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Gewitter Mythen über Blitz und Donner: Was ist dran?

Kann ich gefahrlos bei Gewitter mit dem Handy telefonieren? Darf man duschen, wenn es blitzt? Viele Mythen ranken sich um Blitze und Gewitter. Hier die Antworten. Und: So berechne ich, wie weit das Gewitter noch entfernt ist.

Stand: 11.07.2023

Blitz und Donner | Bild: mauritius images

Gewitter Entfernung berechnen

  • Zählen Sie die Sekunden zwischen Blitz und Donner.
  • Die Zahl der Sekunden teilen Sie durch drei.
  • Das Ergebnis ist die Entfernung des Gewitters in Kilometern.
  • Beispiel: Liegen zwischen dem Aufleuchten des Blitzes und dem Hören des Donners 12 Sekunden, hat der Blitz in etwa 4 Kilometern Entfernung eingeschlagen und das Gewitter ist also vier Kilometer von meinem Standort entfernt.

Erklärung: Der Schall des Donners breitet sich mit einer Geschwindigkeit von 333 Metern pro Sekunde aus, braucht also für drei Sekunden rund einen Kilometer, um zu uns, an unser Ohr zu gelangen. Wir sehen den Blitz und können mit dieser einfachen Formel berechnen, wie weit entfernt das Gewitter noch ist.

Wie weit ist das Gewitter weg?

Noch eine Faustregel: Wenn man den Donner schon hören kann, bedeutet das, dass das Gewitter auf jeden Fall weniger als zehn Kilometer weit weg ist. Und dann sollte man sich in Sicherheit bringen, denn so Diplom-Metereologe Simon Trippler vom Deutschen Wetterdienst: "Hat das Gewitter eine Entfernung von etwa 10 km unterschritten, wird es zunehmend gefährlich."

Blitz

Bayern war auch im Jahr 2022 das blitzreichste Bundesland in Deutschland. In ganz Deutschland allerdings wurden nur rund die Hälfte der Blitze gemessen im Vergleich zu 2021: Rund 491.000 Mal schlug 2021 ein Blitz in Deutschland ein, rund 242.000 Blitzeinschläge waren es 2022, so der Blitz-Informationsdienst von Siemens (BLIDS). Die kreisfreie Stadt Kempten im Allgäu ist Blitzhauptstadt Deutschlands 2022. Auf Platz zwei liegt der benachbarte Kreis Ostallgäu und auf Platz 3 Garmisch-Partenkirchen.

Grundsätzlich sollten Sie sich bei Gewitter nie draußen aufhalten und immer rechtzeitig Schutz suchen, denn Gewitter sind immer gefährlich. Wenn Sie trotzdem einmal von einem Gewitter im Freien überrascht werden sollten: Hocken Sie sich möglichst in einer Mulde hin und machen sich klein, die Beine eng zusammen. Sind Sie in der Gruppe unterwegs, halten Sie Abstand voneinander. Im Video sehen Sie, was Sie am besten tun, um sich zu schützen:

Blitzmythen im Wahrheitscheck:

1. Schlagen Blitze immer am höchsten Punkt ein?

Was ist dran? Blitze schlagen oft, aber nicht immer am höchsten Punkt ein. Schon 50 Meter neben einem Turm oder Mast kann man direkt getroffen werden. Besser ist es in jedem Fall, Schutz in gesicherten Gebäuden oder in einem Auto zu suchen.

2. Zieht Schmuck Blitze an?

Nein, das stimmt nicht. Haarspangen oder Piercings erhöhen die Gefahr eines Blitzeinschlages nicht. Wird man doch von einem Blitz getroffen, können diese Metallteile den Blitz aber in und durch den Körper leiten.

3. Sollte man bei Gewitter das Handy weglegen?

Keine Sorge, hier handelt es sich auch um einen Mythos. Handystrahlung kann keine Blitze anziehen, dazu ist sie viel zu gering. Auch Telefonieren mit einem schnurlosen Telefon ist kein Problem. Das Telefonieren mit Telefonen, die noch eine Schnur haben, ist dagegen eher gefährlich, sofern Ihr Haus kein Blitzschutzsystem besitzt.

4. Ist Duschen bei Gewitter gefährlich?

Die meisten Häuser haben ein ordentliches Blitzableiter-System. Hier ist das Duschen während eines Gewitters tatsächlich ungefährlich.
Sollten Sie aber wissen, dass Ihr Haus keine Blitzschutzanlage hat oder sich nicht sicher sein, weil Sie in einem Altbau wohnen, dann empfiehlt es sich, mit der Dusche bis nach dem Gewitter zu warten.

In einem Haus ohne Blitzschutzsystem sollten Sie bei einem Gewitter nicht duschen oder baden und den Kontakt mit allen metallenen Leitungen vermeiden, die von außen ins Haus führen wie Wasser-, Gas-, Strom- und Telefonleitung, Fernwärmeversorgung, Antennenkabel, so die Empfehlungen des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. (VDE).

5. Wer vom Blitz getroffen wird, fällt tot um

Man kann einen Blitzschlag überleben. Im Schnitt werden pro Jahr 135 Menschen vom Blitz getroffen. Knapp 99 Prozent der Getroffenen überleben einen solchen Unfall. Grund: Der größte Teil des Blitzstroms fließt in den meisten Fällen auf der Körperoberfläche ab. Die Art und Schwere der Verletzung hängt davon ab, wo wir genau getroffen werden. Die häufigsten Verletzungen sind Verbrennungen, Schäden am Herzen, Lähmungen, Hör- und Sehstörungen. Für Ersthelfer gilt: Man kann und soll einen Menschen unmittelbar nach einem Blitzeinschlag wiederbeleben.

6. Darf man bei Gewitter fernsehen?

Wenn Sie bei einem Gewitter vor dem Fernseher sitzen, sind Sie nicht gefährdet. Ihr Fernsehgerät ist eher in Gefahr - er kann durch Überspannungen, die bei einem Blitzeinschlag auftreten können, kaputtgehen.

7. Bei Gewitter nicht schwimmen, weil Lebensgefahr droht

Schwimmen bei Gewitter ist tatsächlich lebensgefährlich. Zum einen breitet sich ein Blitz im Wasser ziemlich weit aus, zum anderen liegen wir beim Schwimmen lang ausgestreckt im Wasser. Das kann dazu führen, dass der komplette Körper die Wirkung des Blitzes abbekommt. Das kann zu einem Herzstillstand führen.


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