CSU-Generalsekretär Huber verzichtet auf Doktortitel
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CSU-Generalsekretär Huber verzichtet auf seinen Doktortitel.

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CSU-Generalsekretär Martin Huber verzichtet auf Doktortitel

Martin Huber verzichtet freiwillig auf das Führen seines Doktortitels. Damit reagiert der CSU-Generalsekretär auf die Überprüfung seiner Doktorarbeit durch die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, die deutliche Kritik an seiner Arbeit übte.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

CSU-Generalsekretär Martin Huber hat sich entschieden, freiwillig auf das Führen seines Doktortitels zu verzichten. Damit reagiert Huber auf die Überprüfung seiner Doktorarbeit durch die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Der zuständige Promotionsausschuss hatte laut Mitteilung der LMU letztlich zwar keine "nachgewiesene Täuschung" gesehen, aber festgestellt, "dass die Handhabung der Formalia als wissenschaftliche Technik nicht den wissenschaftlichen Anforderungen an eine Dissertation entspreche".

LMU: Täuschungsabsicht nicht nachzuweisen

Huber habe zwar die übernommene Literatur angegeben, teilte die LMU am Freitag mit. Er habe aber die wissenschaftlichen Gepflogenheiten im Umgang mit Forschungsliteratur nicht eingehalten, nach denen wörtliche und inhaltliche Übernahmen zu unterscheiden seien. "Dass Fach- und Leserschaft über das Verhältnis von Eigenleistung und Leistung anderer Autoren im Unklaren gelassen wurden, legt den Verdacht der Täuschung nahe", hieß es weiter. Eine Täuschungsabsicht habe aber nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden können, da Huber "seine Vorlagen durchwegs angegeben und der Betreuer der Arbeit diese Arbeitsweise als akzeptabel bewertet" habe. Die Voraussetzungen für einen etwaigen Entzug des Doktorgrades sind laut LMU nicht gegeben.

Huber: "Beurteilung ist überraschend und enttäuschend"

Huber sagte daraufhin am Freitag: "Ich habe meine Doktorarbeit nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Die Beurteilung der Universität ist für mich überraschend und enttäuschend, gleichwohl akzeptiere und respektiere ich diese. Als persönliche Konsequenz werde ich den Doktortitel nicht mehr führen." Huber fügte hinzu: "Es ist gut, dass die Prüfung nun abgeschlossen ist. Meine volle Konzentration gilt weiter meiner Arbeit als CSU-Generalsekretär."

Vorwurf: Zahlreiche Plagiate in Hubers Doktorarbeit

Die Plagiatsvorwürfe waren wenige Tage nach der Ernennung Hubers zum CSU-Generalsekretär im Mai 2022 erhoben worden. Der Wissenschaftler und Buchautor Jochen Zenthöfer war nach eigenen Angaben in Hubers Doktorarbeit mit dem Titel "Der Einfluss der CSU auf die Westpolitik der Bundesrepublik Deutschland von 1954–1969 im Hinblick auf die Beziehungen zu Frankreich und den USA" aus dem Jahr 2007 auf zahlreiche Plagiate gestoßen: Huber habe viele entnommene Stellen nicht kenntlich gemacht, teilte Zenthöfer damals dem BR mit. "Nach meiner Auffassung hätte die Arbeit, so wie sie ist, nicht zu einem Doktorgrad führen dürfen. Wir sprechen hier nicht von kleinen handwerklichen Fehlern." Zenthöfer hatte nach eigenen Angaben allein auf den ersten 26 von 252 Seiten insgesamt 25 Zitate ohne oder mit falscher Quellenangabe entdeckt.

Huber: "Nach bestem Wissen und Gewissen" gehandelt

CSU-Generalsekretär Huber selbst hatte damals auf BR-Anfrage betont, dass er seine Doktorarbeit "nach bestem Wissen und Gewissen erstellt" habe. "Mehr als 20 Seiten Literaturverzeichnis und mehr als 600 Fußnoten belegen die Quellenarbeit, die im Jahr 2007 abgeschlossen wurde." Dennoch habe er "aus Gründen der Transparenz" die Ludwig-Maximilians-Universität München gebeten, seine Arbeit erneut zu überprüfen.

Zu befürchten hatte Martin Huber nicht viel. Die LMU selbst hatte im Frühjahr auf die im Jahr 2007 gültige Promotionsordnung verwiesen, gemäß der eine "nachträgliche Feststellung des Nichtbestehens der Doktorprüfung im Falle einer Täuschung, in deren Folge der Doktorgrad entzogen wird, nur fünf Jahre nach Erteilung des Bescheids möglich" ist. Dennoch werde der zuständige Promotionsausschuss die wissenschaftliche Qualität der Arbeit nun erneut prüfen und dem Täuschungsvorwurf nachgehen.

Huber ist nicht der erste Politiker, der sich mit Plagiatsvorwürfen auseinandersetzen muss. Er gesellt sich in eine Reihe bekannter Namen wie Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), Annette Schavan (CDU), Franziska Giffey (SPD) und Silvana Koch-Mehrin (FDP).

Kritik auch an der Magisterarbeit

Abgeschlossen ist das Thema für Buchautor Zenthöfer allerdings noch nicht, wie er BR24 mitteilte. In der Magisterarbeit von Huber mit dem Titel "Die Bundestagswahlkämpfe der CDU/CSU als Oppositionsparteien 1972, 1976, 1980, 2002" habe er 23 Plagiate gefunden, die sich über mehrere Sätze erstreckten. Auf BR24-Anfrage teilte die LMU daraufhin mit, dass Hubers Magisterarbeit nicht geprüft werde, da hierzu keine Anfrage vorliege. Das wiederum weist Zenthöfer zurück: Wissenschaftliche Integrität dürfe nicht davon abhängen, dass eine in der Kritik stehende Person die Prüfung einfordere oder anrege. "Die LMU muss von sich aus aktiv werden", so Zenthöfer.

Mit Informationen von dpa

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