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Lupinen giftig Lupinen sind das heimische Soja

Lupinen sind Alleskönner: Sie blühen als Zierpflanze in vielen Gärten, werden in der Landwirtschaft als Dünger benutzt und ihre Samen werden zu veganer Milch, Kaffee oder Mehl verarbeitet. Das gibt es über Lupinen zu wissen.

Stand: 09.04.2024

Lupinen in Salzlake | Bild: mauritius images / foodcollection

Lupinen gehören zur Familie der Schmetterlingsblütler und sind Hülsenfrüchte. Weltweit gibt es über 200 verschiedene Lupinenarten. Sie erkennen die Pflanzen an den langstieligen Blättern, die oft dicht mit silbrigen Haaren bedeckt sind und den dichten, offenen Blüten, die wie Ähren senkrecht in den Himmel ragen. Man kann Lupinen in zwei Gruppen einteilen: Süßlupinen und Bitterlupinen. Der Unterschied: Die Samen von Süßlupinen sind essbar, alle anderen Lupinen enthalten gefährliche Giftstoffe.  

Lupinensamen

Die giftigen Stoffe von Bitterlupinen lösen bei Menschen Schwindel, Herzrasen, Übelkeit, Mundtrockenheit, motorischen Kontrollverlust und in hohen Dosen Herzstillstand und Atemlähmung hervor. Anfang der 1930er Jahre wurden sogenannte Süßlupinen gezüchtet, die sehr wenig oder gar keinen Giftstoff mehr enthalten. Vor allem die Samen von Weißen Lupinen (Lupinu albus), Blauen Lupinen (auch schmalblättrige Lupine, Lupinu angustifolius), Gelben Lupine (Lupinu luteus) und in geringem Umfang auch Andenlupinen (Lupinu mutabilis) eignen sich, um daraus Lebensmittel herzustellen.

Die Samen der Süßlupinen werden zu verschiedenen veganen Milchersatz-Produkten verarbeitet. Ähnlich wie Linsen müssen sie zuerst lange gekocht und behandelt werden, bevor sie auf dem Teller landen. Die Samen werden 1 bis 2 Tage in Salzwasser eingelegt und im Anschluss zwei Stunden lang gegart. Da Lupinensamen beim Kochen nicht mehlig werden, sondern eine feste Konsistenz behalten, lassen sie sich sehr gut weiterverarbeiten.

Fleischersatz und vegane Milchprodukte aus Lupinen

In vielen Supermärkten werden mittlerweile vegane Bratlinge aus Lupinen angeboten. Auch Jogurt, Milch, Pudding, Mayonnaise und Aufstriche aus Lupinen können Sie in den Regalen finden. Das Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung entwickelte ein rein pflanzliches Speiseeis aus Lupineneiweiß und pflanzlichen Ölen, das auch mittlerweile zum Verkauf angeboten wird.  

Eigentlich sind Lupinensamen giftig. Nur die Samen der Süßlupinen sind essbar und können zu Lebensmitteln verarbeitet werden. 

Lupinen eignen sich deshalb so gut für vegane Ersatzprodukte, weil die Samen sehr viel hochwertiges Eiweiß enthalten. 40 Prozent eines Lupinensamens sind reines Protein, 15 Prozent sind Ballaststoffe. Hinzu kommen alle essenziellen Aminosäuren, die der Körper braucht, Vitamine A und B1, sowie Mineralstoffe wie Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen. So sind Lupinensamen eine gute Alternative zu Sojaprodukten, mit dem großen Vorteil, dass Lupinen regional angebaut werden können. 

Lupinenmehl

Lupinenmehl enthölt keine Gluten, verbesset die Konsistenz der Backwaren und verlängert die Haltbarkeit.

Die vorbehandelten Samen können auch getrocknet und sehr fein gemahlen werden. Es entsteht sogenanntes Lupinenmehl oder Lupinenschrot. Das Mehl hat einen auffälligen Geschmack, allerdings eignet es sich gut für Backwaren ohne Gluten und ist deshalb sehr praktisch für Zöliakie-Patienten. Wir empfehlen das Lupinenmehl als Zusatz zu normalem Mehl zu verwenden. Es verbessert die Konsistenz der Backwahren und verlängert deren Haltbarkeit.

Lupinenkaffee

Tatsächlich lassen sich die Samen der Süßlupine auch zu einem kaffeeähnlichen Pulver verarbeiten. Der Lupinenkaffee ist dem Bohnenkaffee geschmacklich sehr ähnlich, allerdingt enthält er kein Koffein. Die Lupinensamen werden getrocknet, im Langzeitröstverfahren bei 150°C bis 200°C geröstet, gemalen und entweder pur oder in einer Mischung mit Weizen-, Gersten- oder Feigenkaffee angeboten. Am besten lässt sich der Lupinenkaffee in einer Frenchpress zubereiten. Dafür genügt ein gehäufter Teelöffel pro 250 ml Wasser. Für Filterkaffeemaschinen und Kaffeevollautomaten ist das Pulver nicht geeignet. Inzwischen ist Lupinenkaffeepulver auch als Espresso, Mokka und Instantkaffee erhältlich.

