Blick auf die Synagoge am Jakobsplatz in München.
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Im Jüdischen Gemeindezentrum wurde die aktualisierte Wanderausstellung über Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern München eröffnet.

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"Niemals vergessen": Ausstellung über NS-Opfer beim FC Bayern

In der Israelitischen Kultusgemeinde ist eine Ausstellung über die NS-Opfer beim FC Bayern München zu sehen. Bei der Eröffnungsveranstaltung diskutierten Charlotte Knobloch und FCB-Präsident Hainer über Erinnerungskultur im Fußball.

Zwei Tage nach dem Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus haben Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, und der Präsident des FC Bayern München, Herbert Hainer, erörtert, wie wichtig die Erinnerungskultur auch im Fußball ist.

Marcel Reif moderiert Diskussion über Erinnerungskultur

Anlass für die Talkrunde im Jüdischen Gemeindezentrum war die Eröffnung der aktualisierten Wanderausstellung "Verehrt - verfolgt - vergessen: Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern München", teilte die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) München mit.

Moderiert wurde die Diskussion zum Thema "Gemeinsam erinnern, gemeinsam die Zukunft gestalten" vom IKG-Vorstandsmitglied Guy Fränkel. Neben Knobloch und Hainer diskutierte auch der langjährigen Sportjournalist Marcel Reif mit. Vor 180 geladenen Gästen fand die Talkrunde im Hubert-Burda-Saal in den Räumlichkeiten der Israelitischen Kultusgemeinde am St.-Jakobs-Platz statt.

Knobloch dankt FC Bayern für sein Engagement

Charlotte Knobloch erzählte bei der Talkrunde am Sonntag, sie habe Kurt Landauer noch persönlich kennenlernen dürfen: "Er stand für Austausch: Also lassen Sie uns miteinander reden!" Kobloch dankte den Anwesenden, die mit ihrem Besuch "ein starkes Zeichen gegen das Vergessen setzen" würden: Unter anderem saßen laut einer Pressemitteilung des FC Bayern München Dr. Edmund Stoiber, der designierte stellvertretende FCB-Vorstandsvorsitzende Michael Diederich, Vizepräsident Walter Mennekes, Verwaltungsbeirätin Professor Dr. Marion Kiechle sowie Dr. Ludwig Spaenle (Antisemitismus-Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung) im Auditorium.

Knobloch: "Kurt Landauer wäre sehr stolz auf seinen Verein."

Auch heute stünden jüdische Menschen im Fadenkreuz von Hass, mahnte Knobloch laut der Pressemitteilung, "aber das Fundament, auf dem nach 1945 alles aufgebaut wurde, lautet: Nie wieder! Es steht für eine Gesellschaft alles auf dem Spiel, wenn die Vergangenheit wieder zur Gegenwart wird. Darum Danke an den FC Bayern für sein Engagement. Kurt Landauer wäre sehr stolz auf seinen Verein."

FC-Bayern-Präsident Hainer sagte laut Mitteilung des FC-Bayern, es sei verständlich, dass neue Generationen neue Fragen hätten: "Es ist legitim, dass sich das Wissen über historische Vorgänge im Lauf der Zeit verändert. Das bedeutet aber keineswegs, dass deren Bedeutung abnimmt – oder die Verantwortung, es besser zu machen. Jede Generation hat ein Erbe - und entscheidend ist, wie sie damit umgeht."

Auf Initiative des FC Bayern München hatte das Institut für Zeitgeschichte die Vereinsgeschichte während der Zeit der NS-Herrschaft untersucht. Teile der Wanderausstellung zeigen die Ergebnisse der 2022 veröffentlichten Studie.

Wanderausstellung erzählt neun Lebensgeschichten

Bereits seit 2016 war die Wanderausstellung, in Kooperation mit der evangelischen Versöhnungskirche, in der KZ-Gedenkstätte Dachau aufgebaut. Neben Museen und Vereinen in ganz Deutschland war die Ausstellung auch 2019 schon im "Museum of the Holocaust" in Los Angeles zu sehen. Nun ist die Wanderausstellung aktualisiert worden und kann zunächst bis zum 17. Februar in der Israelitischen Kultusgemeinde in München besichtigt werden, wie der FC Bayern München auf BR-Anfrage mitteilte.

Im Mittelpunkt der Schau stehen über 56 Vereinsmitglieder, die aus religiösen oder politischen Gründen aus Nazi-Deutschland fliehen mussten oder deportiert wurden, heißt es auf der Homepage des FC Bayern. Ausführlich werden neun Lebensgeschichten erzählt, darunter die der Ehrenpräsidenten Kurt Landauer und Siegfried Herrmann.

FC-Bayern-Präsident: "Wir wollen unseren Teil beitragen"

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, und der im Oktober wiedergewählte Bayern-Präsident, Herbert Hainer, sind Schirmherren der Ausstellung. Bei einer Veranstaltung im Sommer hatte Hainer betont, wie wichtig die Erinnerungskultur für den FC Bayern sei. "Wir wollen unseren Teil beitragen, dass die Menschen niemals vergessen, was in der NS-Zeit in Deutschland passiert ist – und dass sich die Geschichte niemals wiederholt", sagte Hainer im Rahmen einer Fortbildung zum FC Bayern und seiner jüdischen Geschichte.

Seit 19 Jahren "Erinnerungstag im deutschen Fußball"

Seit 2004 gibt es auch einen "Erinnerungstag im deutschen Fußball", der damals in der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau ins Leben gerufen wurde. Seither wird in Abstimmung mit der Deutschen Fußballliga (DFL) an den Spieltagen rund um den 27. Januar mit Stadiondurchsagen und Aktionen an die Opfer des NS-Regimes erinnert.

In diesem Jahr werden am Dienstag die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, die im Oktober 90 Jahre alt geworden ist, und die Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, in der Versöhnungskirche zu Gast sein, berichtet der Evangelischen Pressedienst. Die öffentliche Gesprächsrunde mit Knobloch und Heinrich startet um 19.30 Uhr und kann ohne Anmeldung besucht werden.

2023 liegt der Fokus der bundesweiten Kampagne auf den Frauen, die im Nationalsozialismus aktiv Widerstand leisteten, teilte Pfarrer Björn Mensing mit. Deren Geschichten seien noch heute "Motivation für die starken Mädchen und Frauen, die im Kampf gegen frauenfeindliche und antidemokratische Regime ihre Rechte zu behaupten suchen".

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