Till (links) lernt gerade, wie er mit einem Bagger ein Grab ausheben kann.
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Till (links) lernt gerade, wie er mit einem Bagger ein Grab ausheben kann.

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Einmalig: In Münnerstadt werden Bestatter ausgebildet

Es ist einmalig in Deutschland: Das Ausbildungszentrum für Bestatter in Deutschland in Unterfranken. Es bietet alles, was angehende Bestatter neben der Arbeit im Betrieb lernen können - wie zum Beispiel einen Lehrfriedhof.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Es ist schwülwarm an diesem Vormittag auf dem Lehrfriedhof in Münnerstadt im Lkr. Bad Kissingen. Auf dem kleinen Bagger sitzt Till, ein junger Mann aus dem Westerwald. Er ist Schreinermeister, arbeitet aber schon jetzt bei einem Bestattungsunternehmen. Er will den Job nun ordentlich lernen. Seine Motivation ist, dass er Menschen in einer schweren Zeit helfen kann.

"Also mich berührt das immer, wenn man sieht, das was man macht, das hilft den Leuten. Also wenn auf einer Trauerfeier sieht, die Leute freuen sich, also was heißt freuen sich, aber sie sehen, es ist so, wie sie sich das vorgestellt haben, dann ist das immer schon schön."

Münnerstadt: Ausbildung für Bestatterinnen und Bestatter

Till ist einer von rund 800 Bestattern, die das Ausbildungszentrum in Münnerstadt pro Jahr durchlaufen. Alle geprüften Bestatter waren hier. Doch inzwischen läuft es an der Kapazitätsgrenze. Es gibt mehr Bewerber als Ausbildungsplätze. Julia Garber hat einen Platz bekommen und liebt die Vielfalt an ihrem Job, dass sie handwerklich tätig und nah am Menschen ist- Und auch die Versorgung von Leichen findet sie spannend. Julia ist wie Till erst über einen Umweg Bestatterin geworden. Die 30-jährige hat erst Jura studiert – das war ihr zu trocken – und lernt jetzt Bestatterin.

Bestatter: vielseitiger Beruf mit Schattenseiten

Der Beruf als Bestatter hat auch Schattenseiten. Oft sind Bestattungsunternehmen rund um die Uhr erreichbar - und damit auch die Bestatter. Matthias Liebler aus Marktheidenfeld kennt das seit Jahren. Er bildet in Münnerstadt den Nachwuchs aus. Bestatter sein ist für ihn eine Aufgabe, der er sich immer noch mit großer Liebe widmet: "Dann hat man mit Angehörigen zu tun, die in einer besonderen Situation sind, in einer Ausnahmesituation oft. Es ist von Vielfalt, es ist von vielen Berufen was dabei, das findet man in keinem anderen Beruf, glaube ich. Außergewöhnlich, aber umso interessanter."

Zurück auf dem Lehrfriedhof. Till hat das Grab fertig gebaggert. Für ihn ist klar: Bestatter, das ist sein Traumjob, denn "ich gehe jeden morgen mit einem Strahlen zur Arbeit. Ich glaube, meine Kollegen kennen mich morgens gar nicht mit schlechter Laune – weil ich gerne zur Arbeit gehe. "

Und deswegen wird er bestimmt nicht zum letzten Mal auf einem Bagger sitzen.

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