Die Bürgerinitiative "Pro Halfing" hat zur Demonstration gegen die geplante Erdgas-Bohrung aufgerufen.
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Halfinger Bürger demonstrieren gegen die geplante Erdgas-Bohrung

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Halfinger Gemeinderat gegen Erdgas-Bohrung

Überraschung in Halfing im Landkreis Rosenheim: Der Gemeinderat stellt sich mehrheitlich gegen eine geplante Erdgasbohrung der Firma Wintershall-Dea. Die Abstimmung war kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzt worden.

Peter Aicher von der Halfinger Wählervereinigung hatte die Abstimmung kurz vor einer Sitzung des Gemeinderates auf die Tagesordnung gehoben. Die Resolution gegen eine "Wiederinbetriebnahme des Rest-Gasfeldes Irlacher Feld" wurde mehrheitlich angenommen, erfuhr das BR-Regionalstudio Rosenheim von Teilnehmern. Ob damit das Vorhaben gestoppt werden kann, ist unklar. Die Firma Wintershall-Dea hat eine Genehmigung für die Gasförderung beim zuständigen Bergamt Südbayern beantragt. Auf jeden Fall bedeutet diese Positionierung des Gemeinde-Parlaments enormen Rückenwind für die Gegner des Projekts.

Die Argumente der Bürgerinitiative

Die größte Sorge vieler Halfinger ist, dass das Grundwasser verunreinigt werden könnte. Eine Bohrung bis in 2000 Meter Tiefe habe unberechenbare Auswirkungen auf die Wasserströme im Untergrund. Auch die gewaltigen Mengen an Aushub seien gefährlich. Die Bürgerinitiative "Pro Halfing" sammelt Argumente und auch Stimmen für eine Petition gegen die Bohrungspläne. Sie führt auch Beispiele dafür an, dass bei ähnlichen Gasförderanlagen schon massive Verunreinigungen von Grundwasser geschehen seien. So sicher, wie die immer tun, sei das durchaus nicht, sagt Helmut Dörner, der Sprecher von "Pro Halfing".

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Das Irlacher Feld, auf dem die Bohrstelle errichtet werden soll.

Die Erwartungen der Betreiber-Firma

Wintershall hatte bis 1996 bereits zehn Jahre lang bei Halfing Erdgas gefördert. 300 Millionen Kubikmeter sind damals entnommen wurden. Mit einer neuen, verbesserten Bohrung hofft man nun, 1,3 Milliarden Kubikmeter fördern zu können, also wesentlich mehr als vor 25 Jahren. 80.000 Haushalte könnten damit jährlich versorgt werden, so heißt es. Vor allem an regionale Energieversorger solle das Gas geliefert werden. Nach den Planungen von Wintershall-Dea soll im November der Bohrplatz eingerichtet werden und ab März 2022 die Förderung beginnen.

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Kein leichter Gang für die Vertreter von Wintershall-Dea.

Austausch der Argumente pro und contra

Bei einem Dialogforum, das zeitgleich zur Gemeinderatssitzung stattfand, versuchte Derek Mösche, der Sprecher von Wintershall-Dea Deutschland, die Bedenken der Halfinger zu zerstreuen. Er verwies auf die außerordentliche Expertise seiner Firma. Die ist der größte europäische Förderer von Öl und Gas in vielen Ländern der Erde. Mösche kündigte schon für das Wochenende Sondierungsbohrungen auf dem Irlacher Feld an. Damit wolle man genauere Erkenntnisse zum Stand des Grundwassers erhalten. Ein hydro-geologisches Gutachten sei in Auftrag gegeben worden. Dieses diene, so Mösche, aber eher der wissenschaftlichen Begründung der Argumente gegenüber den Bürgern, mit dem Genehmigungsverfahren habe das nichts zu tun.

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Die Bürgerinitiative "Pro Halfing" hat Argumente und Stimmen gegen die Erdgas-Bohrung gesammelt

Auch Vertreter der Bürgerinitiative waren zum Dialog geladen worden. Sie bereiteten den Wintershallern zunächst einen kritischen Empfang. Eine Mahnwache stand Spalier, als die Sprecher der Firma eintrafen. Über zwei Stunden habe man dann Argumente ausgetauscht und Befürchtungen vortragen können. Die Gasfirma ist im Genehmigungsverfahren zu dieser Art Bürgerbeteiligung verpflichtet. Weitere Dialogforen mit ausgewählten Bürgern sind geplant.

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