Bayern 1 - Experten-Tipps


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Spritverbrauch Automatik oder Schaltung

Lange galt: Ein Automatikgetriebe bietet mehr Fahrkomfort, verbraucht jedoch mehr Sprit. Allerdings hat sich die Technik verbessert und deshalb wollten wir wissen, welches Getriebe spritsparender fährt.

Von: Alexander Dallmus

Stand: 14.03.2023

Auto Schalthebel | Bild: mauritius-images

Automatik - bei welchen Autos "lohnt" es sich?

Die Technik und der Fahrkomfort der Automatikschaltung hatten und haben immer noch ihren Preis, so dass Automatikautos meist ab der gehobenen Mittelklasse zu finden waren und sind. Früher hing das aber auch damit zusammen, dass diese Getriebe in der Kompaktklasse nicht einfach zu verbauen waren. Das hat sich mit der Einführung des Direktschaltgetriebes (DSG) vor mehr als zehn Jahren grundlegend geändert. Diese Doppelkupplungsgetriebe schalten zwar immer noch ein klein wenig ruppiger als eine moderne Stufenautomatik. Dafür lassen sie sich - wegen der kleineren Bauweise - einfacher in kompakte Autos montieren.  

"Es ist schwer zu sagen, ob sich ein Automatikgetriebe 'lohnt'. Der Wiederverkaufswert ist bereits ab der unteren Mittelklasse mit Automatik deutlich höher. In der Mittelklasse übersteigt der Mehrwert beim Wiederverkauf teils sogar die Mehrkosten beim Kauf des Autos. Ein deutlicher Komfortgewinn ist in jeder Fahrzeugklasse gegeben."

Maximilian Bauer, Referent für Fahrzeugtechnik ADAC

Schaltgetriebe haben immer noch den besseren Wirkungsgrad (gute Fahrleistungen, niedriger Verbrauch), weil dabei weniger Teile bewegt werden müssen. Und sie verbrauchen weniger Energie.

"Grundsätzlich ist ein Schaltgetriebe rein technisch reibungsärmer aufgebaut als eine Automatik und man kann dadurch meist sparsamer mit dem Schaltgetriebe fahren. Man muss allerdings dazusagen, dass moderne Automatikgetriebe meist mehr Gänge haben als vergleichbare Schaltgetriebe, dadurch die optimale Motordrehzahl öfter erreichen und daher ähnlich sparsam sind."

Maximilian Bauer, Referent für Fahrzeugtechnik ADAC

Neue Technik beim Automatikgetriebe

Wer auf ein Schaltgetriebe verzichten möchte, hat heutzutage mehrere Möglichkeiten umzusteigen. Neben der klassischen Wandlerautomatik gibt es mittlerweile, je nach Hersteller und Modell, sogenannte Doppelkupplungsgetriebe mit Automatik-Funktion, automatisierte Schaltgetriebe oder stufenlose CVT-Transmissionen im Angebot. Die Hersteller behaupten auch, dass einzelne Systeme mittlerweile technisch so weit sind, dass der EU-Normverbrauch nicht mehr höher liegt als bei der entsprechenden Handschalter-Version.

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Tatsächlich ist es in den letzten Jahren mit moderner Computer-Technologie immer besser gelungen, das Zusammenwirken der Getrieberadsätze konsequent besser zu simulieren. Mit dem Doppelkupplungsgetriebe (DSG) wird automatisch immer der optimale Drehzahlbereich gewählt, und zwar mit zwei Kupplungen. Vereinfacht gesagt wird in einem Gang gefahren und der nächste ist automatisch bereits eingelegt, aber noch nicht zugeschaltet. Erst wenn der optimale Schaltpunkt erreicht ist, öffnet sich die entsprechende Kupplung und der nächste Gang wird eingelegt. Der besondere Vorteil liegt darin, dass es praktisch keine Zugkraftunterbrechung gibt, weil der Gangwechsel im Millisekundenbereich liegt. Es gibt noch einen weiteren Vorteil für den Autofahrer: Der Aufpreis für ein Doppelkupplungsgetriebe ist vergleichsweise günstiger als für eine Stufenautomatik.

