Kerzenlicht erhellt einen Sicherungskasten (Symbolbild)
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Für mögliche Stromausfälle: Kerzen, Lebensmittel, "Leuchttürme"

Für mögliche Stromausfälle: Kerzen, Lebensmittel, "Leuchttürme"

Auch wenn Experten lange Stromausfälle für unwahrscheinlich halten, bereiten sich viele Kommunen in Bayern sicherheitshalber vor. Helfen sollen dann "Leuchttürme" – sozusagen Strom-Oasen für lebensnotwendige Dinge wie die Akkus von Beatmungsgeräten.

Das Szenario eines mehrtägigen oder gar wochenlangen Stromausfalls kennt man bislang eher aus Katastrophenfilmen. Die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöste Energiekrise in Deutschland lässt nun diese Gefahr zumindest realistischer erscheinen – auch wenn bereits in früheren Jahren die Möglichkeit solcher Stromausfälle bestand. Und auch wenn die Bundesnetzagentur ein solches Szenario jüngst auf BR-Anfrage für "sehr unwahrscheinlich" hielt.

  • Zum Artikel: Angst vor Stromausfall – Braucht es jetzt Notstromaggregate?

Taschenlampen, Kerzen, haltbare Lebensmittel

Um trotzdem für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein, entwickeln immer mehr bayerische Städte und Kommunen konkrete Notfallpläne. Beispiel Augsburg: Hier betonen die Verantwortlichen zwar auch, dass die Wahrscheinlichkeit für einen kompletten Stromausfall in Deutschland als gering eingestuft werde. Dennoch sollten die Bürgerinnen und Bürger auch ihren Beitrag leisten, "um für den Krisenfall gut vorbereitet zu sein", sagt Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU). Konkret gehe es darum, mit Taschenlampen und Kerzen, haltbaren Lebensmitteln, Frischwasser, einem batteriebetriebenen Radio und ähnlichem eine private Notvorsorge zu schaffen.

In Augsburg sollen bei einem länger andauernden Stromausfall die Berufsfeuerwehr und die Freiwilligen Feuerwehren sogenannte Leuchttürme aufbauen. Dort würde dann an einzelnen Orten in den Stadtteilen mit Hochleistungsgeneratoren Strom zur Verfügung gestellt. Die Menschen könnten dort Babynahrung erwärmen oder lebensnotwendige Akkus von Beatmungsgeräten laden, erläutert die Stadt. Für die Trinkwasserversorgung gebe es Notbrunnen – und für die Kommunikation der Einsatzkräfte Satellitentelefone.

Notfallpläne auch in Landshut und Nürnberg

Solche Leuchttürme – also letztlich Strom-Oasen an verschiedenen Stellen – planen auch andere bayerische Städte. Diese Plätze wären im Notfall zudem zentrale Stellen im Stadtgebiet, die den Menschen als Anlaufstellen dienen sollen, erläutert Johannes Viertlböck von der Stadt Landshut. "Dort wären unter anderem Erste Hilfe und Informationen zur aktuellen Lage erhältlich."

In Nürnberg würden die Gerätehäuser der Feuerwehren zu solchen "Leuchttürmen", erläutert Andreas Franke von der Stadtverwaltung. Dort könnten dann auch Notrufe veranlasst sowie Ruhe- und Wärmebereiche kurzzeitig angeboten werden. Zur Information der Bevölkerung setzt die Frankenmetropole auf 106 einsatzbereite Sirenen im Stadtgebiet. Kein unwichtiger Baustein im Krisenmanagement: In den vergangenen Jahren wurde klar, dass moderne Alternativen wie Katastrophen-Apps für Smartphones die traditionelle Sirene nicht ersetzen können.

Bundesamt rät zu genereller Notreserve

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz wies bereits vor der aktuellen Energiekrise und auch schon vor der Corona-Pandemie darauf hin, dass Menschen bei sich daheim Notreserven anlegen sollten. Entsprechende Informationen wurden bereits vor Jahren veröffentlicht.

Bei einem längeren und flächendeckenden Stromausfall blieben Supermärkte und Tankstellen geschlossen, warnt die Behörde. "Auch Kühlschrank und Gefrierfach fallen aus – und je nach regionalen Voraussetzungen kommt auch kein Trinkwasser mehr aus dem Wasserhahn."

Energienotfall: Was wirklich wichtig wäre

In einem Energienotfall geht es darum, insbesondere die sogenannte kritische Infrastruktur mit Strom zu versorgen. Kliniken haben meist eigene Generatoren, die bei einem Netzausfall erst einmal einspringen. Ähnliches gelte für Sicherheitsbehörden und die Betriebe der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, damit diese mit Notstromaggregaten handlungsfähig blieben, erklärt ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums. "In der Regel ist das für einen Zeitraum von mindestens 24 Stunden über entsprechende Treibstoffvorräte gesichert."

Die Stadt München weist darauf hin, dass auch Altenheime oder andere Pflegeeinrichtungen in diese Kategorie fielen. Sie würden deshalb im Notfall vorrangig mit Energie versorgt. Allerdings gab es auch in der Landeshauptstadt zuletzt Entwarnung: Die Münchner Stadtwerke (SWM) befürchten keine großen Strom- oder Netzausfälle im kommenden Winter. "Es gibt keine Blackout-Gefahr", sagte SWM-Chef Florian Bieberbach im Wirtschaftsausschuss des Münchner Stadtrates.

Energieversorger warnen vor Folgen für die Wirtschaft

Die Energieversorger schlagen derzeit aber aus einem anderen Grund Alarm – und fordern Hilfe von Bund und Ländern. "Insbesondere in den Bereichen Beschaffung und Sicherheiten, Abschläge und Preisanpassung sowie Abrechnung und Zahlungsausfall führt die aktuelle Situation am Energiemarkt zu sehr großen Problemen bei Energieversorgern", heißt es in einer aktuellen Erklärung des Deutschen Städtetags, des Städte- und Gemeindebund, des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU).

Die Probleme hätten "unmittelbare Folgen auch für die übrige Wirtschaft", heißt es in dem Papier weiter. "Denn die Energieversorger sehen sich aufgrund überbordender Kosten und Sicherheitsanforderungen immer weniger dazu in der Lage, die für die gewerbliche und industrielle Tätigkeit notwendige längerfristige Kalkulierbarkeit von Energielieferungen zu gewährleisten." Gewarnt wird auch vor einer "bedrohlichen Kettenreaktion und dem Ausfall systemrelevanter Strukturen für die gesamte Kommune".

Mit Informationen von dpa und AFP

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