In einer Halle des Klärwerks von Ochsenfurt wird der noch nicht fertig getrocknete Klärschlamm zwischengelagert.
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In einer Halle des Klärwerks von Ochsenfurt wird der noch nicht fertig getrocknete Klärschlamm zwischengelagert.

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Abwasser: Wohin mit dem Klärschlamm aus Bayern?

Abwasser: Wohin mit dem Klärschlamm aus Bayern?

Wo landet, was wir die Toilette hinunterspülen? Bisher am Ende meist in Verbrennungsanlagen. Dadurch entstehen zu viele Klimagase, argumentiert eine Studie im Auftrag des Bund Naturschutz. Doch auch mit alternativen Verfahren gibt es Probleme.

Der Berg, der zu entsorgen ist, wäre sehr groß, wenn man ihn an einem Ort auftürmen würde: In Bayern gibt es ungefähr 2.600 Kläranlagen, insgesamt fallen dort nach Angaben des Landesamts für Umwelt (LfU) jährlich über fünf Millionen Tonnen Klärschlamm an. Und der muss irgendwo hin.

Auf die Felder soll der Klärschlamm nicht mehr

Noch vor 20 Jahren hat man es sich damit vergleichsweise leicht gemacht: Der Schlamm wurde in der Regel als Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht. Doch das ist inzwischen weitgehend verpönt, weil mit dem Klärschlamm auch Schadstoffe wie Medikamentenrückstände wieder in der Landschaft verteilt wurden. Inzwischen gehen nur noch sieben Prozent des bayerischen Klärschlamms in die Landwirtschaft. Der Löwenanteil, nämlich 87 Prozent, wird verbrannt. Getrockneter Klärschlamm hat einen ähnlichen Brennwert wie Braunkohle, er ist daher als Energiequelle nutzbar. Meist landet er deshalb einfach mit in Kohlekraftwerken, Müllverbrennungsanlagen oder Zementwerken.

Wertvoller Phosphor aus dem Schlamm

Das muss sich jedoch ändern, denn in den menschlichen Ausscheidungen steckt nicht nur Energie, sondern auch Phosphor: ein unverzichtbarer Baustein des Lebens und wichtiger Bestandteil von Mineraldünger. In getrocknetem Klärschlamm macht der Phosphoranteil durchschnittlich drei Prozent aus.

Recycling statt Import

Bisher wird Phosphor vor allem in Bergwerken gewonnen, 75 Prozent der Weltreserven konzentrieren sich allein in Marokko und der West-Sahara. Dabei ist das Potenzial zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm riesig: Bayern könnte damit rund die Hälfte seines Bedarfs an Phosphatdünger decken. Das hat der Gesetzgeber erkannt: Seit 2017 ist in Deutschland die Phosphorrückgewinnung Vorschrift - allerdings mit langen Übergangsfristen.

Immer mehr Klärschlamm-Verbrennungsanlagen entstehen

Der von der Staatsregierung favorisierte Weg dafür ist die so genannte Monoverbrennung: Eigens für Klärschlamm errichtete Verbrennungsanlagen, aus deren Asche dann das Phosphor isoliert wird. Vier davon sind bereits in Betrieb – in München, Neu-Ulm, Gendorf (Lkr. Altötting) und Altenstadt (Lkr. Weilheim-Schongau). Eine weitere in Breitenhardt (Landkreis Straubing-Bogen) wird gebaut. Weitere sind geplant, nach Angaben des Bund Naturschutz unter anderem in Gersthofen (Lkr. Augsburg), Straubing und den Großräumen Ingolstadt, Nürnberg Schweinfurt/Würzburg und Coburg.

BN kritisiert CO2-Ausstoß

Der Bund Naturschutz (BN) hält diese Entwicklung für falsch und untermauert diese Position mit einer eigens in Auftrag gegebenen Studie. „Monoverbrennungsanlagen haben die schlechteste CO2-Bilanz von allen Verfahren der Klärschlammbehandlung“, erklärt Christine Margraf vom BN. Die Phosphor-Rückgewinnung in diesen Anlagen sei bisher auch noch nicht großtechnisch erprobt.

Pyrolyse produziert wenig Treibhausgas, aber viel Müll

Die Studie des Beratungsbüros Björnsen aus Koblenz vergleicht verschiedene Verfahren der Klärschlammbehandlung. Pro Kilogramm recyceltem Phosphor entstehen demnach bei der Monoverbrennung 99 bis 145 Kilogramm CO2. Den niedrigsten Ausstoß von Treibhausgas, nämlich 36 Kilogramm, errechnet die Studie für die so genannte Pyrolyse. Einer der Studienautoren, Kevin Friedrich, benennt jedoch auch einen entscheidenden Nachteil der Pyrolyse: „Eine landwirtschaftliche Verwertung des Klärschlamm-Karbonisats ist aus rechtlichen Gründen in Deutschland derzeit nicht möglich.“ Es würden also riesige Mengen an Müll entstehen, der deponiert werden müsste.

Sanitär-Umbauten wären aufwändig

Renate Götzenberger vom BN-Landesarbeitskreis Wasser spricht sich für ein so genanntes „ressourcenorientiertes Abwassersystem“ aus. Laut der Studie würden hier nur 43 Kilogramm CO2 pro Kilogramm recyceltem Phosphor anfallen. Darüber hinaus spart die Methode auch Wasser ein. Allerdings wäre sie auch sehr aufwändig: In allen Haushalten müsste die Sanitärinstallation umgebaut werden, um die menschlichen Ausscheidungen vom restlichen Abwasser zu trennen.

Umweltministerium hält an Verbrennung fest

Die Staatsregierung hält unterdessen an der Monoverbrennung als Haupt-Entsorgungsweg für Klärschlamm fest. Ein Sprecher des Umweltministeriums beschreibt auf BR-Anfrage die Gründe: „Die Vermeidung von Schadstoffen im Boden und die Phosphorrückgewinnung überwiegen die anfallenden CO2-Emissionen.“ Mittel- und langfristig sei es das Ziel, diesen Prozess klimaneutral zu gestalten. Nur über Monoverbrennungsanlagen könne ausreichend Phosphor zurückgewonnen werden.

Am Ende seien jedoch die Kommunen in Bayern für die Behandlung des Abwassers verantwortlich. Für sie gibt es seit 2020 am Landesamt für Umwelt eine eigens eingerichtete „Beratungsstelle Phosphorrückgewinnung von Klärschlamm in Bayern“.

  • Zum Artikel: Warum Weißenburgs Kläranlage das sauberste Abwasser Bayerns hat

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