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Die Schutzengelkirche in Eichstätt

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Finanzskandal im Bistum Eichstätt: Beschuldigte auf freiem Fuß

Im Februar erschütterte die Nachricht viele Katholiken. Wegen dubioser Immobiliengeschäfte soll das Bistum Eichstätt rund 50 Millionen Euro verloren haben. Die Beschuldigten sind jetzt aus der U-Haft entlassen. Von Tobias Betz und Markus Kaiser

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Im Februar dieses Jahres wird der Skandal öffentlich: Möglicherweise hat das Bistum Eichstätt rund 60 Millionen US-Dollar wegen dubioser Darlehensgeschäfte in den USA verloren. Bischof Gregor Maria Hanke stellt Strafanzeige. Der ehemalige stellvertretende Finanzdirektor und dessen Geschäftspartner kommen in Untersuchungshaft. Die Beschuldigten sollen nicht nur riskant und spekulativ das Kirchenvermögen angelegt, sondern auch mit krimineller Energie in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, so der Verdacht.

Beschuldigte aus U-Haft entlassen

Jetzt sind beide wieder auf freiem Fuß. Wie die Staatsanwaltschaft München II dem Bayerischen Rundfunk bestätigte, ist der Haftbefehl gegen den Immobilienentwickler aus den USA, der aus Deutschland stammt, außer Vollzug gesetzt worden. Zuvor war auch der frühere stellvertretende Finanzdirektor des Bistums aus der U-Haft entlassen worden. Teilweise seien die Beschuldigten geständig gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen wegen Untreue, Bestechlichkeit und Bestechung gehen nach Angaben der Ermittlungsbehörde weiter.

"Wenn ich zurückschaue, dann frage ich mich immer wieder, ob ich mich mit meinem Ansinnen, die Transparenzoffensive voranzutreiben, vielleicht mit mehr Entschiedenheit auch Widerständen hätte begegnen können und auch müssen." Gregor Maria Hanke, Bischof von Eichstätt, im Februar 2018

Schaden in zweistelliger Millionenhöhe?

Von den verspekulierten Krediten sind laut Diözese bereits etwa fünf Millionen US-Dollar an das Bistum Eichstätt zurückgeflossen. Die Staatsanwaltschaft geht nur noch von einem gesicherten Vermögensschaden von rund einer Million Dollar aus. Dabei handele es sich um Bestechungszahlungen. Wie viel Geld das Bistum Eichstätt durch die faulen Immobilienkredite tatsächlich verloren hat ist aber nach wie vor offen. Eine seriöse Schätzung sei aus heutiger Sicht nicht möglich, so das Bistum: "Bei Berücksichtigung sämtlicher bislang bekannt gewordener Parameter dürfte jedoch nach Einschätzung unserer Anwälte ein Schaden im zweistelligen Millionenbereich realistisch sein."

Laien wenden sich an den Vatikan

Währendessen versucht eine kleine Gruppe von Laien, den Vatikan im Eichstätter Finanzskandal einzuschalten. Walter Hürter hat Bischof Gregor Maria Hanke in Rom angezeigt. Sein Vorwurf: Er habe im Zuge des Finanzskandals seine Amtspflichten schwerwiegend verletzt: „Es geht um den Umgang mit dem Geld in einer kirchlichen Gemeinschaft, die sicherlich nicht in erster Linie spekulieren soll.“ Im Antwortschreiben aus Rom heißt es, dass der Fall vor Gericht in München geprüft werde. Der Vatikan warte auf das Ergebnis dieses Verfahrens, schreibt der zuständige Sekretär der Kleruskongregation.