Ein Delegierter hebt während dem CSU-Parteitag eine Stimmkarte. Es ist der erste Präsenzparteitag der CSU seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie.
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Delegierter beim CSU-Parteitag in Nürnberg

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CSU-Parteitag: Keine "Fußballstadion-Atmosphäre"

Corona, Krisen, Umfragetief: Das alles drückte auf die Stimmung beim CSU-Parteitag in Nürnberg. Und auch Parteichef Markus Söder gelingt es erst zum Ende seiner Rede, die Delegierten ein wenig mitzureißen. Ein Stimmungsbild aus der Messehalle.

"Gedämpft", "nicht so euphorisch", "konzentriert" - der 87. Parteitag der CSU in Nürnberg wird nach Meinung vieler Delegierter wohl nicht als Stimmungsfeuerwerk in die Annalen der Partei eingehen. Obwohl Markus Söder die Versammelten gleich zu Beginn seiner Rede darauf einzuschwören versucht, dass an diesem Wochenende "Geschichte geschrieben" werde. Angesichts der schlechten Umfragewerte von CDU und CSU möchte er eine Trendwende einleiten.

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Doch der Parteichef wirkt weit weg, trotz Großleinwänden und Mikrofon. Seine Stimme verhallt fast in der riesigen Messehalle - was auch ein Stück weit an der der Corona-Situation liegt.

"Es ist viel ruhiger als sonst"

"Die Abstände sind ja viel zu groß", meint etwa Toni Dutz, vom Kreisverband Tirschenreuth. Aber wenn die Leute in "so einer riesigen Halle mit so einem Corona-Abstand sitzen", dann würde man natürlich keine "Fußballstadion-Atmosphäre erleben, wie es sie früher bei den Parteitagen gehabt habe," meint Dutz.

Rita Schmidt vom CSU-Verband Neuburg-Schrobenhausen stimmt ihm zu: "Die Stimmung ist etwas gedämpft – nicht so euphorisch wie sonst. Es mag vielleicht der ganzen Corona-Situation geschuldet sein." Söders Rede habe sie aber als kämpferisch erlebt, meint Schmidt. "Das bringt uns wieder vorwärts." Das bestätigt auch Dutz: Die Partei sei nach der Rede "aufgewacht".

Martina Gießübel vom CSU-Kreisverband Schweinfurt-Land geht sogar noch einen Schritt weiter: "Man ist jetzt wieder mutiger und zuversichtlicher." Doch auch sie bezeichnet die Stimmung als "nicht so euphorisch wie sonst." Und ihre Parteifreundin Barbara Göpfert, ebenfalls vom CSU-Kreisverband Schweinfurt-Land, fügt hinzu: "Ich glaube es ist eine gewisse Anspannung zu merken, denn es steht halt auch viel auf dem Spiel für alle. Die Wechselstimmung macht nervös. Es ist viel ruhiger als sonst, es wird nicht so viel gelacht, wie es früher war."

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Statement zu Hass-Kommentaren hinterlässt Eindruck

Ein Blick in so manches Politiker-Gesicht scheint das zu bestätigen: Auch Dorothee Bär, Markus Blume und Joachim Herrmann wirken müde. Nicken sich teils ermattet zu. Dann wieder starre Blicke. Die vielen Krisen drückten nicht nur auf die Stimmung im Land, sondern auch auf die Partei, sagt Söder in seiner Rede.

Der Parteitag finde nicht nur wegen Corona unter schwierigen Erfordernissen statt. Verunsicherten würde man die Hand reichen, so Söder. Aber "wir stellen auch ein Stoppschild auf gegen Querdenker." Wer Hass und Antisemitismus schüre, müsse mit Widerstand rechnen.

In diesem Zusammenhang liest der CSU-Chef einige Hass-Kommentare vor, mit denen er immer wieder konfrontiert wird - was bei den Delegierten im Saal offenbar seine Wirkung nicht verfehlt. Es sei der emotionalste Teil der Rede gewesen, meint zum Beispiel Stefan Kumpf vom CSU-Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen: "Wie er das vorgelesen hat, hat man gemerkt, dass der ganze Saal still war. Was bei hunderten Leuten schon schwierig ist." Es sei "bewegend" zu hören gewesen, was Politiker im Land alles aushalten müssten, meint auch Regina Wenzl vom schwäbischen CSU-Verband Stadtbergen.

Größter Applaus bei Gender-Thematik

Endgültig Stimmung aufzukommen scheint, als Söder zum Kampf gegen ein mögliches rot-rot-grünes Bündnis nach der Bundestagswahl bläst. Sollte dagegen eine Koalition der Union mit den Grünen zustande kommen, werde man der Partei einige Zähne ziehen, so der CSU-Chef. Vor allem, was die "Belehrungs- und Umerziehungsmoral" betreffe.

Etwa beim Thema Gendern, das in Teilen der Gesellschaft doch inzwischen abstruse Blüten treibe, so Söder. Da solle zum Beispiel die 'Muttermilch' in 'Elternmilch' umbenannt, oder Begriffe wie "Oma und Opa", oder "Onkel und Tante" durch neue Worte ersetzt werden. Das kommt gut an und der Saal bebt - zumindest für einen Moment.

Markus Söder in Nürnberg auf dem CSU-Parteitag
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Markus Söder in Nürnberg auf dem CSU-Parteitag

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