Ende der fehlgeschlagenen Befreiungsaktion in der Nacht zum 06.09.1972 auf dem Militärflughafen in Fürstenfeldbruck: Ein Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes ist nur noch ein Wrack (l). Im Hintergrund startet eine US-Transportmaschine mit dem ums Leben gekommenen israelischen Ringer David Berger. Alle neun israelische Geiseln, fünf arabische Terroristen und ein Münchner Polizist kommen bei der Aktion ums Leben. Arabische Terroristen der Untergrundorganisation "Schwarzer September" waren bei den Olympischen Spielen in München am frühen Morgen des 5. September in das Olympische Dorf eingedrungen, hatten neun israelische Athleten überwältigt und zwei erschossen. Ihr Ultimatum: Freilassung von 200 gefangenen Palästinensern und freier Abzug mit den übrigen Geiseln.
Bildrechte: picture-alliance / dpa | dpa

Ende der misslungenen Befreiungsaktion vom 06.09.1972 in Fürstenfeldbruck: Hier starben neun israelische Geiseln, fünf Terroristen, ein Polizist.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Gedenken an Olympia-Attentat: Bundesregierung um Einigung bemüht

Am 5. September jährt sich der Terroranschlag auf die israelische Olympia-Mannschaft in München zum 50. Mal. Die Bundesregierung müht sich noch immer um eine Einigung, doch von Opfer-Vertreterin Ankie Spitzer werden derweil neue Vorwürfe bekannt.

Kurz vor dem 50. Jahrestag des Terrorangriffs auf die israelische Olympia-Mannschaft in München bemüht sich die Bundesregierung immer noch intensiv um eine Einigung mit den Angehörigen der Opfer. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte am Mittwoch, die Bundesregierung bedauere, "dass es bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gelungen ist, mit den Hinterbliebenen einen Konsens zu erzielen". Die "vertrauensvollen Gespräche" würden jedoch fortgesetzt.

Die Bundesregierung setze sich dafür ein, einen Weg zu finden, damit sich die Hinterbliebenen doch noch zur Teilnahme an der geplanten Gedenkveranstaltung in Fürstenfeldbruck am 5. September entschließen könnten.

Spaenle stellt Gedenkveranstaltung infrage

Die Durchführung der ganzen Gedenkveranstaltung wurde zuletzt vom Antisemitismusbeauftragten der bayerischen Staatsregierung, Ludwig Spaenle, infrage gestellt, da die Angehörigen der Opfer ihr Fernbleiben angekündigt haben. Spaenle sprach von einem "Staatsversagen erster Ordnung".

Opfervertreterin: Schande, immer noch über Geld reden zu müssen

Derweil nimmt auch Ankie Spitzer, die Witwe des beim Olympia-Attentat 1972 in München ermordeten israelischen Fechttrainers André Spitzer, in einem Interview mit der Zeitschrift Stern Stellung. Sie erhebt schwere Vorwürfe gegen Deutschland. "Es ist eine Schande, dass ich nach 50 Jahren immer noch über Geld reden muss", zitiert sie der "Stern". "Ich will nicht wie eine Bettlerin behandelt werden."

Spitzer: Bin "wie eine Kakerlake" behandelt worden

Spitzer fordert im Namen der Opfer-Angehörigen finanzielle Entschädigungen von Deutschland, über die bisher geleisteten Zahlungen hinaus. Bei ihrem Wunsch nach Akteneinsicht sei sie von den deutschen Behörden "wie eine Kakerlake" behandelt worden, klagt sie.

Die Bundesrepublik müsse sich zu ihrer Mitverantwortung bekennen: "Deutschland wollte 1972 die Nazi-Olympiade von Berlin vergessen machen. Es wollte unbedingt, dass jüdische Sportler dabei sind, doch es hat sie nicht beschützt. Ein Gastgeber ist für seine Gäste verantwortlich. Aber nie hat auch nur einer zu uns gesagt: Es tut mir leid. Wie einfach wäre das gewesen, wie viele Wunden hätte das geheilt. Dieser eine Satz: Es tut mir leid."

Elf Teammitglieder und ein Polizist getötet

Am 5. September 1972 hatten palästinensische Terroristen bei den Olympischen Spielen in München die israelische Mannschaft überfallen. Elf Mitglieder des Teams und ein Polizist wurden getötet.

Sprecherinnen der Opferfamilien hatten vor dem anstehenden Jahrestag ein Entschädigungsangebot des Bundes als unzureichend zurückgewiesen. Wegen des seit Jahren schwelenden Streits wollen die Angehörigen der Opfer nicht an der Gedenkveranstaltung teilnehmen.

"Hoffentlich können wir es lösen"

Ein ranghoher israelischer Vertreter in Jerusalem sprach von einem "sehr komplizierten, sensiblen Thema". Man sei in Gesprächen mit der deutschen Regierung, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe mehrere Male über dieses Thema gesprochen. "Wir versuchen, einen Weg zu finden, dies so wenig schmerzhaft wie möglich für die Familien zu machen. Wir versuchen, es zu lösen. Es hat schon zu lange gedauert. Hoffentlich können wir es lösen."

Mit Material von dpa

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!