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Gesundes Weihnachtsmenü Bitterstoffe: Gut für die Verdauung

Radicchio, Artischocken, Grapefruit, Kaffee oder Hopfen haben eines gemeinsam: Sie enthalten viele Bitterstoffe. Doch vielen Menschen schmeckt genau das nicht! Das ist nicht von Vorteil, denn Bitterstoffe regen die Verdauung an, fördern den Speichelfluss, führen zu einer verstärkten Produktion von Magen- und Gallensaft und verbessern die Fettverdauung. Gerade an Weihnachten, nach deftigen Braten und süßen Plätzchen, sollte man Bitterstoffe in den Speiseplan einbauen. Ein Besuch bei der Kräuterexpertin und Biologin Michaela Marx.

Von: Agnieszka Schneider

Stand: 18.12.2023

Wer kennt es nicht: "Weihnachten kann so schön und köstlich sein, wenn nur dieses Völlegefühl und die Verdauungsprobleme nicht wären. Das muss irgendwie auch anders gehen", hofft Gesundheit-Reporter Fero Andersen. Gemeinsam mit Kräuterpädagogin Michaela Marx macht er sich auf, in das Reich der Bitterstoffe.

Bitterstoffe – ein Schutz der Natur

In Blüte, Blatt oder der Wurzel – in vielen Pflanzen stecken gesunde Bitterstoffe. Selbst jetzt im Winter findet Michaela Marx in ihrem Garten noch einige davon. Mit Bitterstoffen schützen sich Pflanzen vor Fraßfeinden. Deshalb verbinden wir bitteren Geschmack mit Giftigkeit. Bittere Lebensmittel sind daher eher unbeliebt. In der Evolution haben sich aber die Pflanzen durchgesetzt, die sich so gegen Umweltgefahren gewehrt haben. Im Löwenzahn stecken vor allem im Winter wertvolle Bitterstoffe. Warum ist bitter überhaupt so gesund?

"Auf der Zunge hast du Rezeptoren und die melden das dann an den ganzen Körper. Und es geht sofort eine Kaskade los: Du hast mehr Speichel, du hast mehr Verdauungsenzyme, der Magen fängt besser an zu arbeiten, auch Speicheldrüse und Galle. Und so hast Du eine effektive Verdauung."

Michaela Marx, Kräuterexpertin und Biologin, Train

Bitterstofflieferanten sind zum Beispiel Beifuß, Douglasie, Schafgarbe, Thymian, Wegwarte und Distel. Und auch Hopfen, Enzian, Zimt, Eicheln, Tausengüldenkraut und Chinarinde stimulieren die Verdauung. Viele halten sie für giftig, aber auch sie enthält gesunde Bitterstoffe: die Vogelbeere.

"Wenn man die Vogelbeere nämlich behandelt, wenn man sie trocknet oder kocht, dann ist diese wunderbare Wildfrucht, die natürlich ein bisschen bitter schmeckt, auch in der Verdauung gut einzusetzen."

Michaela Marx, Kräuterexpertin und Biologin, Train

Wer keine Kräuter draußen suchen mag, kann auch kultivierte Obst- und Gemüsesorten im Supermarkt kaufen – zum Beispiel Zitrusfrüchte. Zitronen und Orangen sind zwar süß, enthalten jedoch auch Bitterstoffe.

Für alle Fälle: Kräutertee und Bittersalz

In der Kräuterküche von Michaela Marx starten sie und Fero Andersen mit einem Tee. "Ich würde jetzt eine Mischung nehmen aus Wermut, den Thymian würde ich dazu nehmen und weil Weihnachten ist, nehmen wir jetzt natürlich auch ein bisschen vom Christbaum dazu. Die Douglasie schmeckt zum Beispiel ganz toll nach Orange", schlägt Michaela Marx vor.

Wichtig: Alle Kräuter fein schneiden. Es müssen viele Schnittstellen da sein, damit das Wasser die Bitterstoffe, die übrigens auch wasserlöslich sind, auslösen können. Mit maximal 90 Grad heißem Wasser übergießen. Vor dem Essen ungesüßt getrunken, regt dieser Tee den Speichelfluss an. Ziehzeit: circa sieben Minuten.

In der Zwischenzeit kümmern sich die beiden um das Salz. "Also das Salz ist natürlich toll, weil wir das Salz überall verstecken können. Egal, ob ich jetzt die Gans würze oder einen Salat mache, ich würde immer mit Bittersalz würzen", verrät Michaela Marx. Sie bereitet das Salz aus frischen Kräutern zu. Vor allem Schafgarbe und Beifuß regen den Stoffwechsel an. Auch aus getrockneten Kräutern kann man das Bitterstoff-Salz herstellen. Da Salz ein Konservierungsmittel ist, kann man es gut ein Jahr aufbewahren.

Das "Bitterstoffe-Weihnachtsmenü"

Das Menü:

  • Bierkaltschale als Aperitif
  • gegrillter Löwenzahn, Chicorée und Radicchio mit Käse
  • Schokocreme mit Grapefruitfilets

Den Anfang macht der Hopfen, den findet man im Bier. Auf kleiner Flamme soll das dunkle Bier circa 20 Minuten einkochen bis es ein sämig dickflüssiger Sirup wird. "Man macht aus diesem Hopfen einen wunderbaren Magenbitter. Den kann man dann auch vorm Essen trinken", rät Kräuterexpertin Marx.

Für den leichten Hauptgang werden der Löwenzahn und die Wegwarte in Butter kross gegrillt. Unser Menü ist eine Variante mit Chicorée und Radicchio. Das selbstgemachte Kräutersalz verstärkt den Geschmack der Bitterstoffe noch. Circa zwei bis drei Minuten von jeder Seite anbraten.

Das Dessert: Mit Grapefruit, Rotwein, Gewürzen und dunkler Schokolade entsteht eine regelrechte Bitterstoff-Bombe. Der Rotwein wird mit den weihnachtlichen Gewürzen aufgekocht und anschließend mit der Schokolade vorsichtig vermengt. Das Geheimnis einer perfekten Konsistenz ist das Schlagen der Creme über dem Eiswasser. Das Dessert bekommt eine Fruchtverzierung und mit dem Sekt wird der Biersirup aufgegossen. Das Weihnachtsessen aus bitteren Lebensmitteln kann beginnen!


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