In einer Schlange vor dem Nürnberger Bürgeramt stehen viele Menschen auf dem Gehsteig.
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Etwa 20 Minuten vor der Öffnung des Bürgeramts warteten schon mehr als 100 Menschen - und es kamen noch mehr dazu.

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Großer Andrang beim "offenen Mittwoch" im Nürnberger Bürgeramt

Schon bevor es losgeht warten mehr als 100 Menschen: Trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt sehen viele Nürnberger ihre Chance, beim neuen "offenen Mittwoch" ohne Termin, einen Ausweis zu beantragen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Karlheinz Schinhammer steht seit 6:30 Uhr als einer der ersten in der Schlange vor dem Bürgeramt in Nürnberg. "Man kriegt im Internet keine Termine, dann muss man sich halt hier anstellen." Etwa zwei Wochen lang hat er es immer wieder auf der Internetseite des Bürgeramts versucht, einen Termin für einen neuen Reisepass zu bekommen. "Das ist dem Bürger eigentlich gar nicht zuzumuten, dass er sich da so früh schon hinstellt."

Etwa 100 Meter weiter hinten in der Schlange steht Sabrina Kotschenreuther - sie sagt, sie versuche es schon seit Oktober, einen Termin zu bekommen. Sowohl Personalausweis als auch Reisepass braucht sie neu. Sie hat nun extra Urlaub genommen, um sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in die Schlange zu stellen.

"Ventil" um Corona-Rückstau besser aufzuholen

Olaf Kuch, Stadtrechtsdirektor und damit Chef des Amtes für Bürgerservice, sieht das Angebot, Mittwochvormittag ohne Termin ins Bürgeramt zu kommen, als "Ventil", um die hohe Nachfrage besser befriedigen zu können. Erst zum zweiten Mal gibt es diese Möglichkeit. "Der Mittwoch ist eigentlich gedacht für Leute, die wirklich dringend etwas brauchen, das auch nicht online erledigt werden kann, wofür man auch keinen Termin bekommt."

Für ihn war es erwartbar, dass der Andrang bei den ersten Terminen so groß ist. Denn während der Pandemie habe sich ein großer Rückstau gebildet, weil in den letzten zwei Jahren weniger Menschen beispielsweise neue Ausweise beantragt hätten. Trotz der hohen Nachfrage habe das Kontingent am vergangenen Mittwoch jedoch ausgereicht - gegen 11.00 Uhr seien Nürnbergerinnen und Nürnberger ohne Wartezeit drangekommen, sagt Kuch.

Weniger Kapazitäten wegen Abstandsregeln

Jeweils um 8.00 Uhr und um 10.00 Uhr verteilen Männer des Sicherheitsdienstes bis zu 200 Wartemarken. Danach werden den Vormittag über nach und nach jeweils 30 Menschen eingelassen, damit nicht zu viele Menschen gleichzeitig im Gebäude sind.

Vor der Pandemie konnten die Nürnbergerinnen und Nürnberger einfach ohne Termin ins Bürgeramt kommen. Oft musste auch dann lange gewartet werden, zu manchen Tageszeiten ging es auch mal schneller. Wegen der Corona-Beschränkungen dürfen nun nicht mehr so viele Menschen gleichzeitig ins Gebäude - nur etwa 700 Personen kommen deshalb täglich dran, sagt Kuch. Vor der Pandemie waren es am Tag manchmal mehr als 1000 Menschen.

Termine werden mittlerweile auch kurzfristiger freigeschaltet

Um ständige Schlangen zu vermeiden, setzt Nürnberg deshalb in der Pandemie auf Termine, die man Online vereinbaren kann. Allerdings sind die oft schnell ausgebucht. Kuch erklärt, dass man bei der Vergabe nun kurzfristiger vorgehe. Nicht alle Termine für einen Tag seien sofort buchbar. Etwa 200 Termine werden nun drei Monate im voraus freigeschaltet, 400 Termine werden freitags für jeden Tag der kommenden Woche freigeschaltet, und jeden Morgen nochmal etwa 100, sagt Kuch.

Allerdings kämen viele Bürgerinnen und Bürger für Anliegen, für die sie gar nicht vor Ort erscheinen müssten, beispielsweise Meldebescheinigungen. "Uns wäre mal geholfen, wenn tatsächlich auch Viele, die jetzt auch hier stehen, da bin ich mir sicher, die Dinge online machen würden, die sie online machen könnten."

Zu wenig Personal erschwert die Situation zusätzlich

Zum Rückstau wegen der Corona-Pandemie kommen laut Kuch außerdem noch offene Stellen, die schwer zu besetzen sind. Etwa 70 Menschen arbeiten an den Schaltern, es könnten 16 mehr sein, aber die Stellen können aktuell nicht besetzt werden.

Wie lange es dauern wird, den Rückstau abzuarbeiten, kann Kuch schwer abschätzen. Man werde aber alles dafür tun, dass die Reisepässe bis zu den Osterferien abgearbeitet sind. Für diejenigen, die sich an diesem zweiten offenen Mittwoch angestellt haben, wird der Urlaub an Ostern wohl klappen - die Wartemarken haben ausgereicht, teilt die Stadt mit. Während des Vormittags habe das Bürgeramt die Anliegen von ungefähr 400 Nürnbergerinnen und Nürnbergern bearbeiten können.

Lange Schlangen am "offenen Mittwoch"
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Lange Schlangen am "offenen Mittwoch"

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