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Fässer mit Atommüll

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Atommüll-Zwischenlager bei Terrorangriffen nicht geschützt

Der Bund Naturschutz fordert eine Überprüfung der Konzepte für Atommüll-Zwischenlager - auch am Kernkraftwerk Grafenrheinfeld. Laut einer Expertin ist dort der Schutz bei möglichen Terroranschlägen nicht gegeben. Von Norbert Steiche

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Die Diplom-Physikerin Oda Becker hat am Montagabend in Schweinfurt ihre Ergebnisse für eine bundesweite Studie unter anderem zum KKW Grafenrheinfeld präsentiert.

Becker beschäftigt sich mit Fragen zur Sicherheit an Kernkraftwerken und Zwischenlagern und kommt zu dem Schluss, dass diese nur unzureichend gegen potenzielle Terroranschläge geschützt sind – zum Beispiel, wenn sie mit panzerbrechenden Waffen beschossen werden oder ein Flugzeug gezielt dort zum Absturz gebracht wird. "Beide Szenarien könnten zu erheblichen Freisetzungen führen," sagte Becker wörtlich und verwies darauf, dass dabei Radioaktivität freigesetzt werde.

Castorbehälter halten Kerosinbrand nicht Stand

Bislang sind die Castorbehälter so konzipiert, dass sie bei Feuer eine Temperatur von 800 Grad Celsius über eine halbe Stunde aushalten müssen. Laut Becker würde bei einem gezielten Absturz einer Verkehrsmaschine Kerosin in Brand geraten – was bis zu 1.200 Grad heiß werden könne. Das berge die Gefahr, "dass es zu Dichtungsversagen und zu erheblichen Freisetzungen kommen kann."

Aus Sicht von Becker müssten man sich mit Beteiligung der Bevölkerung ein Zwischenlagerkonzept überlegen. Bislang gibt es kein Endlager. Die Genehmigung für das Atommüllzwischenlager am KKW Grafenrheinfeld geht bis 2046. 

Weitere Ummantelung nötig?

Eine geplante Mauer an den Längsseiten des Gebäudes würde aus Sicht von Becker keinen Schutz bei Terrorangriffen bieten. Zudem ist sie der Ansicht, dass eingelagerte Castorbehälter mit abgebrannten Brennelementen zur Sicherheit vor Angriffen von außen nochmals ummantelt werden und die Gebäude baulich verstärkt werden müssten.

Wenn alle noch zuletzt genutzten 597 Brennelemente im Nasslager abgekühlt und in Castoren eingelagert sind, werden künftig laut Preussen Elektra 55 der 88 Castorstellplätze im Atommüll-Zwischenlager belegt sein. Für den gesamten Rückbau des KKW Grafenrheinfeld geht das Unternehmen von einem Zeitraum zwischen zehn und 15 Jahren aus. Dass KKW war Ende Juni 2015 nach 33 Betriebsjahren abgeschaltet worden.