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Tropenkrankheiten Wie gefährlich ist die Asiatische Tigermücke?

Mit dem Sommer startet die Stechmücken-Saison. Längst haben sich neue Stechmücken-Arten, wie die asiatische Tigermücke bei uns angesiedelt, die tropische Krankheiten übertragen können.

Von: Caroline Hofmann

Stand: 19.06.2023

Schwarz-weiße Musterung, klein und eher aggressiv - so wird die asiatische Tigermücke meist beschrieben. Neben ihr sind etwa 50 Stechmücken-Arten hierzulande im Sommer aktiv. Was wird gegen ihre Ausbreitung getan und wie kann jeder Einzelne dabei helfen?

Die Tigermücke in Europa

Ursprünglich ist die asiatische Tigermücke in den südostasiatischen Tropen beheimatet. Mit steigenden Temperaturen fühlt sich die Stechmücke aber auch in Europäischen Gebieten wohl.

"In Italien zum Beispiel kommt die asiatische Tigermücke fast flächendeckend vor in hohen Populationsdichten zum Teil. Von dort wird sie mit dem Kraftfahrzeug-Fernverkehr häufig mit nach Deutschland gebracht."

Dr. Helge Kampen, Medizinischer Entomologe und Parasitologe, Friedrich-Loeffler-Institut

In Deutschland ist die asiatische Tigermücke seit 2007 beheimatet und gilt als potenzieller Überträger von mehr als 20 Viren, dazu gehören unter anderem das Denguefieber, das Chikungunya- und Zika-Virus.

Populationen in Deutschland

Mittlerweile sind Populationen vor allem im warmen Oberrheingebiet angesiedelt, aber auch in Fürth, Jena oder Berlin wurden bereits Tigermücken registriert. Grund für die Ausbreitung neuer Stechmücken, ist der Klimawandel. Steigende Temperaturen führen dazu, dass sich die Tigermücke bei uns wohl fühlt und die Gefahr tropischer Krankheiten potenziert.

Wie gefährlich ist ein Stich?

Grundsätzlich gilt: Nicht jede Tigermücke ist Krankheitsüberträger. Die Insekten sind nicht selbst mit gefährlichen Erregern infiziert. Sie nehmen diese während des Blutsaugens bei infizierten Tieren oder Menschen auf und geben sie weiter. Bislang wurde in Deutschland noch kein Krankheitsfall -  ausgelöst von einer Tigermücke - nachgewiesen.

"Das Risiko, sich in Deutschland mit einem Erreger zu infizieren, ist minimal. Es gibt das West-Nil-Virus, das vor allem hier zirkuliert, aber auch hier sind die Fälle überschaubar. Wenn man sich nach Mückenstichen unwohl fühlt, sollte man das medizinisch abklären lassen."

Dr. Helge Kampen, Medizinischer Entomologe und Parasitologe, Friedrich-Loeffler-Institut

Heimische Stechmücken übertragen das West-Nil-Virus

Nicht die Tigermücke, sondern auch die heimische Stechmücke kann zum Überträger von tropischen Erkrankungen werden. So wurden hierzulande seit 2019 knapp 50 Fälle des West-Nil-Virus in Deutschland nachgewiesen. Davon ein Todesfall 2020. Die heimische Stechmücke saugt Blut etwa bei infizierten Zugvögeln, die zum Beispiel aus Afrika zurückkommen. Darüber infiziert sie sich und kann die Erreger beim nächsten Stich an weitere Tiere und auch Menschen weitergeben.

Klimawandel als Beschleuniger

In einer Studie untersuchten Experten am Beispiel der Tigermücke, wie sich die Tiere klimabedingt weiter ausbreiten können. Das Fazit: Selbst bei einem moderaten globalen Temperaturanstieg von weniger als zwei Grad Celsius werden in Zukunft in nahezu allen Gebieten Europas Klimabedingungen herrschen, die die Übertragung der Infektionskrankheiten begünstigen. Auch in Deutschland könnte die Tigermücke dann noch häufiger vorkommen.

Was tun? Schutz und Behandlung

Es gilt: Wer nach einem Mückenstich Fieber, Gelenk-, Kopfschmerzen oder Hautausschlag bekommt, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen. Bei den meisten Infektionen können dann Symptome behandelt werden. Eine spezifische Therapie oder Medikamente gegen Dengue, Chikungunya-, Zika- oder West-Nil-Viren gibt es nicht. Auch vorbeugend kann in dieser Hinsicht wenig getan werden. Ein Impfstoff ist ausschließlich gegen das Dengue-Fieber zugelassen.

Städte setzen auf Monitoring

Um die Ausbreitung der Tigermücke einzudämmen oder zu verhindern, werden einige Gebiete überwacht. Die Stadt München lies eine Fachfirma an mehreren Stellen im Stadtgebiet Fallen aufstellen, an denen die Tigermücke gute Lebensbedingungen auffinden könnte. Dazu gehören Kleingartenanlagen und Friedhöfe.

"In diesem Jahr wurden in den Münchner Fallen noch keine Tigermücken nachgewiesen, wir monitoren die Tigermücke aber schon seit 2020 hier in München und haben das Monitoring jetzt auch weiter ausgeweitet."

Annabel Lehmann, Gesundheitsreferat München

Hilfe der Bevölkerung

Wasseransammlungen in Gießkannen, Dachrinnen, Blumentöpfen - Orte, an denen sich Stechmücken gerne vermehren, sollten vermieden werden. Wer eine verdächtige Stechmücke entdeckt, kann diese außerdem an den Mückenatlas schicken. Ein Citizen Science-Projekt, das die Mücken-Einsendungen wissenschaftlich auswertet.


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