Vier Eisschnellläufer laufen gebückt hintereinander her.
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Eisschnellläufer aus Brasilien, Frankreich, England, Estland und Deutschland trainieren zusammen in der Max-Aicher-Arena.

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Eisiges Ehrenamt: Trainieren für Olympia auf eigene Faust

Sie haben kein Geld, aber Talent: Junge Profi-Eisschnellläufer aus aller Welt rasen in der Max Aicher Arena in Inzell über das Eis. Ihr Trainer auf dem Weg zu großen Zielen ist ein Inzeller, der die jungen Sportler unentgeltlich trainiert.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

In der Turnhalle neben der Max Aicher Arena wärmen sich morgens um 9.30 Uhr acht Sportler auf. Danach geht es aufs Eis zum Intervalltraining. Sie haben sich der Trainingsgruppe von Michael Restner angeschlossen. Der gebürtige Inzeller gehörte selbst mal zum Nachwuchs.

Ehrenamtlicher Trainer und Idealist

Heute trainiert der Gemeindemitarbeiter seine Sportler unentgeltlich, mit viel sportlichem Idealismus. Sein Training hat sich herumgesprochen. Einige Talente konnten sich in der Vergangenheit bei ihm verbessern, wie etwa die deutsche Eisschnellläuferin Katja Franzen, die 2014 wieder in den leistungsmäßigen Wettkampfsport eingestiegen ist und 2019 deutsche Meisterin auf der Kurzstrecke über 500 Meter wurde.

Gute Entwicklungschancen im internationalen Team

Inzwischen trainiert er eine Gruppe von acht bis zehn Nachwuchssportlern aus Brasilien, Estland, England und Frankreich. Mit dabei ist auch die 24-jährige Lea Behlau. Sie kommt ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen und hat beinahe ihr ganzes Leben auf der Eisbahn und in Kadern verbracht. Nach mehreren Trainerwechseln und einer zweijährigen Auszeit hat sie vor einem halben Jahr bei Michael Restner angefangen.

In wenigen Monaten hat sie dann die Qualifikation für die Europameisterschaften am renommierten Eisschnelllauf-Standort in Heerenveen in den Niederlanden geschafft. "Es ist sogar realistisch geworden, meine Bestzeiten aus Calgary zu verbessern, dort bin ich 2015 meine persönlichen Rekorde gefahren", sagt sie in der Pause zwischen den Intervall-Läufen. Die Eisbahn in der kanadischen Stadt Calgary gilt als eine der schnellsten in Übersee.

Weltklasse - auch ohne Sportverband

An sechs Tagen die Woche trainieren die jungen Talente auf ihre ganz persönlichen Ziele hin. Es geht um Bestzeiten, Qualifikationen für den Weltcup, langfristig sogar um Olympia. Auch der 19-jährige Mathieu Beloir aus Frankreich verbringt die ganze Winterssaison in Inzell, ohne finanzielle Unterstützung eines Sportverbands. "Der Eisschnelllauf ist nicht so populär in Frankreich und es gibt nur wenige Profisportler", sagt er. Deshalb müssen seine Eltern das Training organisieren und finanzieren. Trotzdem ist er unter den besten drei in der Welt in seiner Altersklasse.

Lokale Sponsoren zahlen den Halleneintritt

Für andere in der Gruppe, etwa die beiden Esten, kommt der heimische Sportverband für die Verpflegung, den Halleneintritt und die Miete in Inzell auf. Ein paar lokale Sponsoren finanzieren den Halleneintritt, Massagen und Kraftraummiete für die anderen in der Gruppe. Aber auch ohne großen Sponsor im Rücken entwickelt sich Michael Restners Nachwuchs gut. "Die Fortschritte waren sagenhaft, keiner hätte damit gerechnet, insgeheim gehofft, aber man hat es nicht geglaubt", sagt Restner. Er spricht von Lea Behlau, für die eine Olympiaqualifikation immer greifbarer wird.

Am 28. Februar schließt die Saison für die Gruppe in der Max-Aicher Arena mit einem internationalen Rennen, organisiert vom Eissportverein Inzell (DEC). Eine Chance, für Restners Team offiziell anerkannte Bestzeiten zu fahren und den Grundstein für den Traum von Olympia zu legen.

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