Wie kommen wir überhaupt auf das Thema? Auf BR24 Facebook, der im Wald immer mehr Abfall findet. Das Video wurde von unserer Userin Ilse Sauer kommentiert:
"Warum nehmen die Städte und Gemeinden die Abfalleimer weg? Weil die ganz Schlauen sich Müllgebühren sparen wollen und ihren ganzen Dreck auf die öffentlichen Mülleimer verteilen!" Ilse Sauer
Fehlende Mülleimer?
Das Problem ist offenbar nicht neu. Überall fehlen immer wieder mal die Abfalleimer. Doch werden – wie Ilse Sauer meint – wirklich welche abgebaut, wenn dort Hausmüll entsorgt wird?
Grundsätzlich: Die Kommune darf entscheiden, ob Abfalleimer entfernt werden
Tatsächlich können öffentliche Abfalleimer entfernt werden, wenn Bürger sie vermehrt für ihren Hausmüll nutzen. Achim Sing, Pressesprecher beim Bayerischen Städtetag, ist das Problem auch bekannt:
"Wenn Menschen ihren privaten Hausmüll in öffentlichen Abfalleimern entsorgen, werden die aus Kostengründen entfernt." Achim Sing
Wann und ob das passiert, liege allerdings ganz im Ermessen der jeweiligen Stadt oder Kommune.
München hängt immer mehr Abfalleimer auf
Wie sieht die Realität aus? In München stehen derzeit zirka 10.000 Abfallbehälter in Parks und Grünanlagen, an den Straßen und auf Plätzen, an der Isar und in der Fußgängerzone. Und jedes Jahr kommen, so Vanessa Assmann vom Baureferat, neue dazu. Auch die Zahl der Hundekot-Tütenspender habe sich in den letzten beiden Jahren von 400 auf 800 verdoppelt. Werden in München auch welche abgehängt, weil Hausmüll entsorgt wird? "Diese Behauptung ist völlig abwegig“, sagt Vanessa Assmann.
"Die Stadt München erweitert das Angebot an Abfallbehältern in Parks und Grünanlagen sowohl hinsichtlich Anzahl als auch Volumen seit Jahren kontinuierlich, ebenso wie deren Leerung und die entsprechende Reinigung von Straßen, Plätzen und Grünanlagen." Vanessa Assmann, Baureferat München
Nürnberg: Mehr Abfalleimer = Mehr Müll
Laut Ulrike Goeken-Haigl von der Stadt Nürnberg macht vor allem das viele To-Go-Geschirr Probleme. Und: Die Abfall-Eimer würden oft falsch gefüllt: Ein Pizzakarton quer verstopft schnell den ganzen Behälter. Trotzdem: Mehr Abfallbehälter sind aus städtischer Sicht nicht die Lösung. Im Gegenteil.
"Die Müllberge wachsen dadurch nur und ziehen mehr Müll an." Ulrike Goeken-Haigl, Stadt Nürnberg
Ihr Beispiel: Die Wöhrder Wiese in Nürnberg. Dort habe man extra große blaue Müllcontainer aufgestellt. Sauberer wurde die Wiese jedoch nicht. Die Bürger hätten das Ganze falsch verstanden und ihren privaten Hausmüll in die Containern gestopft.
Bamberg setzt auf Größe
Auch für Ulrike Siebenhaar von der Stadt Bamberg ist die "To-GOisierung“ das Hauptproblem. Immer mehr Einweg-Kaffeebecher oder Pappteller landen im Müll und die Müllabfuhr kommt mit dem Entleeren nicht mehr hinterher.
In Bamberg machen dabei vor allem die Sommermonate Probleme: Dann verbringen Bürger und Touristen viel Zeit im Freien. Die Lösung: Abfallhaie. Die Edelstahl-Zylinder haben an gut besuchten Plätzen viele alte Abfalleimer ersetzt. Ihre besondere Beschichtung schützt sie besser vor Vandalismus und Schmutz.
Mittelfristig möchte man in Bamberg sogenannte "Flurcontainer“ einsetzen. Sie sind größtenteils unterirdisch: Der Müll ist versteckter und das Geruchsproblem kleiner.
Ergebnis des Faktenchecks
Ja, die Kommunen dürfen Müllcontainer abnehmen, wenn dort Hausmüll entsorgt wird. Die von uns befragten tun es aber nur in Ausnahmefällen. Vor allem die großen Städte hängen vielmehr Jahr für Jahr mehr Abfallkörbe auf.