Verhandlungssaal des Landgerichts Augsburg am 20.06.2023
Bildrechte: BR / Judith Zacher

Der Prozessauftakt musste verschoben werden, der angeklagte Arzt erschien nicht.

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Falsche Corona-Impfungen: Haftbefehl gegen Arzt aus Wemding

176 Patienten sollen eine "Corona"-Impfung ohne Wirkstoff bekommen haben. Ein Arzt aus Wemding sollte sich deshalb ab heute vor Gericht verantworten. Er erschien aber nicht und wird nun per Haftbefehl gesucht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Für den Prozess am Landgericht Augsburg gegen einen ehemaligen Hausarzt aus Wemding müssen neue Termine festgelegt werden: Der 73 Jahre alte Angeklagte ist heute nicht vor Gericht erschienen. Nachdem er zum Prozessbeginn um 9 Uhr nicht da war, hat die Staatsanwaltschaft Haftbefehl beantragt.

Verteidiger überrascht über Fernbleiben des Angeklagten

Am Dienstag um 13.30 Uhr wurde der Prozess fortgesetzt, der Angeklagte konnte jedoch trotz umfangreicher Suchmaßnahmen der Kripo bis dahin nicht gefunden werden. Deshalb wurde die Hauptverhandlung ausgesetzt, neue Termine sollen bestimmt werden. Der Anwalt des Angeklagten, David Mühlberger, sagte vor Gericht, er sei selbst überrascht, dass sein Mandant nicht erschienen sei. Nach der Verhandlung sagte der Anwalt: "Aus meiner Sicht war mit so etwas nicht zu rechnen, es gab keine Auffälligkeiten." Über Mandatsinterna könne er aber nicht sprechen.

Vor tödlichen Folgen der Corona-Impfung gewarnt

Vielen Patienten kam die Corona-Impfung bei ihrem Hausarzt in Wemding komisch vor: Die Spritze setzte der Arzt nicht in den Arm, sondern ins Gesäß. Das berichteten mehrere Betroffene BR24. Außerdem soll der Arzt sie vor tödlichen Folgen der Impfung gewarnt haben. Der Mediziner habe den Impfwilligen gesagt, sie könnten sich am besten schon mal überlegen, ob sie einen Sarg aus Eiche oder Buche wünschten. So erzählen es vor zwei Jahren Patienten BR24. Damals fliegt der Skandal auf. Betroffen sind 176 Patienten. Am Dienstvormittag beginnt der Prozess gegen den Arzt vor dem Landgericht Augsburg.

Vorläufiges Berufsverbot für den Arzt

Laut Anklage hat der heute 73-jährige Arzt den Impfstoff entsorgt und den Patienten nur eine Nadel ins Gesäß gestochen. Der Vorwurf: vorsätzliche Körperverletzung. Seit den Ermittlungen gilt ein vorläufiges Berufsverbot für den Arzt. Die in diesem Fall zuständige Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg wirft dem Angeklagten außerdem vor, falsche Impfnachweise ausgestellt zu haben. Impfgegnern habe er einen entsprechenden Nachweis ausgestellt, ohne die Impfung dann verabreicht zu haben. In allen Fällen habe der Mann die Impfungen jedoch abgerechnet. Deshalb ist der Arzt auch wegen Betrugs angeklagt.

Gefahrenabwehr: Landratsamt nennt Namen des Arztes

Der Fall war während der Corona-Pandemie im Oktober 2021 bekannt geworden. Die Polizei durchsuchte damals die Praxis des Arztes. Kurz darauf veröffentlichte das Landratsamt Donau-Ries den Namen des Mediziners – aus Gründen der Gefahrenabwehr. Die Patienten des Arztes wurden zu Antikörpertests aufgerufen. Damit sollte überprüft werden, ob sie eine Corona-Impfung erhalten hatten oder nicht. Von 300 untersuchten Patienten fanden sich bei rund 200 keine Corona-Antikörper im Blut.

Ermittlungen auch wegen Unstimmigkeiten bei Masernimpfungen

Später teilte die Kripo Dillingen mit, dass der Arzt möglicherweise auch bei Masernimpfungen Nachweise ausgestellt haben soll, ohne die Impfung durchzuführen. Laut einem Nördlinger Hausarzt hat es über Monate hinweg Hinweise über mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Corona-Impfung in der Wemdinger Praxis gegeben. Diese Hinweise führten wohl letztlich zu den Ermittlungen der Polizei.

Urteil im November erwartet

Da es um eine Vielzahl von Betroffenen und eine entsprechend umfangreiche Beweisaufnahme geht, hatte das Landgericht Augsburg anfangs 24 Prozesstermine bis Ende November angesetzt.

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