Hebamme Barbara Sieber wiegt Baby Lia. Die Hebamme wurde Andrea Herrmann erst nach der Geburt über die Hebammenzentrale Schweinfurt vermittelt.
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Hebamme Barbara Sieber wiegt Baby Lia. Die Hebamme wurde Andrea Herrmann erst nach der Geburt über die Hebammenzentrale Schweinfurt vermittelt.

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Hebammenzentrale Schweinfurt vermittelt "Last Minute Hebammen"

Schwangere Frauen in Stadt und Landkreis Schweinfurt sollen es künftig leichter haben, eine Hebamme zu finden. Statt vieler Anrufe genügt jetzt ein Klick im Internet. Die Hebammenzentrale versucht dann freie Hebammen an werdende Mütter zu vermitteln.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Baby Lia liegt entspannt im Wiegetuch und lässt sich von Hebamme Barbara Sieber in die Luft heben. Zehn Wochen ist die kleine Lia nun alt. Als sie auf die Welt kam, hatte ihre Mutter Andrea noch keine Hebamme gefunden. Zwar hatte sie einige Geburtshelferinnen durchtelefoniert, aber entweder hatte sie niemanden erreicht oder die Hebammen hatten keine freien Termine mehr.

Nachsorge nicht ohne Hebamme

Andrea Herrmann gab die Suche auf. Lia ist schließlich bereits ihr drittes Kind. Trotzdem sahen sie Freunde und Bekannte komisch an, wenn sie erzählte, dass sie keine Hebamme hat. Nach der Entbindung merkte Andrea Herrmann, dass sie doch eine Hebamme braucht. In der Klinik wurde ihr die neue Hebammenzentrale Schweinfurt empfohlen. Einen Tag nach der Anmeldung im Internet klingelte schon das Telefon: Hebamme Barbara Sieber hatte kurzfristig noch eine Lücke in ihrem Terminkalender und übernahm die Nachsorge im Wochenbett.

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Hebammenzentrale unterstützt bei der Suche

Seit dem 1. April 2022 haben werdende Mütter oder Frauen, die gerade entbunden haben, die Möglichkeit über die Hebammenzentrale Schweinfurt eine Hebamme zu finden. Das ist ein kostenloses Angebot der GesundheitsregionPlus für die Stadt und den Landkreis Schweinfurt. Die neue Hebammenzentrale soll Schwangere bei der Hebammensuche unterstützen und gleichzeitig die Hebammen von bürokratischen Tätigkeiten entlasten. Koordiniert werden die Anfragen von zwei Hebammen, die langjährige Berufserfahrung haben. Sie suchen nach freien Terminen bei den rund 20 Hebammen, die über die Hebammenzentrale miteinander vernetzt sind und vermitteln diese an die werdenden Eltern.

Hebammen raten, sich früh zu melden

Die Hebammen raten den Müttern dringend sich frühzeitig – auf jeden Fall vor der 12. Schwangerschaftswoche – mit der Hebammenzentrale in Verbindung setzen. Dann hätten die Frauen recht gute Chancen, eine Hebamme zu bekommen. Sollte es doch nicht klappen, können sich die Frauen auf eine Warteliste setzen lassen, erklärt Bärbel Zottmann von der Hebammenzentrale: "Ungefähr vier Wochen vor dem errechneten Termin schicke ich an die Kolleginnen, die im Team dabei sind, raus, wer praktisch ansteht und ob sie noch freie Kapazitäten haben. Das kann bei Hebammen immer wieder mal vorkommen: Eine Frau hat früher geboren, bei einer anderen Frau ist etwas schiefgegangen und die Hebamme hat Kapazität. Dann kann die Hebamme kurzfristig sagen, ich übernehme."

Vermittlung auch nach der Geburt

Aber auch wenn das Baby bereits geboren ist und sich noch keine Hebamme gefunden hat, können sich die Eltern bei der Hebammenzentrale melden, so wie Andrea Herrmann. Sie hatte Glück, denn eine Garantie auf eine Betreuung gibt es leider nicht, bedauert Hebammenkoordinatorin Stefanie Meisner: "Man muss wirklich sagen: Es gibt zu wenig Hebammen. Und es gibt leider immer weniger. Das ist unser großes Problem. Wir versuchen die Anfragen effektiv zu vermitteln, das heißt, dass Hebammen vielleicht doch eine Betreuung mehr annehmen können". Wer kein Glück hat, muss nicht verzweifeln, sondern kann auf die anderen kostenlosen Angebote der Hebammenzentrale zurückgreifen.

Hebammensprechstunde und mobiler Bereitschaftsdienst

Für diese Fälle gibt es zwei weitere Möglichkeiten: Bereits 2019 wurde die Hebammensprechstunde an zwei Tagen in der Woche eingerichtet. Einmal findet sie in Schweinfurt statt, einmal in Gerolzhofen. Zu dieser Notfallsprechstunde können sich die Mütter relativ kurzfristig telefonisch anmelden. Zusätzlich haben die Hebammen für die Monate Juli bis September an drei Tagen in der Woche einen mobilen Bereitschaftsdienst ins Leben gerufen. Denn in den Ferien sind die Hebammen noch weniger greifbar. Zu den Frauen, die auf den mobilen Dienst angewiesen sind, kommt dann nicht immer dieselbe Hebamme, sondern die, die gerade für den Dienst eingeteilt ist beziehungsweise noch freie Kapazitäten hat.

Vorteile auch für Hebammen

Dass es immer weniger Hebammen gibt, bekommen vor allem auch die Hebammen selbst zu spüren. Die Frauen rufen immer später in der Schwangerschaft bei ihr an, weil sie keine Hebamme finden, erzählt Barbara Sieber. Und die Anrufe kommen mittlerweile von immer weiter weg. Sogar aus Würzburg und dem Schweinfurter Hinterland, wohin sie allein vom Zeitplan her gar nicht fahren kann. "Und deswegen ist das mit der Hebammenzentrale so eine gute Sache, weil man ein bisschen effektiver arbeiten kann, oder effizienter vielleicht, weil man kann die Anfragen auch nach dem Wohnort sortieren. Das heißt, ich kann schauen, wer wohnt denn jetzt noch bei mir in der Nähe, wen kann ich vielleicht kurzfristig noch betreuen", sagt Barbara Sieber. Zudem sei man keine Einzelkämpferin mehr, sondern arbeite mit anderen im Team.

Hebammenleistungen für alle Mütter

Ziel der Hebammenzentrale ist es, die Hebammenleistungen der Region Schweinfurt effizient zu verteilen und zu koordinieren und damit allen schwangeren Frauen oder Frauen im Wochenbett den Zugang zu Hebammenleistungen zu ermöglichen. Für "kleinere" Angelegenheiten rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit stehen die Mitarbeiterinnen der Hebammenzentrale telefonisch zur Verfügung. Träger ist das Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt. Gefördert wird dieses Projekt durch die Regierung von Oberfranken, die dafür bayernweit zentral zuständig ist, mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, und den beiden Kreisverwaltungsbehörden Stadt und Landratsamt Schweinfurt.

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