Lupinen im Garten

Sie kennen Lupinen vermutlich aus Ihrem Garten. Dort wachsen vorrangig Bitterlupinen, also die giftigen Arten. Allerdings sind sie dort eine reiche Nektarquelle für Bienen und Hummeln. Deshalb gehören Lupinen in jeden bienenfreundlichen Garten.

Honig und Wildbienen lieben Lupinen. Sie haben offene Blüten und liefern viel Nektar.

Sie lassen sich als Zierpflanze ganz einfach selbst aussäen. Die Samen werden im Frühjahr oder Herbst 2 cm tief in die Erde gedrückt. Man kann sie in Reihen mit großen Abständen aussäen oder auch einfach auswerfen. Lupinen mögen die pralle Sonne und Wind. Im Schatten lässt die Blühwilligkeit nach und die Pflanzen büßen an Standfestigkeit ein. Am besten wachsen die Pflanzen in gut durchlässigen, kalkarmen und nicht zu nährstoffreichen Böden. Pflanzenexpertin Karin Greiner empfiehlt, Lupinen nicht in Töpfen zu säen, da sie sich nur schwer umpflanzen lassen.

"Samen am besten vor dem Ausbringen für 24 - 48 Stunden in lauwarmes Wasser oder Kamillentee legen, damit sie quellen – sie keimen dann leichter. Die Keimdauer beträgt 2 - 3 Wochen."

Karin Greiner, Pflanzenexpertin

Einjährige Lupinen blühen je nach Aussaat ab Juli, die mehrjährigen Lupinen ab Ende Mai. Die Blütezeit beträgt 2-5 Wochen und ist stark von der Witterung abhängig. Unmittelbar nach der Blüte sollten Sie die verwelkten Stängel zurückschneiden. Aber Vorsicht: Dabei wirklich nur die verblühten Stängel abschneiden. Ein totaler Rückschnitt führt zum Ausfall der Blüte. Durch den Rückschnitt regt man die Pflanzen zu einer erneuten Blüte an, weil sie so nicht in die kräftezehrende Samenbildung gehen, so Greiner. So blühen Lupinen ab August oder September erneut auf. Im Herbst können Sie die Lupinen einfach stehen lassen. Sie dienen als Überwinterungsquartier für viele Nützlinge.

Lupinen in der Landwirtschaft

Lupinen reichern den Boden mit bis zu 100 kg Stickstoff pro Hektar an. Deshalb werden sie als Dünger genutzt.

Wie auch Bohnen, Erbsen, Klee oder Soja reichern Lupine den Boden mit Stickstoff an. Stickstoff ist eines der wichtigsten Nährelemente von Pflanzen. Sie brauchen ihn, um daraus Aminosäuren zu produzieren, Aus den Aminosäuren wiederum werden Eiweißstoffe also Proteinbaustoffe, Enzyme für den Stoffwechsel, Chlorophyll und DNA. Ohne Stickstoff wäre für Pflanzen Wachstum nicht möglich.

Lupine leben in Symbiose mit sogenannten Knöllchenbakterien. Diese werden von den Lupinenwurzeln angelockt und setzen sich dort fest. Die Lupinen bilden rundliche Verdickungen, sogenannte Wurzelknöllchen, an den Wurzeln, in denen die Knöllchenbakterien leben. Die Pflanzen versorgen ihre Untermieter mit Wasser und Zucker aus der Photosynthese. Im Gegenzug bekommen sie von den Bakterien den lebenswichtigen Stickstoff.

"Die Knöllchenbakterien binden gasförmigen Stickstoff aus der Bodenluft und wandeln diesen in pflanzenverfügbare, wasserlösliche Formen um, also in Nitrat und Ammonium. Sie speisen den Stoff direkt in die Pflanzenleitbahnen ein."

Karin Greiner, BAYERN 1 Pflanzenexpertin

Lupinen reichern den Boden mit bis zu 100 kg Stickstoff pro Hektar an. Davon profitiert vor allem die Landwirtschaft. Deshalb werden Lupinen immer öfter als Zwischenfrucht in der Fruchtfolge verwendet. Sie düngen den Boden und erhöhen so die Fruchtbarkeit. Die kräftigen Wurzeln der Lupine können verdichtete Böden durchdringen und so die Durchwurzelbarkeit des Bodens für Folgekulturen verbessern. Zusätzlich können die Samen als Futtermittel genutzt werden. Lupinen sind also vielleicht das Soja von morgen.


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