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Mit USB und Blue-Screen Windows 98 – blendende Aussicht für Spieler

Vor dem Hintergrund des Browserkriegs veröffentlicht Microsoft im Juni 1998 Windows 98. Doch das neue Betriebssystem steht zunächst unter keinem guten Stern: Bei einer Präsentation auf der Computermesse CES muss Firmenchef Bill Gates wenige Wochen vor der Veröffentlichung vor der versammelten Fachpresse einen peinlichen Totalabsturz mit Blue Screen miterleben.

Von: Wolfgang Zehentmeier

Stand: 20.11.2015 | Archiv

Bill Gates präsentiert Windows 98 | Bild: picture-alliance/dpa

Auch nach der Veröffentlichung im Juni 1998 klagen Nutzer über ein vergleichsweise instabiles System. Dennoch bringt Windows 98 technisch im Vergleich zum Vorgänger wichtige Weiterentwicklungen mit: Für das Anschließen neuer Hardware ist die USB-Schnittstelle jetzt einigermaßen stabil und arbeitet mit wesentlich mehr Geräten zusammen. USB wurde zwar bereits in die zweite Ausgabe von Windows 95 eingebaut, es weist aber so viele Fehler auf, dass es in Windows 95 praktisch unbrauchbar ist.

Was ist USB?

USB steht für Universal Serial Bus. Dadurch können externe Geräte wie Diskettenlaufwerke, Drucker oder Maus und Tastatur an den Computer angeschlossen werden. USB, 1996 von Intel entwickelt, ist zunächst nicht sehr erfolgreich. Spötter sprechen schon vom Useless Serial Bus, vom Unnützen Seriellen Datenbus. Grund sind geringe Übertragungsraten und eine fehleranfällige Unterstützung durch Windows 95. Erst mit USB 2, das die Übertragung größerer Datenmengen in akzeptabler Geschwindigkeit erlaubt, setzt sich USB am Markt durch. Denn jetzt wird es auch sinnvoll, externe Festplatten oder Digitalkameras über USB mit dem PC zu verbinden. Heute ist USB der weit verbreitetste Standard bei der Verbindung von externen Geräten mit dem Computer.

Enge Anbindung ans Internet

Screenshot Windows 98

Mit Windows 98 reagiert Microsoft auf die explosionsartig wachsende Bedeutung des Internets zu dieser Zeit und versucht sich zugleich Argumente im Browserkrieg zu verschaffen. Der Internetzugang ist bei Windows 98 mittels Internet Explorer einfacher als bei Windows 95. Das mitgelieferte Programm Front Page ermöglicht es, einfache Webseiten zu bauen. Das Internet lässt sich sogar direkt in den Desktop einbinden und auf dem Active Desktop können Programme aus dem Internet auch ohne Browser eingebunden werden.

In-Aktiv Desktop

Active Desktop - meist inaktiv.

Das benötigt allerdings vergleichsweise viel Speicher und zudem eine ständige Internetverbindung. Die meisten Nutzer haben 1998 aber weder das eine noch das andere und so bleibt der Active Desktop auf den meisten Rechnern abgeschaltet. Die hohe Einbindung des Internets in Windows 98 soll zudem die Argumente anderer Browserhersteller entkräften, die die Einbindung des Microsoft-Browsers kritisieren und Schadensersatz fordern. Microsoft hält dagegen und argumentiert, dass Windows 98 ohne den IE nicht vollständig wäre, beziehungsweise nicht die volle Funktionalität entwickeln würde und deshalb direkt mit dem Betriebssystem verbunden ausgeliefert werden müsse.

98 SE - Lieblings-System der Spieler

Gibt es an Windows 98 noch einiges in Sachen Stabilität zu mäkeln, ändert sich das mit der zweiten Ausgabe von Windows 98, Windows 98 Second Edition oder kurz Windows 98 SE, sehr schnell. Denn dieses Windows bringt Stabilität und Funktionalität zusammen und ist ideal auf den damaligen Heimanwender zugeschnitten. Es ist eine Plattform auf der sich sicher arbeiten lässt, schafft aber mit der internen Multimediaschnittstelle DirektX 6.1 und dem Media Player 6.1 auch eine hervorragende Plattform für PC-Spieler und Multimedia-Anwendungen. Windows 98 SE ist bei vielen Anwendern so beliebt, dass Microsoft die Unterstützung des Programms, die eigentlich 2004 enden sollte, zwei weitere Jahre bis 2006 fortführt.

Windows Me - das letzte Win-DOS

Mit dabei: Video-Schnittsoftware Movie Maker

Auch der Nachfolger, Windows Millennium Edition oder kurz Windows Me, hat im Jahr 2000 gegen Windows 98 SE keine Chance und führt im Vergleich ein Schattendasein. Hintergrund ist, dass es ursprünglich die DOS-Linie und die NT-Linie zusammenführen sollte. Als das aus Zeitgründen nicht klappt, wird die Strategie geändert und die DOS-Basis einfach versteckt. Das aber führt dazu, dass "Me" nicht gerade stabil läuft. Durch den erschwerten Zugriff auf den DOS-Modus verscherzt es sich zudem die Sympathien von Spielern, die lieber bei Windows 98 SE bleiben, weil einige beliebte Spiele zu dieser Zeit noch den DOS-Modus brauchen.

Windows Me - Logo

Ein weiterer Grund für viele potenzielle Käufer "Me" links liegen zu lassen ist, dass es bereits anzeigt, wohin die Windows-Reise künftig gehen soll: Die Verbindung der DOS und der NT-Reihe zu einem Windows-System. Das hat bei "Me" noch nicht geklappt: Es ist das letzte DOS-basierte Windows. Doch da warten viele lieber auf den Nachfolger, der die beiden Windows-Linien wirklich verschmilzt - Windows XP.


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