Wasser aus dem Hahn

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Giftiges Trinkwasser in Altötting: SPD sieht Versäumnisse

Über Jahre war in der Region Altötting eine Chemikalie im Trinkwasser. Laut Behörden lag die Belastung unter den Leitwerten. Nach Ansicht der Landtags-SPD hätten die Behörden früher reagieren müssen. Von Regina Kirschner

Über dieses Thema berichtet: Bayern am .

SPD-Umweltschützer spricht von "unfassbaren Verzögerungen“. Seit zwölf Jahren untersuchen die Behörden Boden und Trinkwasser in der Region Altötting auf Rückstände des womöglich krebserregenden Stoffs. Für den SPD-Politiker von Brunn steht fest: Es müssen endlich klare Ergebnisse her.

"Die Menschen vor Ort leben mit der ständigen Gefahr von Spätschäden. Und die Verantwortlichen lassen sich gemütlich Zeit." Florian von Brunn, SPD-Landtagsabgeordneter
"Die Zeitdauer der gesamten Untersuchungsschritte ist von Fall zu Fall unterschiedlich und hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab (z. B. Größe der zu untersuchenden Fläche, Komplexität des Sachverhalts, Anzahl und Art der Stoffe)." Bayerisches Umweltministerium

Giftige Rückstände im Blut

Vorletztes Jahr sind bei Bürgern im Rahmen von Blutspenden bis zu 20-fach erhöhte Werte der Chemikalie entdeckt worden. Die als giftig eingestufte Säure wurde bis vor einigen Jahren legal im Chemiepark bei Altötting verwendet. Über Luft, Boden und Grundwasser ist sie ins Trinkwasser geraten. Fraglich findet SPD-Politiker von Brunn nun, "dass man den Bock zum Gärtner gemacht hat und die Firma selbst das regeln lässt".

Ministerium beruft sich auf Bundes-Bodenschutzgesetz

Die Firma hat dafür ein Ingenieurbüro beauftragt. So ist es Gesetz, erklärt das Umweltministerium. Für sog. Detail- oder Sanierungsuntersuchungen ist demnach der Verursacher in der Pflicht. Zuvor hat es laut Ministerium zudem mehrere Untersuchungen von Behörden gegeben.

"So folgt nach der Erfassung der Fläche eine historische Erkundung durch die zuständige Bodenschutzbehörde (in Bayern die Kreisverwaltungsbehörde), danach die orientierende Untersuchung durch das Wasserwirtschaftsamt. Erst die nächsten Schritte – die sog. Detailuntersuchung, die Sanierungsuntersuchung und die Sanierung – werden durch den Verantwortlichen gemäß Bodenschutzrecht auf dessen Kosten durchgeführt. Das Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) sieht hier den Handlungsstörer (Verursacher) und/oder den Zustandsstörer (Grundstückseigentümer) in der Pflicht." Bayerisches Umweltministerium

Blutentnahmen womöglich ab März

Auch das Gesundheitsministerium will die Kritik der SPD-Landtagsfraktion, man habe sich nicht rechtzeitig und genug gekümmert, so nicht hinnehmen. Das Ministerium verweist auf verschiedene Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor PFOA. So ging 2009 der erste Aktivkohlefilter bei einem örtlichen Wasserversorger in Betrieb. Außerdem wurden besonders belastete Trinkwasser-Brunnen abgeschaltet, oder es wurde unbelastetes Wasser beigemischt. Im kommenden Jahr sollen weitere Filteranlagen in Betrieb gehen. Um die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen zu überprüfen, werde demnächst das Blut von insgesamt 750 Menschen untersucht.

"Zur Überprüfung des Erfolges der verschiedenen bereits eingeleiteten Maßnahmen wie Umstellung der Trinkwasserversorgungssysteme und Einbau von Aufbereitungsanlagen mit Aktivkohlefilterung, bei der die perfluorierten Substanzen weitgehend aus dem Trinkwasser entfernt werden, wurde – zusätzlich zu den ohnehin stattfindenden Trinkwasseruntersuchungen - vom LGL ein HBM-Konzept entwickelt. Dabei wird die Blutbelastung von Personen aus Gemeinden mit betroffenen Trinkwasserversorgungen untersucht." Bayerisches Gesundheitsministerium

Finanziert werden die Untersuchungen (ca. 41.000 Euro) vom Gesundheitsministerium. Ende des Jahres sollen sie abgeschlossen sein. Die Ergebnisse werden laut Ministerium dann sowohl im Internet veröffentlicht als auch vor Ort vorgestellt.