Das Wirtshaus "Fanni" in der Dorfmitte von Pischelsdorf.
Bildrechte: BR/ Daniela Olivares

Das ehemalige Wirtshaus "Fanni" so wieder zu neuem Leben erwachen.

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Mit der "Fanni" belebt Pischelsdorf seinen Ortskern

Viele Dörfer haben das Problem: Es fehlt ein Wirtshaus, ein Treffpunkt, ein Dorfzentrum. So ergeht es auch den Menschen in Pischelsdorf. Doch sie haben die Sache nun selbst in die Hand genommen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Die Sonne kämpft sich langsam durch den Nebel bei den Feldern in Pischelsdorf im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Doch in dem ehemaligen Wirtshaus "Fanni" ist auch am Samstag schon einiges los: Außen meißeln zwei Männer ein großes Loch in die Wand, dort soll der Stromkasten rein. Im Inneren hört man Sägen, Bohrer und Schweißgeräte. Seit mehreren Jahrzehnten steht das Wirtshaus leer - und Pischelsdorf ist ohne Gastwirtschaft. Wie in vielen anderen Orten. Doch das soll sich jetzt ändern. In der "Fanni", benannt nach der letzten Wirtin, soll ein Dorfheim für alle entstehen - und dafür packen viele mit an.

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Rund 35 ehrenamtliche Helfer

Ehrenamtliche leisten einen großen Teil der Arbeiten. Derzeit wird vor allem ausgeräumt, berichtet Konrad Moll, Mit-Initiator: "Wir legen das jetzt frei, holen die alten, kaputten Sachen raus. Versuchen aber möglichst viel von dem Fanni-Flair zu erhalten." Ein paar Kompromisse gehen die Beteiligten dafür ein: Einige Schwellen werden abgesenkt, damit sie auch für Rollstuhlfahrer passierbar sind. In den Wänden wird die Heizung untergebracht, aber der Holzofen in der Stube bleibt: "So war das auch schon früher bei der Fanni. Und die Wandheizung soll bloß unterstützen", erklärt Konrad Moll.

Gebäude teilweise 160 Jahre alt

Doch die Arbeiten sind nicht ganz einfach. Vor allem treten viele statische Probleme auf, berichtet Thomas Neufeld: " Das Gebäude ist sehr oft umgebaut worden, das heißt von der Statik funktioniert eigentlich nichts mehr, obwohl es bisher gehalten hat, müssen bestimmte Anforderungen erfüllt werden." Erschwerend kommt dazu, dass einige Teile des Hauses mittlerweile etwa 160 Jahre alt sind. Und so fliegen stellenweise die Funken. Ein freiwilliger Helfer schweißt, das Gewölbe muss gestützt werden.

Unterstützung von vielen Seiten

Das Mammut-Projekt können die Ehrenamtlichen allerdings nicht alleine stemmen. Rund 450.000 Euro sind für die Renovierung der Fanni veranschlagt - inklusiv Grundstück und Hauskauf. Das hat die Gemeinde Reichertshausen übernommen. Und schießt noch mal circa 100.000 Euro dazu. Dann kommt noch Geld aus verschiedenen Fördertöpfen. Und natürlich die Eigenleistung der freiwilligen Arbeiter. Diese schlägt mit rund 80.000 Euro zu Buche.

Ein Heim für alle

Für die Erhaltung des Wirtshauses hat sich die ehemalige Wirtin Fanni schon eingesetzt. Sie rang ihren Erben das Versprechen ab, dass das Haus erhalten werden muss, sonst würde sie sie in deren Träumen heimsuchen. Und die haben das wohl ernstgenommen, sonst wäre das Gebäude vielleicht schon abgerissen worden. "Ich hab die Fanni noch gekannt. Eine resolute kleine Frau war das. Und es ist schon ernsthaft gemeint, die kommt sonst im Traum, wenn wir das nicht richtig machen", erzählt Konrad Moll lachend.

Und so entsteht nun das Dorfheim. Ein Ort, an dem die Dorfbewohner wieder Feste feiern und sich unkompliziert treffen können. "Früher war die Gastwirtschaft, da konnte man kommen, wann man will, es war eigentlich immer jemand da", erzählt Thomas Neumeier. Diese Kultur gäbe es nicht mehr. Und das wollen sie wieder beleben - zumindest teilweise. "Dass man sich einfach zum Kartenspielen treffen kann. Das sieht man in Speiselokalen nicht so gern. Und ein Wirtshaus gibt es hier weit und breit nicht mehr", erzählt ein Helfer.

Noch ein Jahr Arbeit

Doch bevor in der Fanni wieder Karten-Runden stattfinden, gibt es noch viel zu tun. Als nächste große Schritte stehen das Dach und die Bodenplatte an. Wenn alles gut läuft, hoffen die Ehrenamtlichen, dass in einem Jahr alles fertig sein wird.

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