Ein BR24-Leser fing die Kräuseljagdspinne - auch als "Nosferatu-Spinne" bekannt - in einem Einweckglas und schickte das Foto an die Redaktion.
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Ein BR24-Leser fing die Kräuseljagdspinne - auch als "Nosferatu-Spinne" bekannt - in einem Einweckglas und schickte das Foto an die Redaktion.

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Ihr Biss schmerzt: "Nosferatu-Spinne" wandert in Bayern ein

Bis vor 20 Jahren lebte die "Nosferatu-Spinne" nur im Mittelmeerraum. Inzwischen hat sie jedoch den Weg gen Norden angetreten und auch Bayern erreicht. Sie beißt zu, wenn man sie reizt. Ihr Biss ist schmerzhaft, aber für Menschen nicht gefährlich.

Achtbeinig, haarig und ziemlich groß – Zoropsis spinimana lässt die Herzen vieler Menschen höherschlagen. Allerdings aus unterschiedlichen Gründen: Wer Angst vor Spinnen hat, dürfte sich mit Grausen abwenden. Fachleute dagegen schauen interessiert hin. Denn die auch als "Nosferatu-Spinne" bekannte Art wird seit kurzem in Bayern häufiger gesichtet. Optisch ähnelt sie einer Tarantel, erinnert aber auch an einen Vampir, daher der Name.

Bis vor 20 Jahren lebte Zoropsis spinimana nur im Mittelmeerraum. Inzwischen hat sie jedoch den Weg gen Norden angetreten. 2005 wurde sie erstmals in Freiburg nachgewiesen. Jonas Wolff vom Zoologischen Institut und Museum der Universität Greifswald beobachtet schon seit einigen Jahren, dass sich die Art in Südwest-Deutschland ausbreitet. Die Kräuseljagdspinne wurde wahrscheinlich mit dem Reiseverkehr mehrfach aus dem Mittelmeerraum eingeschleppt und konnte sich inzwischen bei uns vor allem im städtischen Umfeld etablieren.

Ausbreitung in Deutschland wegen des Klimawandels

Mit fortschreitendem Klimawandel sei eine weitere Ausbreitung zu erwarten, so Wolff: "Wir beobachten das auch bei anderen mediterranen Arten. Systematisch untersucht hat das meines Wissens aber noch niemand."

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Verbreitung der "Nosferatu-Spinne" in Deutschland

Biss schmerzhaft wie ein Wespenstich - aber nicht giftig

Ein BR24-Leser aus Gauting hat vor wenigen Tagen selbst gespürt, wie es sich anfühlt, von einer "Nosferatu-Spinne" gebissen zu werden. Er wollte die friedlich im Hausflur sitzende Spinne mit den bloßen Händen nach draußen tragen, als sie zubiss.

"Mein Leben lang fange ich Spinnen im Haus mit der Hand. Das ist mir noch nie passiert", schildert der Mann sein Erlebnis mit dem Tier. "Sie beißt sofort zu." Der Stich an der Hand schwoll an und wurde sofort rot. "Deutlich zu sehen waren die zwei Einstiche. Ich hätte besser hinsehen sollen, was da an der Wand im Flur sitzt."

Eine solche Hautschwellung um die Bissstelle kann bis zu zwei Tage anhalten. Zwar sind im Grundsatz fast alle Spinnen giftig und setzen ihr Gift bei der Jagd ein. Aber nur die wenigsten Spinnen können durch die menschliche Haut beißen, in Deutschland etwa die Kreuzspinnen, die Wasserspinne und der Ammendornfinger. Und seit neuestem auch die "Nosferatu-Spinne".

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Ursprünglich beheimatet ist die "Nosferatu-Spinne" im Mittelmeer-Raum. Jetzt krabbelt sie aber auch durch Bayern.

Das Gift von Zoropsis spinimana ist für Menschen aber nicht gefährlich. Zudem beißt sie nur zu, wenn sie gereizt wird. Jonas Wolff: "Vor allem im Vergleich zu Bienen und Wespen, aber auch ganz allgemein sind Spinnen in Deutschland, inklusive der einwandernden Zoropsis spinimana medizinisch irrelevant. Ich denke, individuell starke Reaktionen könnten eher als Folge medial geschürte Ängste und Unkenntnis auftreten."

Spiderman ist ein Stubenhocker

Die Nosferatu-Spinne gehört zur Familie der Kräuseljagdspinnen. Sie erreicht knapp zwei Zentimeter Körperlänge und Beinspannweiten von bis zu sechs Zentimetern. Das ist stattlich, aber nicht rekordverdächtig. Eine Besonderheit ist, dass sich die Nosferatu-Spinne selbst an senkrechten Glasscheiben festhalten kann. Möglich machen das spezielle Hafthaare an den Beinen. Obwohl Zoropsis spinimana zu den Webspinnen zählt, baut sie keine Netze, um ihre Beute zu fangen. Stattdessen verfolgt sie ihre Beute und stößt dann blitzartig vor. Fäden spinnen kann sie aber trotzdem: Sie webt ihre Eier in einen Kokon und in ein großes Gespinst aus Kräuselfäden ein und bewacht dieses.

In Südeuropa und Nordafrika lebt die Nosferatu-Spinne bevorzugt in lichten Wäldern und versteckt sich tagsüber gerne unter Steinen und Rinde. In Deutschland ist sie bislang vor allem als Stubenhocker bekannt und wird meist in Gebäuden gefunden – vermutlich, weil sie es gerne warm und trocken hat. Vielleicht wird sie aber in Häusern auch einfach seltener übersehen als im Freien.

Spinnenfunde bitte melden

Fundmeldungen können beim deutschen Spinnenatlas über dieses Formular gemacht werden. Wichtig ist, dass die Funde einmal von einer erfahrenen Person gegengecheckt werden. Das geht am besten über das Diskussionsforum der AraGes.

Darüber hinaus kann man sich über die Europäischen Spinnenarten im Spinnen-Wiki informieren - dies ist ein Community-Projekt mit hoher Qualität und Korrektheit.

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