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30 Jahre Windows 1985: Fenster auf für Windows

Windows heißt übersetzt "Fenster". Auf die Frage, warum das neue System gerade Windows heißt, könnte die nicht ganz ernst gemeinte Antwort sein: Gates - englisch für Tore - hieß ja schon der Microsoft-Chef. Fenster heißen aber auch die Grafik-Kästen auf dem Bildschirm. Darin liegen kleine Bildchen, die mit einer Maus angesteuert und angeklickt werden können. In einem weiteren Fenster öffnet sich dann ein Programm und wird ausgeführt.

Von: Wolfgang Zehentmeier

Stand: 20.11.2015 | Archiv

Packung Windows 1.0 | Bild: Microsoft

Mit Windows reagiert Gates auf den "Macintosh" der Microsoft-Konkurrenzfirma Apple. Der "Mac" ist schon ein Jahr zuvor mit einer grafischen Benutzeroberfläche auf den Markt gekommen. Diese neue Darstellung macht die Bedienung wesentlich einfacher und intuitiver als die des textbasierten DOS.

Das Öffnen von Programmen durch einen einfachen Klick auf ein Symbol ist damals etwas Besonderes und verleiht dem "Mac" den Ruf, ein Luxuscomputer zu sein. Denn bei DOS herrscht zeitgleich auf dem Bildschirm Buchstaben- und Zahlensalat.

Wie Mac nur günstiger

Screenshot Windows 1.0

Befehle werden als Text mittels Tastatur eingegeben, Bilder zum Anklicken gibt es nicht. Aber im Vergleich zu DOS-Rechnern ist der "Mac" teuer und vor allem nicht IBM-kompatibel, wie man damals sagte. Man benutzte das Kürzel "IBM", weil der erste PC, der unter MS-DOS lief, vom Büromaschinen-Riesen IBM hergestellt worden war. Allerdings war damit eigentlich gemeint: Der Mac ist nicht MS-DOS-kompatibel, bot also keinen Zugang zum reichlichen und günstigeren Softwareangebot der MS-DOS-Rechner.

WinDOS statt Windows

Die beiden ersten Windows-Versionen sind eher akademische Versuche, den Mac zu imitieren; erfolgreich sind sie nicht. Es gibt kaum Programme für Windows und wenn's darauf ankommt, muss der Benutzer wieder zurück zur DOS-Oberfläche mit Text-Eingabe und ohne Bilder. MS-DOS ist die Basis für den sagenhaften Aufstieg der Firma Microsoft - und deshalb darf Windows zunächst nicht mehr als "WinDOS" sein. Allerdings bringt Windows neben dem reinen Betriebssystem auch schon ein Textverarbeitungsprogramm - Windows Write - und ein Zeichenprogramm - Windows Paint - mit. Beide Programme gehören, Write unter anderem Namen, bis heute zum Lieferumfang von Windows.

Die Gates-Strategie

Aus heutiger Sicht betrachtet war das erste Windows das Paradebeispiel einer Strategie von Bill Gates und Microsoft, die sich durch die weitere Windows-Geschichte zieht: Gute Ideen oder Entwicklungen aufgreifen und adaptieren; wenn nötig auch dann, wenn die eigene Entwicklungsabteilung noch nicht ganz auf der Höhe ist.

Kopieren und kassieren

Gates war - im ursprünglichen Sinn des Wortes - nie wirklich originell. Andere hatten die Idee, haben es ihm vorgemacht, er hat es erst nachgemacht und dann aber verstanden, damit richtig Geld zu verdienen.

Das war schon bei seinem ersten großen Coup, bei MS-DOS, ähnlich. Er kauft MS-DOS als Q-DOS von einem Programmierer für 50.000 Dollar, entwickelt es weiter und nach der Verwendung im IBM-PC und anderen IBM-kompatiblen Rechnern bildet DOS die Grundlage für das Gates-Imperium.

Windows ersetzt DOS nur langsam

Später ersetzt Windows nach und nach DOS. Die Strategie von Gates ist clever, auch wenn es manchem steile Neidfalten auf die Stirn treibt.

Bei Windows dauert es allerdings fünf Jahre, bis es so weit entwickelt ist, dass es die Kunden als Ersatz von MS-DOS auch wirklich beginnen zu akzeptieren.


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