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Weintipp Weinempfehlungen von Winzerinnen aus Bayern

In Deutschland müssen wir uns im Weinbau um den Nachwuchs keine großen Sorgen machen, denn es tut sich viel. Immer mehr Menschen entscheiden sich mit Leidenschaft und Tatendrang dafür, den Familienweinbaubetrieb zu übernehmen, eine Winzerlehre zu machen oder sogar ein eigenes Weingut zu gründen, was heutzutage in der Landwirtschaft keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Ein großer Teil dieses Wandels wird von jungen Frauen getragen. Von solchen Winzerinnen aus Bayern stellt Weinexpertin und Sommelière Conny Ganß drei Weine vor.

Stand: 26.09.2023

Winzerin schneidet Silvaner-Trauben.  | Bild: dpa/Daniel Karmann

Frauen sind in der Weinbranche keine Seltenheit mehr, im Gegenteil: Heutzutage ist es völlig normal, Weine von Winzerinnen zu kaufen. Viele renommierte Weingüter in Deutschland und der Welt werden von Frauen geführt. Es sind entweder die Töchter der Gründer, die nun das Ruder übernommen haben und den Familienbetrieb weiterführen, oder junge Frauen, die ihre Leidenschaft und Liebe für das Thema Wein in einem eigenen Weingut verwirklichen. Heutzutage haben sowohl Frauen als auch Männer die gleichen Chancen, diese Karriere zu verfolgen. Das sah vor 20 oder 30 Jahren noch anders aus…

Conny's Weintipps von bayerischen Winzerinnen

2022 Blauer Silvaner Spätlese trocken, Weingut Harald Geißendörfer

Anbaugebiet: Nordheim, Franken
Preis: etwa 8,50 Euro

Conny Ganß: "Katharina Geißendörfer, in Buchbrunn im Maindreieck beheimatet, leitet gemeinsam mit ihren Eltern das Familienweingut Harald Geißendörfer. Hier packt schon immer die ganze Familie tatkräftig mit an. Bereits in ihrer Jugend gab es für Katharina keinen Zweifel daran, dass sie im Familienbetrieb bei jedem Wetter mithilft.
Das Winzer-Handwerk ist bekanntlich ein Knochenjob, besonders wenn viele Aufgaben von Hand erledigt werden müssen. Deshalb konnte sich Katharina erst nicht vorstellen, diese Arbeit in Zukunft auch machen zu wollen. Das änderte sich jedoch, als sie die Buchbrunner Weinprinzessin wurde. Die Begegnungen mit Weinliebhabern auf verschiedenen Veranstaltungen bereiteten ihr große Freude, und der Austausch mit jungen Winzerinnen und Winzern inspirierte sie. Es wurde ihr klar, dass es beim Wein um mehr geht als "bloß gutes oder schlechtes Wetter". Sie entschied sich dafür, Weinbau zu studieren und ist seit 2017 voll und ganz im Familienweingut aktiv.
Katharina brachte ihre eigenen Ideen ein, wie zum Beispiel einen Hopfensecco, oder dass die Sektproduktion wieder zu 100 Prozent im eigenen Betrieb erfolgt. Man spürt ihre Leidenschaft für das Winzerhandwerk. Seit über 20 Jahren setzt die Familie auf Begrünung und den Erhalt der Artenvielfalt, was sich deutlich in der Qualität ihrer Weine widerspiegelt. Die Weine zeichnen sich durch Tiefe, Ausdruck und eine herrliche Ausgewogenheit aus.
Dass die Familie eng verbunden ist mit ihrer Heimat zeigt sich auch darin, dass sie die mittlerweile nur noch seltene Rebsorte Blauer Silvaner im Anbau hat. Welch Glück für uns! Geschmacklich hebt sich der Blaue Silvaner innerhalb der Silvaner-Familie hervor, besonders der 2022er Blaue Silvaner Spätlese vom Weingut Harald Geißendörfer.
In der Nase dominieren Aromen von Aprikose und Stachelbeere, begleitet von dem typischen Kräuterspiel eines Silvaners. Am Gaumen zeigt er sich geschmeidig und füllig, auch dank der besonderen Struktur der bläulichen Traube, mit der die Familie wunderbar umzugehen weiß. Er hinterlässt einen langanhaltenden Eindruck und bestätigt, dass er zurecht im Weinberg steht.

Genießen Sie den Wein am besten zu Saiblingslasagne-Töpfchen mit Spinatsalat."

