Simone Fleischmann

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BLLV stellt Bildungskampagne vor

"Zeit für Bildung" - mit diesem Motto startet der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband BLLV zur Landtagswahl selbst eine Kampagne in ganz Bayern und wirbt dabei für Verbesserungen im bayerischen Schulsystem. Von Johannes Reichart

Über dieses Thema berichtet: Bayern am .

Für Verbandspräsidentin Simone Fleischmann spielt dabei vor allem das Geld eine wichtige Rolle. Fleischmann steht vor einem Poster mit 11 Kindergesichtern. Diese stehen für 11 verschiedene Bedürfnisse der Schüler von heute: ein "Christian" fühlt sich in seiner Klasse unterfordert, eine "Lena" stöhnt über das hohe Niveau und eine "Akila" ist nach Deutschland geflüchtet und möchte erst einmal richtig Deutsch lernen. All diese Kinderschicksale sind fiktiv, sagt die Präsidentin des Lehrerverbands Simone Fleischmann, solche Fälle aber kämen in jeder Schule vor:

"Die Kinder und Jugendlichen haben sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, sie wachsen in unterschiedlichen Lebensumständen auf, da muss sich auch die Schule neu aufstellen." Simone Fleischmann, BLLV-Präsidentin

Ziel: Flexiblere, effizientere und intelligente Schulen machen

Momentan könnten die Schulen aber in ihrer derzeitigen Verfassung nicht den vielen Herausforderungen gerecht werden, klagt Fleischmann. Darum hat der Lehrerverband eine Kampagne ins Leben gerufen, um die Schulen flexibler, effizienter und intelligenter zu machen. "Die große Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer haben in ihrem professionellen Selbstverständnis diesen Anspruch: Ich will jedes Kind bestmöglich fördern."

Mehr Geld und mehr Personal

Dafür brauche es laut Fleischmann eine ganze Reihe von Reformen: Zum einen müssten in den Klassenräumen mehr sogenannte multiprofessionelle Teams unterrichten, also ein Klassenlehrer im Tandem mit einem Förderlehrer, Schulpsychologen, Sozialarbeiter oder einem Zweitlehrer. So könnten die Schüler individueller gefördert werden, sagt Fleischmann.

Oft gehe es dem einen Schüler nämlich zu langsam im Unterricht, dem anderen zu schnell. Auch die Digitalisierung im Unterricht müsse schneller vorangetrieben werden, mahnt Fleischmann. Und zu guter Letzt braucht es auch deutlich mehr Geld für die Schulen und mehr Autonomie.

Bayern bundesweit an vorletzter Stelle

Die Verbandspräsidentin sieht die Staatsregierung in der Pflicht: Gemessen am Bruttoinlandsprodukt gebe Bayern unter allen Bundesländern am zweitwenigsten für die Bildung aus. Sie fordert zu den bisherigen 18,6 Milliarden, die der Freistaat 2017 für Bildung und Forschung ausgegeben hat, mindestens 1,4 Milliarden mehr. Das wären 35 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt Bayerns, soviel hat Bayern noch vor zehn Jahren prozentual für die Bildung ausgegeben. Momentan sind es nur 31,8 Prozent.

Kultusministerium: "Gigantischer Haushalt"

Die Forderungen des BLLV gingen am Alltag vorbei, sagt dagegen der Pressesprecher des Kultusministeriums, Ludwig Unger:

"Bayern hat in den vergangenen zehn Jahren den Etat für das schulische Bildungswesen um 50 Prozent gesteigert. In diesem Maße hat es kein andere Bundesland gesteigert." Ludwig Unger, Kultusministerium

Die zwölf Milliarden Euro, die das Ministerium allein in die schulische Bildung steckt, seien ein gigantischer Haushalt, so der Pressesprecher. Außerdem sei in den vergangenen Jahren die Klassengröße in allen Schulen verringert worden und es kämen mit dem Bildungspaket 2.000 neue Lehrer bis zum Jahr 2025 hinzu.

BLLV verlangt mehr Personal

Diese Aufstockung begrüßt der BLLV, fordert aber noch mehr Personal, damit die Schulen durch ihre erweiterten Aufgabenbereiche wie Inklusion, Ganztagsschule, Integration und Digitalisierung von der Überbelastung weg kommen. "Die Lehrer vor Ort können das alleine nicht mehr bewältigen", sagt Simone Fleischmann und kündigt an, dass der BLLV ab Ostern in allen Regierungsbezirken auf Veranstaltungen für seine Vorschläge werben wird.

Die Bildungskampagne des BLLV ist auch Thema bei "jetzt red i" - am Mittwoch um 20.15 Uhr im BR Fernsehen.