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Peter Gauweiler

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Buchtipp: Peter Gauweiler über "evangelisch sein" in der CSU

Der CSU-Politiker ist nicht nur ehemaliger Umweltminister und Staatssekretär, er ist auch ein gläubiger evangelischer Christ. Im BR-Interview spricht er darüber, warum das "evangelisch sein" zur bayerischen Identität gehört. Von Markus Kaiser

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Über dieses Thema berichtet: Theo.Logik am .

BR: Herr Gauweiler, Bayern gilt gemeinhin als ein katholisches Land, trotzdem haben wesentliche Teile der Reformationsgeschichte hier in Bayern gespielt. Wie stark ist der Freistaat von der Reformation geprägt?

Peter Gauweiler: Ich glaube, es gibt kein Land in Deutschland, das so stark von der Reformation geprägt ist wie Bayern. Nürnberg war die erste Stadt in Deutschland, die sich zur Reformation bekannt hat. Augsburg ist die Welthauptstadt des Protestantismus. Auf allen fünf Kontinenten spricht man, wenn man evangelisch ist oder sein will vom "Augsburgischen Bekenntnis". In München, Oberbayern und Niederbayern geht die Verbindung so weit, dass das bayerische Staatswappen ein evangelisches Wappen enthält: den blauen Panther von Ortenburg. Die freien Reichsgrafen von Ortenburg in Niederbayern haben sich mit als erste zur Reformation bekannt.

BR: Es gibt fast 2,5 Millionen Protestanten in Bayern und eine starke, große Landeskirche auch innerhalb Deutschlands. Und trotzdem hält sich das Bild vom katholischen Bayern so hartnäckig. Warum ist das so?

Ist das wirklich so? Ist es nicht so, dass Bayern als gläubiges Land gilt? Und dass Papst Benedikt, als er noch Kardinal Ratzinger hieß, die Dinge auf den Punkt gebracht hatte mit seiner Aussage: Ein Bayern auf dessen Bergen keine Kreuze mehr stehen und in dem nicht mehr geglaubt wird, hätte seine Seele verloren und keine Denkmalpflege könnte darüber hinwegtäuschen.

BR: Waren und sind Sie in Ihrer Partei als bekennender Protestant ein Fremdkörper oder ist die CSU klar ökumenisch gesinnt?

Mir hat es eher genutzt, wenn ich ehrlich bin. Alles was eher in der Minderheit ist, wird heutzutage ja mehr gefördert und kommt unter Proporz-Gesichtspunkten leichter zum Zuge. 

BR: Und wie ist es Ihnen als Konservativer in der evangelischen Kirche ergangen, die ja gemeinhin als Liberaler gilt?

Insofern war ich in einer doppelten Diaspora, kann aber nicht sagen, dass es mich sehr bekümmert hat, ganz im Gegenteil. Natürlich gilt die evangelische Kirche als die linkere im Vergleich zur konservativen katholischen Bewegung. Aber wir wissen alle, dass das beim genaueren Hinschauen natürlich nicht stimmt, sondern es auch ganz andere Entwicklungen gibt. Heute ist unsere evangelische Landeskirche eine der reichsten Kirchen im lutherischen Weltbund und sie empfindet sich doch als ein Element der Freiheitlichkeit. Man muss ja zu ihren politischen Äußerungen nicht immer ja sagen, das verlangt sie auch selbst nicht. Ich ärgere mich auch oft über die ein oder andere Äußerung, aber deswegen bin ich nicht in der Kirche. Sondern, weil mich meine Eltern übers Taufbecken gehalten haben und ich diesen Glauben aufgenommen habe, weil es mein eigener ist.

Peter Gauweilers Buch "Evangelisch in Bayern" erscheint im Dezember im Claudius Verlag.