2022 Dettelbach Scheurebe trocken, VDP Ortswein, Weingut Glaser-Himmelstoss

Anbaugebiet: Buchbrunn, Franken
Preis: etwa 10,50 Euro

Conny Ganß: "Im Herbst 2015 begann für Julia Glaser ein neues Kapitel in ihrem Leben, das sie als gelernte Winzerin im Familienweingut Glaser-Himmelstoss startete. Dieser Weg war nicht von Anfang an klar für sie. Als Jugendliche konnte sie sich kaum vorstellen, einmal in die Fußstapfen ihrer Eltern und Großeltern zu treten. Doch mit den Jahren erwachte die Faszination. Die Frage, warum die Trauben aus den eigenen Weinbergen am Ende im Glas so schmecken und jeder Wein seine einzigartige Prägung erhält, trieb sie an. Aus anfänglicher Neugier wurde eine Leidenschaft, die schließlich in ihrer Winzerinnen-Lehre mündete.
Die Geschichte von Glaser-Himmelstoss begann an zwei unterschiedlichen Orten, mit zwei Weinbaubetrieben und zwei Familien - dem Weingut Glaser in Nordheim und dem Weingut Himmelstoss in Dettelbach. Beruflich und privat brachten Wolfgang Glaser und Monika Himmelstoss, Julias Eltern, diese beiden Welten zusammen und legten den Grundstein für das heutige Weingut.

Seit Julia mit an Bord ist, werden auch neue Wege ausprobiert: zum Beispiel die Maische-Standzeit zu verlängern, gerne auch mal den Weißwein im Holz auszubauen oder sogar mehr Sekt zu produzieren, was bereits im Weinberg beginnt. Julia sagt: ‚Ich bin sehr glücklich mit dem bestehenden Weingut, den gesunden Weinbergen und was meine Eltern aufgebaut haben!'. Sie ist aber auch überzeugt: ‚Stillstand ist Rückstand.' Deshalb wird weiter ausprobiert, investiert und selbstverständlich fleißig diskutiert - immer gemeinsam und mit Respekt gegenüber dem, was die Generationen vor Julia bereits erschaffen haben. Höchst sympathisch und eben nicht der krasse Schnitt zwischen den Generationen - ein Weg, der für die Familie und die Qualität ihrer VDP der richtige ist. Weine und mittlerweile Sekte bestätigen das.
Die Dettelbach Scheurebe verkörpert sehr schön die Stilistik des Weingutes - geradlinig, nicht überladen, elegant, mit griffiger Struktur und sympathisch fränkisch trocken. In der Nase saftige Limetten und Grapefruit, begleitet von einem Gewürzspiel. Am Gaumen Saftigkeit und ein harmonisches Zusammenspiel von Frische und Reife. Geschmeidig und lebendig - so muss fränkische Scheurebe schmecken.

2022 Johanniter trocken, Weingut Teresa Deufel, -Bioland-

Anbaugebiet: Lindau, bayerischer Bodensee
Preis: etwa 12 Euro

Conny Ganß: "Teresa Deufel ist eine leidenschaftliche Winzerin aus Lindau am Bodensee, die eine lange Familientradition in der Weinherstellung fortsetzt. Vor fast 50 Jahren, im Jahr 1975, haben ihr Vater Hannes Deufel und ihr Onkel Ludwig Haug beschlossen, neben ihren Obstgärten auch Weinreben anzubauen. Sie waren davon überzeugt, dass die Lindauer Hänge ideale Bedingungen für erstklassigen Wein bieten und haben damit den Weinbau in der Region wiederbelebt.

Teresa Deufel hat die Familientradition fortgeführt und begann 2009 mit der Produktion ihrer eigenen Teresa Deufel Weine'. Sie hat sich der biologisch-organischen Landwirtschaft verschrieben und setzt auf Handarbeit. Auf ihren drei Hektar Weinbergen in Lindau produziert sie hochwertige Weine, in ganz enger Zusammenarbeit mit Mutter Natur. Die Weinregion um Lindau herum ist auf vielen Ebenen einzigartig in Deutschland. Denn die Lindauer Weinberge sind nicht nur das südlichste, sondern mit 400 bis 560 Metern auch das höchstgelegene Weinanbaugebiet Deutschlands. Dazu kommt das Zusammenspiel aus dem besonderen Klima, das durch den größten See Deutschlands geprägt ist, und dem für den heimischen Weinbau durchaus seltenen Moränengestein, auf dem die Reben stehen. Der 'Solist', wie Teresa die Johanniter Rebe für sich beschreibt, zeigt sehr deutlich, wie Bodenseewein aus Bayern ist: ein präzises Spiel aus Frucht, filigraner Struktur und Eleganz. Der 2022er Johanniter kann auch gerne ein paar Jahre im Weinkeller vergessen werden. Wer ihn schon jetzt probieren möchte, wird belohnt mit einem Duft nach weißem Pfirsich und Birne. Am Gaumen hat er ein frisches, würziges Spiel aus Aromen, Mineralik und Säure. Der Wein macht Freude im Glas und gibt bis zum letzten Schluck viel Druck.
Teresa Deufel und ihre Familie haben es geschafft, den Weinbau in Lindau wiederzubeleben und qualitativ hochwertige Bodenseeweine zu produzieren, die die reiche Geschichte und die besonderen Gegebenheiten der Region widerspiegeln.

Viel Freude mit den Weinen wünschen Conny Ganß und "Wir in Bayern"!


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