Eine Flasche alkoholfreies Bier trägt die Aufschrift "alkoholfrei"
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Alkoholfreies Bier ist lang kein Nischenprodukt mehr, sondern wird für viele zu einer Alternative.

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"Nicht mehr das Autofahrerbier": Alkoholfreies Bier im Trend

In Deutschland hat sich die Produktionsmenge von alkoholfreiem Bier innerhalb von 15 Jahren verdoppelt. Das merken auch die Brauereien in Nordbayern und setzen auf den Trend – selbst die Rezepte von regionalen Spezialitäten werden abgeändert.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Wenn Malzmeister Matthias Ströbel sein Heiligtum betritt, dann beschlägt erst mal seine Brille. Bei 26 Grad und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit wacht er über einen goldenen Schatz. In zwei großen Edelstahlbecken türmt sich das Getreide, aus dem das perfekte Malz werden soll. Bei der Neumarkter Lammsbräu machen sie das Malz selbst und sind stolz darauf. "Erfahrung ist für den Mälzer das Wichtigste", sagt Ströbel.

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Jede Ernte sei anders, jede Ernte unterschiedlich. "In diesem Jahr haben wir sehr feuchtes Wetter zur Ernte gehabt. Da braucht man eine gute Nase, um zu erkennen, welches Getreide frisch und welches muffig riecht", erklärt der Malzmeister. Nur einwandfreie Körner kämen in die modernen Keimkästen aus Edelstahl. Ströbel nimmt eine Handvoll Körner heraus und riecht daran. "Keimendes Getreide soll riechen wie Mutters Gurkensalat", so der Fachmann. Fünf Tage lang keimt das Korn, dann wird es getrocknet, um daraus Bier zu brauen – und zwar immer öfter auch alkoholfreies.

670 Millionen Liter alkoholfreies Bier in einem Jahr

Im Sudhaus der Neumarkter Brauerei steht ein riesiger Kupferkessel. Johannes Ehrnsperger, Geschäftsführer der Brauerei, kontrolliert hier den Sud für das nächste alkoholfreie Weißbier. Der Biermarkt sei rückläufig, berichtet der junge Chef. Es werde grundsätzlich weniger Alkohol getrunken. "Gegen diesen Trend entwickelt sich aber seit Jahren das alkoholfreie Bier. Das merkt man auch bei uns, dass es eben nicht mehr das Autofahrerbier ist, sondern ein Genussprodukt", erklärt er. Das bestätigen auch die Zahlen des Deutschen Brauer-Bundes. Danach ist 2022 mit 670 Millionen Litern doppelt so viel alkoholfreies Bier in Deutschland gebraut worden wie noch 2007.

Zwei unterschiedliche Brau-Verfahren

Dabei gibt es zwei Möglichkeiten, alkoholfreies Bier zu erzeugen. Entweder man braut das Produkt fertig und entzieht ihm nachträglich den Alkohol. Oder der Brauer unterbricht den Gärprozess und lässt so keinen Alkohol entstehen. Auf diese Methode setzen die Neumarkter. "Es ist dann mehr Malzzucker im Bier, dadurch schmeckt es vollmundiger. Aber wir brauchen dadurch auch den Hopfen mit dem gewissen bitteren Geschmack als Gegenpart, sonst wird es zu süß. Da steckt ein bisschen das Geheimnis drin", erklärt Lammsbräu-Geschäftsführer Ehrnsperger, der selbst Brauer ist.

2019 hat er die Familien-Brauerei übernommen. Das Unternehmen setzt auf Nachhaltigkeit und ökologischen Anbau der Rohstoffe in der Region. Die Produktpalette rund um die alkoholfreien Biere hat die Brauerei inzwischen stark erweitert – so gibt es inzwischen ein dunkles Bier, Radler, Weißbier und andere Biermischgetränke – alle ohne Alkohol.

Viele Brauereien in Oberfranken verändern ihre Spezialitäten

Der Trend sei auch in der Region mit der größten Brauereidichte der Welt angekommen, bestätigt Markus Raupach vom Bierland Oberfranken. In manchen oberfränkischen Biergärten hätten die alkoholfreien Biere in diesem Sommer mehr als 30 Prozent des Umsatzes ausgemacht. Auch weil es oft weniger Kalorien habe und ohne Alkohol eben gesünder sei. Die Brauereien würden ihre Angebote erweitern, das gelte auch für regionale Spezialitäten wie alkoholfreies Kellerbier oder Rauchbier.

In der Brauerei in Neumarkt in der Oberpfalz machen die alkoholfreien Getränke wie Wasser, Limonade und eben alkoholfreies Bier inzwischen mehr als die Hälfte des Brauerei-Umsatzes aus, berichtet Geschäftsführer Johannes Ehrnsperger. Der Trend ist klar: Alkoholfreies Bier ist inzwischen eine echte Alternative.

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Auch in Neumarkt wird immer öfter auch alkoholfreies Bier gebraut.

Dieser Artikel ist erstmals am 20. September 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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