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Spritze, Stethoskop und Pillen auf einem Tisch

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Fehler im OP: So wehrt sich ein falsch behandelter Patient

Jeder Arzt in Deutschland ist verpflichtet, seine Patienten gewissenhaft zu behandeln. Aber es kann vorkommen, dass bei der Therapie Fehler unterlaufen - mit weitreichenden Folgen. Immer mehr Patienten wehren sich gegen Behandlungsfehler.

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Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Franz Müller ist 44 Jahre alt, ein großer, breitschultriger Mann. Einer, dem man ansieht, dass er mal richtig anpacken konnte. Er war Maurer und baute Häuser. Heute ist er auf eine Gehhilfe angewiesen.

"Mein Leben ist beschissen. Hartz IV, das ich bekomme, reicht vorne und hinten nicht." Franz Müller

Rückblick

Eine harmlose Fußverletzung verändert das Leben von Franz Müller für immer. Vor acht Jahren knickt Müller mit dem Fuß um und verletzt sich am Sprunggelenk. Damit geht er zum Arzt. Dieser diagnostiziert Gicht - obwohl Müller die gar nicht hat. Weil die Therapie auch nach sechs Monaten nicht anschlägt und die Schmerzen bleiben, geht Müller zum Orthopäden. Der ist sich sicher: Das muss operiert werden. Beim Eingriff fängt sich Müller einen Keim ein, die Wunde entzündet sich. Seitdem plagen ihn chronische Schmerzen.

Arbeiten kann er seitdem nicht mehr. Auch nicht Autofahren oder richtig gehen. Er muss alle vier Wochen zum Arzt. Dass da etwas schief gelaufen sein muss, merkt Müller schon eine dreiviertel Stunde nach dem Eingriff. Der Gedanke, dass er sich gegen die Behandlungsfehler wehren könnte, kommt Müller sofort.

"Ich wünsche mir, dass die Verantwortlichen verurteilt werden und dass unsere Politik mal genauer hinschaut." Franz Müller

Müller rät anderen Betroffenen, sich professionelle Hilfe zu holen. Er ging sofort zu einer Anwältin. Alexandra Glufke-Böhm aus Regensburg ist auf Behandlungsfehler spezialisiert und vertritt seit mehr als 20 Jahren ausschließlich Opfer. Dennoch schocken sie Schicksale, wie das von Franz Müller, noch immer.

"Wir haben über die Jahre festgestellt, dass die Fälle drastischer werden. Die Fälle werden krasser. Wenn etwas falsch gemacht und einfach zugenäht wird, in der Hoffnung, dass das keiner merkt, das entsetzt uns." Alexandra Glufke-Böhm

Krankoperiert - dauerhaft krank

Viele Menschen scheuen sich davor, anwaltlichen Beistand zu holen. Das ändere sich nur langsam. Glufke-Böhm findet, dass Ärzte heute keine unantastbaren Götter in Weiß mehr sind, und wünscht sich, dass mehr Menschen gegen Behandlungsfehler vorgehen. Im Fall von Franz Müller hat sie ein Gutachten erstellen lassen, das klar besagt, dass das Bein niemals operiert hätte werden dürfen. "Das Fatale war, dass der Operateur falsch lag. Krankoperiert - und zwar dauerhaft krank", sagt Glufke-Böhm.

Franz Müller und seine Anwältin arbeiten jetzt an einer Klage gegen die Klinik, für die der behandelnde Arzt arbeitet. Oft geht es bei solchen Verfahren um Schmerzensgeld, das die Versicherungen der betroffenen Krankenhäuser bezahlen müssen oder um Entschädigungen für Verdienstausfälle. Müllers Schmerzen könnte ein Erfolg vor Gericht zwar nicht lindern, ihm aber etwas Gerechtigkeit bringen.