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"Ärzte der Welt" helfen Obdachlosen in München

In Deutschland leben zehntausende Menschen ohne Krankenversicherung. Sie sind zum Beispiel auf die Hilfe von "Ärzte der Welt" angewiesen. Seit einem Jahr fahren sie mit einer mobilen Arztpraxis durch München. Von Verena Schälter

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Das Team von Projektleiter Cevat Kara ist drei Mal pro Woche mit der Mobilen Arztpraxis in München im Einsatz. Im Bus sind Patientenliege, Medizinschränke, medizinische Geräte - alles wie in einer richtigen Arztpraxis - nur, dass sich diese Praxis in einem Bus befindet.

"Wir können akut basismedizinisch helfen, aber wenn weitere stationäre Therapie nötig sein sollte oder weitere Diagnostik, da stoßen wir an unsere Grenzen." Cevat Kara, Projektleiter bei "Ärzte der Welt"

Hohe Dunkelziffer bei Nichtversicherten

Laut statistischem Bundesamt leben etwa 80.000 Menschen in Deutschland ohne Krankenversicherung. Experten glauben sogar, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt. Denn Obdachlose zum Beispiel werden von dieser Statistik gar nicht erfasst.

Hilfe für Obachlose in der Münchner Bayernkaserne

In der ehemaligen Bayernkaserne in München dürfen Obdachlose im Winter übernachten. Einige von ihnen warten regelmäßig auf die mobile Arztpraxis. Üblich sind einfache Erkältungen, Erfrierungen, Infektionskrankheiten. Was genau die Helfer heute erwartet, wissen sie vorher nicht. In einem Container führt Cevat Kara ein Vorgespräch mit den Patienten - so wie im Fall von Michael, 70 Jahre alt, aus Bulgarien.

"Er hatte vor fünf bis sechs Jahren einen vierfachen Bypass und die Medikamente fehlen ihm, weil er obdachlos ist und seine Medikamente mit seinen anderen Habseligkeiten wurden ihm gestohlen." Cevat Kara

Manchmal nur kurzfristige Hilfe möglich

Michael ist vor einigen Monaten nach Deutschland gekommen. Von seiner Rente kann er in Bulgarien kaum überleben, deshalb wollte er sich in Deutschland einen Job suchen. Doch mit seiner Krankheit war das nicht möglich. Jetzt, ohne Medikamente, sind Michaels Beschwerden immer schlimmer geworden. Cevat Kara schickt ihn deshalb hinüber zum Bus. Dort untersucht ihn Ärztin Marianne Stix mit Hilfe eines Dolmetschers. Doch es zeigt sich: Sie kann ihm nur begrenzt helfen und versucht, ihrem Patienten zu erklären, warum:

"Eine intensive Untersuchung ist halt hier nicht möglich. Das klingt so, dass da wieder was nicht in Ordnung ist. Da müsste man eventuell den Bypass aufdehnen oder wieder operieren, aber das ist hier nicht möglich und in Bulgarien haben Sie Ihre Versicherung." Marianne Stix, Ärztin

Michael muss also zurück nach Bulgarien. Immerhin konnten sie ihm hier kurzfristig mit Medikamenten helfen. Während er aus dem Bus steigt, wartet schon der nächste Patient: Auch er lebt auf der Straße und leidet unter einer schweren Infektionskrankheit. Mittlerweile ist es 20.00 Uhr, aber die Patientenliste für diesen Abend ist noch lang.