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Trend: EMS-Training Was kann Sport mit Strom-Impulsen?

Fit und schlank mit nur 20 Minuten Sport pro Woche – Auspowern mit Strom soll es möglich machen. Für wen ist das sogenannte EMS-Training geeignet? Hilft es gegen Schmerzen und beim Abnehmen?

Von: Agnieszka Schneider

Stand: 08.04.2024

Ein Trend in  der Fitness-Szene ist das EMS-Training. EMS steht für Elektromyostimulation, also elektrische Muskelstimulation. Eine EMS-Übungseinheit kostet zwischen zwölf und 30 Euro und soll unglaublich effizient sein. Stimmt das wirklich?

Christian Suhr ist Personal-Trainer und ist von der positiven Wirkung des EMS-Trainings überzeugt.

"Im großen Ganzen ist das Training so effektiv, weil es bis zu 90 Prozent aller Muskelfasern aktiviert. Dadurch schafft man es, seinen ganzen Körper auf einmal zu trainieren und hat in 20 Minuten den Erfolg."

Christian Suhr, EMS-Trainer, Nürnberg

Achtung: EMS-Training nicht für jeden geeignet!

Vorab: Um ein optimales Trainingsergebnis zu bekommen, sollte man sich erstmal durchchecken lassen, beispielsweise beim Hausarzt. Und nicht für jeden ist das Training geeignet. Bei epileptischen Anfällen, bakteriellen Infekten oder einer Schwangerschaft ist von EMS abzuraten. Für Menschen mit einem Herzschrittmacher wird es gefährlich.

Gibt der Arzt hingegen grünes Licht, kann das Training beginnen. Dazu wird ein spezieller Ganzkörperanzug nass gemacht, damit die Elektroden den Impuls durch die Kleidung an die Muskulatur leiten können. Die wird dann je nach Stromstärke mehr oder weniger stark stimuliert.

Kalt, eng und das Gefühl von kleinen Mäusen unter dem Anzug

EMS-Einheit: Das Krafttraining beinhaltet oft nur wenige kleine Schritte – und ist doch überaus anstrengend.

Das Ganze fühlt sich erstmal kalt, eng und nicht besonders angenehm an. Manche beschreiben Die Storm-Impulse wie das Gefühl von kleinen Mäusen, die unter dem Anzug über den Körper laufen.

Zunächst wird die Impuls-Intensität an alle Körperregionen angepasst. Dann kann das Krafttraining beginnen. Es beinhaltet oft nur wenige und recht kleine Schritte – und doch beschreiben Teilnehmer die Bewegungen als überaus anstrengend.

Gut gegen Rückenschmerzen

Das EMS-Training schlug bei Rudolf direkt an: "Es war sofort eine Verbesserung erkennbar."

Für welche Bereiche eignet sich nun dieses EMS-Training? Einige Experten schwören auf den Einsatz, um Rückenschmerzen zu linden oder sogar zu heilen. Durch das EMS-Training würden ganz kleine Muskelfasern kontrahiert, was dafür sorge, eine gute Stabilitätsmuskulatur im Rücken aufzubauen.

Auch dem 61-jährigen Rudolf hat das geholfen. Mit zunehmendem Alter hatte er durch seinen Bürojob immer mehr mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Das EMS-Training schlug schnell bei ihm an: "Innerhalb kürzester Zeit war bei mir sofort eine Verbesserung erkennbar."

Abnehmen durch Strom-Impulse?

Viele wollen mit dem EMS-Training auch einfach nur abnehmen. Gelingt das gut und schnell?

Mit dem EMS-Stoffwechselprogramm kann man in 20 Minuten bis zu 500 Kcal verbrennen. Dabei kommt es natürlich auf die Intensität der Übungen und der Stromstärken an.

Die Teilnehmer verbrennen also in kurzer Zeit viele Kalorien, was hilft, ins Kaloriendefizit zu kommen. Dennoch betonen Ärzte, dass das mögliche Abnehmen immer beim Essen stattfindet – und auch EMS keine Wunderpille sei, um schnell 20 Kilo weniger zu wiegen.

Neue Verordnung: Qualifiziertes Personal

Ohne qualifiziertes Personal geht nichts.

Eine EMS-Einheit ist eine gelenkschonende Trainingsmethode für den ganzen Körper. Allerdings ist das Hantieren mit Stromimpulsen nicht ganz ungefährlich. Deshalb ist seit diesem Jahr eine neue Verordnung in Kraft getreten. Nur nachweislich qualifiziertes Personal darf ein EMS-Training durchführen.

Studie zu EMS-Training bei Kniearthrose und Übergewicht

An der Universität Erlangen-Nürnberg läuft derzeit eine Studie zur Anwendung von EMS bei Kniearthrose. In der randomisierten und kontrollierten Studie werden Probanden im Alter von 40 bis 70 Jahren an EMS-Geräten trainiert. Für die Studie relevant ist neben der Knieartrose auch Übergewicht.

EMS-Training hilft Helga gegen ihre Schmerzen unter der Kniescheibe.

Mit dabei ist die 55-jährige Helga. Wenn sie lange Strecken läuft und vor allem bergauf geht, sticht der Schmerz wie ein Messer unter die Kniescheibe.

Durch das EMS-Training sind Helgas Schmerzen zurückgegangen. Sie kann besser laufen und spürt ihr Knie-Problem viel seltener. Der Nutzen von EMS bei Arthrose wird bislang schon durch eine koreanische Studie belegt.


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