Fünf Menschen in Sportkleidung gehen mit Wanderstecken einen felsigen Weg nach oben, aufs Zugspitzplatt.
Bildrechte: BR / Katrin Nöbauer

Sie wollen rauf auf die Zugspitze: eine Wandergruppe der Magnus-Werkstätten Holzhausen.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Berg-Abenteuer: Mit Handicap auf die Zugspitze

Von Lern-Einschränkungen und Autismus lassen sie sich nicht abhalten: Eine Wandergruppe der Magnus-Werkstätten Holzhausen will rauf auf die Zugspitze. An ihrem Erfolg haben sie keine Zweifel.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Um fünf Uhr morgens startet ein Bus bei den Magnus-Werkstätten, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Holzhausen im Landkreis Landsberg am Lech. Fünf Beschäftigte der Werkstätten und fünf Begleitpersonen wollen die Zugspitze erklimmen. Von Ehrwald über das Gatterl und die Knorrhütte bis zur Gletscherbahn auf dem Zugspitzplatt. Sechs Stunden sind für die rund 1.500 Höhenmeter angesetzt, inklusive Pausen.

"Auch Menschen mit Handicap schaffen das"

Die Idee für diesen Ausflug hatte Norbert Hofmuth, der in den Magnus-Werkstätten für Arbeitssicherheit zuständig ist: "Wir - die Mitarbeiter - können mit unseren Beschäftigten Begleitmaßnahmen machen, wie zum Beispiel Fahrrad fahren, Schwimmen oder Kicker spielen. Ich mache seit Jahren Bergwandern, und habe dann gesagt: Auch Menschen mit Handicap schaffen das."

Eine so herausfordernde Wanderung wie aufs Zugspitzplatt hat er mit den Beschäftigten - so nennt er die Angestellten mit Behinderung - aber noch nie gemacht.

  • Zum Artikel: Wanderung mit Rollstuhl? Barrierefreiheit in Bayern - Ein Versuch im Allgäu

Gute Stimmung beim Loslaufen

In den vergangen Wochen habe die Gruppe geübt und sei die Strecke bereits zu einem Drittel gegangen, so Hofmuth: "Ich kenne die ja alle, und ich traue es denen zu." Die Stimmung der Wandertruppe ist gut, als sie gegen kurz vor sieben Uhr an der Ehrwalder Almbahn losläuft.

Beschäftigte Isabelle Hill erzählt von der Reaktion ihrer Bekannten: "Als ich denen das gesagt habe, da haben sie gemeint, das ist doch viel zu anstrengend. Und dann habe ich gesagt: Das geht schon. Wenn man was will, dann schafft man es auch."

Von grünen Wiesen in graue Geröllwüste

Mit regelmäßigen Trink- und Verschnaufpausen arbeitet sich die Wandertruppe nach oben. Die Landschaft verwandelt sich mit steigenden Höhenmetern von grünen Wäldern und Wiesen in eine Geröllwüste. Der Weg schlängelt sich über dünenartige Erhebungen, bedeckt mit scharfkantigen Steinen.

Die Gruppe kommt langsamer voran als geplant, aber das sei okay, meint Initiator Hofmuth: "Jeder hat mal seine Tiefs gehabt, aber alles überwunden." Gerade die felsige Passage übers Gatterl zur Knorrhütte sei schwierig gewesen, auch wenn man dort nicht viele Höhenmeter machen müsse.

Große Hilfsbereitschaft unter den Wanderern

Die Wanderer helfen sich gegenseitig, sprechen sich immer wieder gut zu, reichen sich die Hand. Büroangestellte Lisa Schlichting ist als Begleitperson dabei: "Ich mag es total gerne, mit den Beschäftigten unterwegs zu sein und sie ein bisschen anzutreiben", erzählt sie lachend.

Auch sonst im Büro habe sie viel mit den Beschäftigten zu tun, die gerne vorbeischauen und ihr den Büroalltag erheitern würden. Finanziert wird der Ausflug in der Arbeitszeit der Teilnehmenden durch den Förderverein von Regens Wagner in Holzhausen, zu dem die Magnus-Werkstätten gehören.

Ausblick begeistert die Beschäftigten

Die Gletscherbahn kommt in Sicht, der Anblick treibt die Gruppe zusätzlich an. Im Vorbeilaufen meint die Beschäftigte Stefanie Ehlert: "Anstrengung pur! Ich freue mich, wenn ich oben im Biergarten ein Bier trinken kann." Als begeisterte Wintersportlerin findet sie den Anblick der Skilifte und gelegentlichen Eisflächen inmitten der Geröllwüste auf dem Zugspitzplatt "richtig cool".

Um 15 Uhr kommt die Gruppe an der Gletscherbahn an. Die Wanderer umarmen sich und gratulieren sich gegenseitig zum erfolgreichen Aufstieg. Mit der Gondel geht es die letzten 360 Meter zum Gipfel hinauf.

Ausklang im Biergarten

"Ich habe mein Ziel erreicht, da ist mein Ziel", sagt der Beschäftigte Gregor Appel und deutet auf das Zugspitz-Gipfelkreuz hinter ihm. Nach einem Gruppenfoto und einem Getränk mit Panorama-Blick geht es mit der Bahn wieder hinunter und zurück nach Holzhausen, in den heimischen Biergarten. Ein erfolgreicher Ausflug, da sind sich alle einig. Noch mal würde er so etwas aber nicht mehr organisieren, meint Norbert Hofmuth - das überlasse er der nächsten Generation.

Bildrechte: BR / Katrin Nöbauer
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Nach erfolgreicher Wanderung: Die Beschäftigten und Begleitpersonen der Holzhausener Magnus-Werkstätten auf dem Gipfel der Zugspitze.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!