Verlassener Vater hält einen Teddy in der Hand (Symbolbild)
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Trennungsväter kämpfen um ihre Kinder (Symbolbild)

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Entfremdung: Wie Trennungsväter um Kontakt zu ihrem Kind kämpfen

Entfremdung: Wie Trennungsväter um Kontakt zu ihrem Kind kämpfen

Zehntausende Kinder verlieren jedes Jahr den Kontakt zu einem Elternteil, nachdem sich die Eltern getrennt haben. Ein Grund: bewusste Entfremdung. Experten und Betroffene fordern im BR-Politikmagazin Kontrovers mehr Sensibilität für das Problem.

Von
Beate Greindl

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Es ist seit Jahrzehnten ein großes Problem bei Trennungsstreitigkeiten: Jahrelange Gerichtsverfahren, in denen die Kinder zwischen die Fronten geraten. Entfremdung heißt das Phänomen, also Kontaktabbruch zu dem anderen Elternteil, ohne dass dieser sich strafbar gemacht hätte oder ohne dass es zu Verfehlungen durch ihn gekommen wäre.

Ein Gefühl von "tiefer Trauer und Verzweiflung"

Lukas M. (Name geändert) ist von langen Gerichtsverfahren an den Rand seiner Belastungsgrenze gekommen. "Das ist ein Gefühl, das ist der Hammer", sagt der 52-Jährige im Interview mit dem BR-Politikmagazin Kontrovers, "tiefe Trauer, Verzweiflung". Seit knapp drei Jahren hat er seine Tochter nicht mehr gesehen, seit fünf Jahren laufen die Gerichtsverhandlungen um die Umgänge mit seinem Kind.

Vorwürfe nicht erhärtet

Lukas M. erbat beim Jugendamt Hilfe, als mehrfach Umgangstermine mit der Tochter kurzfristig abgesagt wurden. Der Konflikt spitzt sich zu, als Fotos mit blauen Flecken auftauchen: Ohne Datum – aber angeblich Folgen der Umgänge. Lukas M. muss Stellung beziehen auch vor Gericht. Nachdem sich die Vorwürfe vor dem Amtsgericht nicht erhärten lassen, werden neue Termine für Vater-Tochter-Treffen festgelegt, doch auch dazu kommt es nicht mehr. Lukas M. weiß nicht, ob er jemals wieder Umgangskontakte bekommt und wenn ja, wann dies sein wird. Dies entscheidet nun das Oberlandesgericht, wo das Verfahren Jahre in Anspruch genommen hat.

Kritik Betroffener an langen Gerichtsverfahren

Der Pressebeauftragte des Vereins für getrennt Erziehende "Mama Papa Auch", Ulf Hofes, kennt das Problem aus vielen ihm bekannten Fällen. Über 1.000 betroffene Mütter und Väter hat sein Verein befragt. 80 Prozent waren mit den Abläufen in familiengerichtlichen Verfahren nicht zufrieden. In 83 Prozent äußerten sie Kritik an der überlangen Verfahrensdauer. Der Verein "Mama Papa Auch" bietet Fortbildungen für Jugendämter und Gerichte an - doch Hofes kritisiert: Vielfach gebe es zu wenig Interesse und finanzielle Möglichkeiten.

"Bei sehr vielen Gerichten gibt es immer noch die Überzeugung, ein Kind gehört zur Mutter, da gibt es aber viele Beweise für das Gegenteil: Ein Kind braucht beide Eltern." Ulf Hofes, Mama Papa Auch e.V.

Entfremdung - Ein unterschätztes Problem

Statistisch ist Entfremdung ein Dunkelfeld: Eine Studie der Hertie-School of Governance von 2018 bezifferte den Anteil der Scheidungsväter, die selten oder keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern haben, auf 22 Prozent in West- und 29 Prozent in Ostdeutschland. Welche Einflussfaktoren für die Vater-Kind-Kontakte eine Rolle spielen, sei aber für Deutschland bisher kaum untersucht worden. Der Psychologe und Leiter der "Petra"-Forschungsstelle, Stefan Rücker, rechnet damit, dass 30.000 bis 40.000 Kinder jährlich von Entfremdung betroffen sind. Meistens erfolge der Kontaktabbruch zum Vater.

Und Rücker beklagt, dass die Folgen von Kindesentfremdung auch bei Jugendämtern und Richtern nicht ausreichend bekannt seien. Mehr Fachwissen sei notwendig - Rücker betreut selbst Betroffene.

"Die betroffenen Kinder haben ein stark erhöhtes Risiko, Depressionen zu entwickeln, Angststörungen, Alkohol oder Drogenabhängigkeiten. Das ist kein Kavaliersdelikt, das ist tatsächlich psychische Misshandlung. Denn es ist gegen die Natur, wenn man ein Elternteil, eine Bindungsfigur, aus dem Leben des Kindes ausschließt. Dass dies folgenlos bleibt für Kinder, das ist ein Irrglaube." Stefan Rücker, Psychologe und Leiter der Petra-Forschungsstelle

Spätere Wut und Enttäuschung beim Kind

Charlotte W. (Name geändert) durfte ihren Vater als Kind nur selten sehen, nachdem sich die Eltern getrennt hatten. Zeitweise konnte sie ihren Vater, ihre wichtigste Bezugsperson, wie sie sagt, gar nicht sehen. Im Kindergarten und in der Schule galt sie danach als verhaltensauffällig, hatte depressive Phasen und Ängste. Noch heute spürt sie die Folgen von damals: "Ich hatte ein fehlendes Grundvertrauen. Grundsätzlich bin ich halt ein bisschen misstrauisch und denke, vielleicht will die Person nicht das Beste für mich." Das Jugendamt und das Gericht habe nicht wirklich interessiert, wo sie am besten aufgehoben sei, meint Charlotte W. heute. Rückblickend empfinde sie deshalb "Wut und Enttäuschung".

Väterperspektiven: Wenn der Kampf ums Kind in die Entfremdung führt

Väterperspektiven: Entfremdung vom Kind (Symbolbild)
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Väterperspektiven: Entfremdung vom Kind (Symbolbild)

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