Die ZF Friedrichshafen AG präsentierte bereits 2013 beispielsweise auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt das weltweit erste Neun-Gang-Automatikgetriebe. Diese Innovation sollte den Verbrauch um bis zu 16 Prozent drosseln. Stefan Sommer, Vorstandschef von ZF: "Wir ermöglichen durch die höhere Spreizung und Anzahl von Gangzahlen den Verbrennungsmotor auf seinem optimalen Punkt der Kennlinie zu betreiben und hierdurch entsprechende Einsparziele zu erreichen. Der kompakte Aufbau, die Leistungsdichte kombiniert mit Leichtbau ist ein großer Vorteil in Richtung Effizienz und Energieverbrauch."

"Ein Mehrverbrauch ist auch abhängig von der Fahrweise und dem Können des Fahrers bei einem modernen Automatikauto daher nicht mehr oder nur minimal gegeben."

Maximilian Bauer, Referent für Fahrzeugtechnik ADAC

Tipps zum sparsamen Fahren

Auch im Automatikauto sitzt ein Mensch, und der ist auch hier maßgeblich dafür verantwortlich, wie viel Sprit sein Auto tatsächlich verbraucht.

  • Zum Beispiel ist es sinnvoll, den "Kick-down", bei dem das Gaspedal voll durchgedrückt und damit ein oder gleich mehrere Gänge zurückgeschaltet wird, nur beim Überholen zu nutzen. Ansonsten erhöht das den Verbrauch drastisch.
  • Auch wer mit Automatikgetriebe moderat Gas gibt, fährt wesentlich sparsamer, weil dann die Automatik früher hochschaltet und somit die Motordrehzahl und der Verbrauch gesenkt werden. Das gilt vor allem beim Anfahren und Beschleunigen.
  • Wer seine optimale Geschwindigkeit erreicht hat, sollte den Fuß kurz vom Gas nehmen, weil die Automatik in den höchstmöglichen Gang schaltet und die Drehzahl weiter abgesenkt wird.
  • Wenn ein Automatikgetriebe einen zuschaltbaren Economy-Modus hat, ist es sinnvoll, diesen auch zu verwenden. Manuelles Schalten dagegen - ob durch die Gasse oder durch die Wippen am Lenkrad - fühlt sich vielleicht sportlich an, führt aber auch zu einem höheren Verbrauch.
  • vorausschauend Fahren und das Auto viel rollen lassen - moderne Autos können sehr weite Strecken rollen


Und auch für das Schalten von Hand gilt immer:

  • Wer hohe Drehzahlen meidet, spart grundsätzlich Sprit.
  • Rechtzeitiges Schalten mit dem Schaltgetriebe von Hand ist dafür notwendig. Das lässt sich auch im Automatikgetriebe mit dem rechten Fuß ein wenig steuern.
  • Regelmäßig den Luftdruck kontrollieren; niedriger Luftdruck kostet ebenfalls Sprit.
  • Vorausschauend fahren, gerade im Stadtverkehr: Von Ampel zu Ampel sprinten, kostet enorm viel Kraftstoff. Wer vorausschauend fährt, hält Abstände ein und verschwendet darüber hinaus nicht die kostbare kinetische Energie, also die Bewegungsenergie des Fahrzeugs.   
  • Das Auto auch mal rollen lassen und Schubphasen ausnutzen, das kann sehr viel Sprit einsparen
  • zügig beschleunigen und schnell schalten
  • Häufiger Fehler: zu frühes Herunterschalten - erst herunterschalten, wenn der Motor ruckelt oder brummt

Übrigens auch mit dem Tempomat können bequeme Autofahrer auf der halbwegs freien Autobahn Sprit sparen. Allerdings steigen die Fahrwiderstände im Quadrat zur Geschwindigkeit. Das bedeutet: Bei doppelter Geschwindigkeit wird vier Mal mehr Sprit verbraucht. Bei 120 Kilometern pro Stunde wäre also eine gleichmäßige Geschwindigkeit hilfreich, um den Kraftstoffverbrauch zu senken. Gute Autofahrer bekommen das aber mit dem Fuß am Gaspedal genauso hin.

Fazit - Automatik oder Schaltung, was ist sparsamer?

Wer ein sehr guter Autofahrer ist und immer im richtigen Moment schaltet, kann mit dem Schaltgetriebe Sprit einsparen. Für einen Durchschnittsfahrer ist ein Automatikgetriebe nicht nur komfortabler, sondern durch die höhere Zahl der Gänge auch sparsamer - in Summe verbraucht das Auto mit Automatik nicht mehr Sprit als das mit Schaltgetriebe.


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