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Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (l) und der bayerische Finanzminister Markus Söder unterhalten sich am 18.07.2016 in München (Bayern) vor Beginn der CSU Vorstandssitzung. Foto: Sven Hoppe/dpa

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CSU-Rivalen Seehofer und Söder: Ziemlich beste Feinde

Seit dem Bundestagswahldebakel ist die Stimmung in der CSU schlecht. Horst Seehofer soll Macht abgeben – Markus Söder hätte sie gerne. Seit gestern abend zeichnet sich eine Lösung ab. In aller Freundschaft? Von Johannes Berthoud

Über dieses Thema berichtet: Hintergrund.

Advent 2012: "Vom Ehrgeiz zerfressen" sei Söder, "zu viele Schmutzeleien" - das wirft Horst Seehofer damals vor sechs Jahren seinem Parteifreund Söder vor. Vor neugierigen Schar Journalisten, die kaum ihren Ohren trauen, bei der CSU-Presse-Weihnachtsfeier. Das sitzt. Ein Jahr zuvor hatte Ministerpräsident Seehofer den damaligen Umweltminister Söder noch zum mächtigen Finanzminister befördert.

Seehofer: "Zu viele Schmutzeleien"

Und mehr: Nach der Landtagswahl 2013 bekam Söder das neue Heimatministerium dazu. Trotzdem ist jedem in der CSU schon lange klar: Die beiden können nicht miteinander. Ein angeblicher Grund: Söder, sagen manche, habe Informationen über die uneheliche Tochter Seehofers an die "Bild"-Zeitung weitergegeben. Offen behauptet das keiner, bewiesen ist nichts.

Seehofer und Söder: zu ähnlich?

Ein anderer möglicher Grund: Der Franke Söder und der Oberbayer Seehofer sind sich zu ähnlich. Beide kennen die Kniffe der Machtpolitik. Sie fühlen sich vielen in ihrer Partei haushoch überlegen. Seehofer gibt dabei gerne den gewieften Strategen. Söder provoziert immer wieder. Kurz nach dem Angriff auf den Pariser Club Bataclan 2015 stellt er in einem Tweet einen Zusammenhang zwischen Flüchtlingen und Terroristen her. Seehofer watscht seinen Minister daraufhin verbal ab.

"Schwarz-weiß verbietet sich hier. Es nicht so einfach, dass man hier mit zwei Sätzen eine historische Entwicklung der Völkerwanderung beantworten könnte." Horst Seehofer, CSU-Parteichef

Seehofer hält Söder für ungeeignet

Söder versucht sich immer wieder mit gewagten Vorschlägen zur Flüchtlingspolitik zu profilieren. Stichwort "Grenzzaun". Es geht auch da schon um die Nachfolge von Seehofer, der seine eigenen Ambitionen offen lässt. Klar ist: Seehofer hält Söder für ungeeignet, Bayern zu regieren. Am schlechten Verhältnis ändert auch ein Friedensgipfel nichts, den die vom Streit genervte Partei im November 2016 ansetzt.

Anfang 2017 soll Seehofer bei einer Rede zu Söders 50. Geburtstag dessen Frau angesprochen haben: Es sei schwer, ihren Mann auszuhalten. Auf Nachfrage wich Söder seinerzeit aus: "Das müsste man meine Frau fragen, was sie dazu sagt."

April: Seehofer will auch 2018 für die CSU antreten

Söder muss im April 2017 wieder einstecken. Seehofer verkündet, dass er auch 2018 zur Landtagswahl antreten will. Ein Rückschlag für Söder und seine Ambitionen, aber der Franke gibt sich professionell, ohne das Verhältnis zum Ministerpräsidenten schön zu reden.

"Man muss nicht jeden Tag zusammen in den Urlaub fahren. Man muss dann, wenn es wichtig ist, gemeinsam erfolgreich zusammenarbeiten. Und das tun wir in Bayern. Das tun auch Horst Seehofer und ich und das kriegen wir auch in Zukunft gut hin." Markus Söder, bayerischer Finanzminister

Bundestagswahl wird für CSU zum Debakel

Oder auch nicht. Die Bundestagswahl wird zum Debakel. Die CSU landet in Bayern unter 40 Prozent. Plötzlich wackelt Seehofers Stuhl. Wieder im Spiel, ohne dass er viel dafür tun muss: sein Rivale Markus Söder. Gleich nach der Wahl bläst er zum Angriff, wenn auch vorsichtig formuliert.

"Ich habe übrigens auch schon von Beginn des Jahres gesagt: Wenn er weiter machen will, ich will nach Kräften helfen, dass die CSU in Bayern stark ist, nur eines ist ganz klar: Das Ergebnis ist eine Katastrophe für die CSU gewesen und dem muss man sich stellen und man muss jetzt auch ehrlich gesagt, in die Parteibasis hineinhorchen." Markus Söder, bayerischer Finanzminister

Kann Seehofer Söder noch verhindern?

In die Parteibasis hineinzuhorchen verlangt Söder in den folgenden Tagen immer wieder. Was er dort zu vernehmen hofft, ist klar: "Markus, werde unser Ministerpräsident." Horst Seehofer wird sich in den Wochen nach der Wahl trotz vieler Jamaika-Sondierungstermine wohl auch die Frage gestellt haben, wie er das noch verhindern kann, ob er es verhindern kann, ob er es überhaupt noch verhindern will. Die Antwort will Seehofer heute geben, vor der CSU-Landtagsfraktion und danach im CSU-Parteivorstand.