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Gegen den Betreuungsnotstand - Immer mehr Eltern wollen ihre eigene Kita gründen

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Immer mehr Eltern in Schwaben gründen ihre eigene Kita

Immer öfter melden Kommunen in Schwaben einen Notstand an Betreuungsplätzen für Kinder. Allein in Augsburg fehlen voraussichtlich an die 700 Kita- und Krippenplätze. Viele Mütter und Väter nehmen das Ganze daher selbst in die Hand.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Im gemütlichen Besprechungszimmer der Elterninitiative "Kindernest" in der Augsburger Altstadt sind vier Mütter vorbeigekommen, um sich zu informieren, wie man eine eigene Kita gründet. Die einen wollen eine ganz bestimmte Art der Betreuung, die anderen finden schlichtweg keinen Platz für ihr Kind. Eine Mutter erzählt: "Ich bin alleinerziehend, jetzt natürlich auch total ratlos, und es ist extrem schwierig für mich."

Eltern organisieren selbst eine Betreuung

Weil die Kommunen schon seit Jahren nicht hinterherkommen mit dem Bau von Krippen und Kindergärten, nehmen viele Eltern das Ganze selbst in die Hand – und zwar erfolgreich, sagt Tobias Schießer. "Wir haben den Waldkindergarten an der Sportanlage Süd gegründet und haben im Moment 45 Plätze. Wir sind gerade dabei, eine zweite Gruppe zu gründen, die weitere 25 Plätze bietet."

Die Nachfrage ist auf beiden Seiten groß: Elterninitiativen würden längst nicht mehr als Eintagsfliegen gelten, sondern seien zum Dauerbrenner geworden, sagt Kathrin Bauer, Fachberaterin im Dachverband Eltern-Kind-Initiativen.

"Wir haben über 20 Elterninitiativen im Dachverband in Augsburg. Da sind welche dabei, die sind seit 35 Jahren in Elterninitiativen und organisieren selbst die Betreuung für die Kinder." Kathrin Bauer, Fachberaterin

Ohne die Elterninitiativen geht es nicht

Diese Entwicklung kennt auch die Stadt Augsburg. Der städtische Sozialreferent Stefan Kiefer weiß, dass es ohne die Initiativen wohl nicht gehen wird. Augsburg habe gegenüber vor zehn Jahren mehr als zehn Prozent mehr Einwohner. Und ganz entscheidend:

"Die Inanspruchnahme der Betreuung ist eine andere. Während Krippe vor zehn Jahren noch selten in Anspruch genommen wurde, ist es jetzt bei vielen Standard, nach einem Jahr wieder in den Beruf zu gehen. Dem muss man Rechnung tragen. Da hat sich was verändert." Stefan Kiefer, Sozialreferent der Stadt Augsburg

Wer einen Raum und ein Konzept vorweisen kann sowie genügend Anmeldungen, der kann auf Mittel vom Staat hoffen. Die kommunalen Jugendämter schauen darauf, dass die Betreuung stimmt und alle Vorgaben eingehalten werden.

Kita in der Erdgeschosswohnung

Auch für Kommunen hat das Ganze klare Vorteile, sagt Iris Hentschel vom Dacherband Eltern-Kind-Initiativen. Denn die Elterninitiativen könnten so oft schneller Entlastung schaffen. "Wir brauchen keinen Neubau, der mit mindestens fünf Gruppen sofort stehen muss. Oft sind es auch Erdgeschosswohnungen oder ganz andere Konzepte wie im Waldkindergarten. Das ist auch angesichts der angespannten Immobilienlage ein ganz großer Pluspunkt."

Trotzdem werden auch in diesem Jahr viele Kinder in Augsburg keinen Krippen- oder Kitaplatz finden. Laut Hentschel werden wohl 620 Kita-Plätze und 120 Krippenplätze fehlen.