buch wie im echten Leben.

Das Cover des Buches "Intensiv – (m)eine Geschichte über Corona, das Sterben und Glück" von Florian Schmidt
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Intensiv

Dieser Artikel ist erstmals am 26.01.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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