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Schüler mit Tablet vs. Tafel und Kreide

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Digitalisierung an Bayerns Schulen: Tablet und WLAN statt Tafel

Wichtig wäre, dass Kinder früh und zielgerichtet mit digitalen Lernmitteln in Kontakt kommen. Finanzierungsfragen und ein mangelndes Gesamtkonzept hemmen allerdings den Einzug der Bildung 2.0. Von Vera Cornette

Lehrer Thomas Fischer schiebt einen etwas überdimensionierten, grauen Koffer neben sich her. Er ist auf dem Weg zum Religionsunterricht in der Jahrgangsstufe 11, Gymnasium Ottobrunn. Der Koffer ist hierher sein ständiger Begleiter, der Inhalt: Tablets. Nachdem die Schüler zusammen - aus dem Buch - Platons Höhlengleichnis gelesen haben, stellen sie die Erzählung nach. Mithilfe eines Programms, mit dem die Schüler einen Trickfilm erstellen können.

Pierre und Lucas tauschen ein wenig die Charaktere, statt Sokrates und Glaukon unterhalten sich der Enkel und die Großmutter. Die Klasse schmunzelt, Lehrer Thomas Fischer ist glücklich: "Die Erzählung behalten die Schüler jetzt, an die können sie sich erinnern!" Zum Nacherzählen seien die Geräte bestens geeignet, meint der Lehrer, zum Interpretieren und Verstehen setzt er auf den Dialog, den Austausch mit den Schülern. Das Gymnasium Ottobrunn ist ein Teil des Modellversuchs Schule 2020, initiiert von der Stiftung Bildungspaket Bayern, der unter anderem Kultusministerium und die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft angehören.

Digitale Medien als Werzeuge des Lernens

Sicherlich ist Ottobrunn, südöstlich von München, im so genannten Speckgürtel gelegen, von Firmen umgeben, die digitale Projekte gern sponsern – wie zum Beispiel die Robotik-Gruppen. Und doch werden digitale Lernmittel hier nicht zum Selbstzweck überhöht: "Man darf das Ziel nicht vergessen: das Lernen ist das Ziel, die digitalen Medien sind Werkzeuge. Manchmal muss ich sie auch sein lassen, manchmal muss ich mich mit Menschen unterhalten“, sagt Achim Lebert, Schulleiter des Gymnasiums Ottobrunn.

Großer Knackpunkt beim Einsatz digitaler Lernmittel ist oftmals die Finanzierung: Kultusminister Spaenle forderte: "Bring your own device", sprich jeder Schüler solle sein eigenes Gerät in die Schule mitbringen. Von Schulleiter Lebert folgt da gleich der Hinweis, dass man nicht meinen dürfe, dass sich Ottobrunn jede Familie Tablets und Co, also die digitale Schulausrüstung für ihren Nachwuchs leisten könne.

"Ich denke, man braucht eine gesunde Mischung bei der Finanzierung machen. Es muss immer Angebote für Finanzschwache geben – das ist die Achillesverse. Digitalisierung kann nicht dazu führen, dass bestimmte Elternhäuser und Kinder nicht mitmachen können." Achim Lebert, Schulleiter Ottobrunn

Schnelle Internetanschlüsse und Systembetreuer gefordert

Der Bayerische Elternverband sieht die öffentliche Hand in der Pflicht und weist auf eine andere wichtige Voraussetzung hin. Wichtig, so die stellvertretende Vorsitzende Henrike Paede, seien schnelle Internetanschlüsse. Außerdem werden Systembetreuer benötigt, das könnten Lehrer nicht durch zusätzliche zwei Stunden ihres Arbeitskontingentes erledigen.

Eine bayernweite Digitalstrategie für Schulen scheint noch wenig konkret, schwierig sei auch das föderal-kommunale Geflecht, in dem sich Schulen bewegen, meint Achim Lebert. Digitalisierung an Schulen – bei Pilotprojekten sehr gut, oftmals mangelhaft?