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Mehr Sprachverständlichkeit im Fernsehen

Pilotprojekt Dialog+ Mehr Sprachverständlichkeit im Fernsehen

Stand: 05.05.2021

Dialog+ für bessere Sprachverständlichkeit im Fernsehen | Bild: BR/Petra Decker

Der Bayerische Rundfunk hat im Rahmen eines Pilotbetriebs die Ausstrahlung einer neuen Tonspur getestet. Zuschauerinnen und Zuschauer erhielten damit über mehrere Wochen die Möglichkeit, sich via HbbTV 2 für Dialog+ als Alternative zum regulären Sendeton (Originalmischung) zu entscheiden. Mit dem zusätzlichen Audioangebot verfolgte der BR das Ziel, die Sprache in einer Fernsehsendung leichter und besser verstehen zu können. Das Angebot wurde im BR Fernsehen zu ausgewählten Sendereihen angeboten: "Natur exclusiv" samstags um 16.15 Uhr und "Tatort" dienstags um 20.15 Uhr. Der Testbetrieb ist inzwischen beendet.

Bei den beiden alternativ angebotenen Tonfassungen waren die Hintergrundtöne (Geräusche, Musik, Atmosphäre) unterschiedlich stark abgesenkt und die Sprachanteile gegenüber der Originalmischung hervorgehoben. Die Audioanalyse und Generierung der sprachbetonenden Dialog+ Fassung erfolgte dabei automatisiert auf Basis der Originalmischung durch einen Algorithmus.

Ziel der so genannten Dialogseperation ist es, die Höranstrengung zu vermindern und gleichzeitig ein angenehmes Fernseherlebnis zu schaffen. Gestalterische und klangliche Aspekte sind zwar weiterhin von Bedeutung, stehen aber nicht im Vordergrund.

Welche Sendungen wurden mit Dialog+ angeboten?

Bis Ende März wurde die Sendereihe "Natur exclusiv" samstags um 16.15 Uhr im BR-Fernsehen mit Dialog+ angeboten. Zu der Sendereihe "Tatort" am Dienstag um 20.15 Uhr war der Service von Mitte März bis Ende April verfügbar.

Video zeigt Funktion von Dialog+

In diesem Video erfahren Sie, wie sich Dialog+, ein zusätzliches Audioangebot für bessere Sprachverständlichkeit, zur laufenden Fernsehsendung nutzen ließ.

Über die HbbTV-Startleiste standen in der Applikation "BR Dialog+" die Originalmischung und Dialog+ Tonspuren mit unterschiedlich stark betonten Sprachanteilen zur Auswahl.

Technische Voraussetzungen für die Wiedergabe

  • Empfang via Satellit oder Kabel (sofern der Kablenetzbetreiber das Signal durchleitet)
  • Ein HbbTV 2-taugliches Fernsehgerät (SmartTV), das mit dem Internet verbunden ist. (Geeignete Geräte zeigten die BR-Dialog+-Applikation in der HbbTV-Startleiste im BR Fernsehen an)

Pilotbetrieb nach Tests und Hörversuchen

Der BR hat in einem internen Innovationsprojekt in Kooperation mit dem Institut für Rundfunktechnik (IRT) und dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) die Möglichkeit zur automatischen Erzeugung von Dialog+ Tonfassungen durch Dialogseparation untersucht. Zugleich wurden vom IRT mit Laien und Experten Hörversuche durchgeführt und die Wirksamkeit verschiedener automatischer Verfahren geprüft.

"Aufgrund der positiven Bewertung bei den Hörversuchen hat sich der BR für eine Fortsetzung und einen erweiterten Pilotversuch zu Dialog+ entschieden. Unser Ziel ist es, dabei noch mehr Erfahrungen mit nachträglicher Dialogseparation zu sammeln und letztlich auch ein breiteres Publikum mit einzubeziehen für die Beurteilung eines individuell nutzbaren und bedürfnisorientierten Zusatzangebots für mehr Sprachverständlichkeit."

Produktions- und Technikdirektorin Prof. Birgit Spanner-Ulmer

Dialog+ startete im Rahmen des Pilotbetriebs mit Naturdokumentationen am 5. Dezember 2020 im BR Fernsehen und wurde mit einem Tatort am 27. April 2021 vorerst beendet.

Technischer Hintergrund

Zum Einsatz kam bei "BR Dialog+" der neue Technikstandard HbbTV 2 , den auch das IRT entscheidend mitentwickelt hatte. Kooperationspartner während des Pilotbetriebs war das Fraunhofer IIS mit einer KI-basierten Eigenentwicklung für die erforderliche Dialogseparation.

Arbeitsgruppe zum Thema Sprachverständlichkeit

Nicht nur der Bayerische Rundfunk arbeitet an dem Thema: Auch andere Landesrundfunkanstalten erproben, ob und wie Sprachverständlichkeit von Fernsehinhalten mit technischen Mitteln optimiert werden kann. Im Rahmen einer ARD-Arbeitsgruppe Sprachverständlichkeit werden die Erkenntnisse der einzelnen Häuser untereinander ausgetauscht und bewertet. Letztlich eint alle Landesrundfunkanstalten das gleiche Ziel – den Zuschauerinnen und Zuschauern einen Mehrwert bieten zu können.

Andere Anwendung – vergleichbare Technik:  BR Audiodeskription

In einem weiteren Pilotprojekt zeigt der BR, dass individuell zuschaltbare Tonspuren ein zusätzliches barrierefreies Angebot ermöglichen: Die Sendereihen “Hubert und Staller" und "Monaco Franze" werden aktuell mit "BR Audiodeskription" ausgestrahlt.

Bei dieser Test-Applikation steht die Nutzung am Mobilgerät für ein inklusives gemeinsames Fernseherlebnis von nicht-sehenden und sehenden Menschen im Vordergrund.