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Fuchsbandwurm Wie groß ist die Gefahr durch Fuchsbandwurm wirklich?

Haben Sie auch Ihre Mutter im Ohr, die beim Walderdbeeren naschen vor dem Fuchsbandwurm warnte? Wie groß ist die Gefahr durch den Parasiten eigentlich derzeit wirklich? Und wie kann man sich davor schützen?

Stand: 10.05.2023

Warnschild vor dem Fuchsbandwurm | Bild: mauritius-images

Wo tritt der Fuchsbandwurm auf?

Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist ein Parasit, der ausschließlich auf der nördlichen Welthalbkugel vorkommt, vor allem in Süddeutschland, der Nordschweiz, Westösterreich und Ostfrankreich. In Deutschland sind vor allem Bayern und Baden-Württemberg betroffen.

München ist Fuchsbandwurm-Risikogebiet

Forscher des Wissenschaftszentrums Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt gehen davon aus, dass die Chance in München mit infizierten Fuchskot in Kontakt zu kommen 100 mal höher ist als im bayerischen Durchschnitt. Das liegt daran, dass es im Stadtgebiet München circa 10 bis 15 mal mehr Füchse gibt als auf dem Land. Da Hunde und Katzen meist die ersten sind, die sich auf ihren Streifzügen mit dem Fuchsbandwurm infizieren, empfiehlt die Stadt München jetzt allen Haltern ihre Haustiere regelmäßig zu entwurmen, um dadurch einer Ausbreitung des Fuchsbandwurms entgegenwirken zu können.

Wieviele Fuchsbandwurm-Infizierte pro Jahr in Deutschland?

Infiziert ein Fuchs einen Menschen, löst das die Krankheit alveoläre Echinokokkose aus, die tödlich enden kann. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Neuerkrankten deutlich angestiegen, erklärt Prof. Dr. Klaus Brehm. Er leitet das Institut für Hygiene und Mikrobiologie an der Universität Würzburg. Nach seinen Angaben gibt es in Deutschland rund 50 Neuinfizierte pro Jahr. Das sind doppelt so viele Fälle wie noch vor 10 Jahren.

Grund für die steigenden Zahlen ist die steigende Fuchspopulation. Grundsätzlich werden Füchse heute weniger gejagt als früher. Zudem hat der Fuchs durch die großflächige Impfung aller wildlebenden Füchse gegen Tollwut einen natürlichen Feind verloren. Er vermehrt sich also. Zwar sterben auch manche Tiere am Fuchsbandwurm, allerdings tragen sie den Wurm lange in sich, bevor die Krankheit ausbricht. Und da Füchse sowieso maximal fünf Jahre alt werden, ist die Krankheit nicht immer Schuld am Tod des Fuchses.

Was ist der Fuchsbandwurm?

Der Fuchsbandwarum ist ein maximal 5 mm großer Wurm. Er besteht aus drei bis fünf Gliedern. Das letzte Glied bildet die Gebärmutter, in der bis zu 200 neue Fuchbandwurmeier heranwachsen. Der Fuchbandwurm lebt im Dünndarm des Wirtstieres, also im Fuchs. Dort produziert er mikroskopisch kleine Eier, die der Fuchs mit dem Kot ausscheidet. Im Fuchsurin sind keine Eier. Die Eier sind extrem kälteresistent, deshalb bleiben sie unter unseren klimatischen Bedingungen über Monate hinweg infektiös.

Zur weiteren Entwicklung braucht der Fuchsbandwurm einen Zwischenwirt. Kleine Nagetiere wie Feld- und Wühlmäuse oder Ratten, aber auch Hunde oder Katzen, nehmen die Eier durch die Nahrung auf, wenn diese mit erregerhaltigem Fuchskot verunreinigt ist. Im Magen des Zwischenwirts werden die Eier durch die Magensäure aktiviert und entwickeln sich zu Larven ("Finnen"). Diese wandern durch den Körper des Zwischenwirts und befallen Leber, Lunge und Gehirn. Füchse fressen die befallenen Mäuse und werden so zum Endwirt. Im Darm der Füchse entwickeln sich die Finnen zu adulten Würmern. Der Zyklus schließt sich.

Wie überträgt sich der Fuchsbandwurm auf den Menschen?

Rotfüchse sind besonders vom Fuchbandwurm betroffen.

Eine Übertragung auf den Menschen ist theoretisch nur dann möglich, wenn wir infizierten Kot oral aufnehmen und so selbst zum Endwirt werden. Dazu existieren jedoch keinerlei Studien, die das beweisen würden. Prof. Dr. Klaus Brehm von der Universität Würzburg erklärt, dass es ungeklärt sei, wie sich die Krankheit auf den Menschen überträgt. Es existieren zwar mehrere so genannte Fall-Kontroll-Studien, in keiner wurde aber das Sammeln von Beeren oder Pilzen als Risikofaktor identifiziert. Brehm erklärt, dass niemand mit Fuchskot verschmutzte Beeren oder Pilze pflücken oder essen würde, da diese offensichtlich dreckig wären.  Zudem müsse man mehrere hundert Eier des Fuchsbandwurms aufnehmen, um sich zu infizieren.

Interessant zu wissen ist auch, dass Füchse nur an exponierte Positionen koten, oder dort, wo sie eine Maus gefangen haben, um ihr Revier zu markieren. Gefährlich seien wenn dann Erdbeerfelder, denn dort leben viele Mäuse und locken Füchse an. Zudem wachsen Erdbeeren bodennah und könnten deshalb verunreinigt werden.

Brahm glaubt aber an einen ganz anderen Übertragungsweg: Hunde oder Katzen, die Mäuse fressen. Wenn Haustiere draußen auf dem Land jagen dürfen, dann fangen Sie gerne Mäuse, die Zwischenwirte des Fuchsbandwurms sein könnten. Über das Haustier gelangt der Wurm dann an den Menschen. Allerdings konnte auch eine Übertragung von einem Haustier auf den Menschen bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden.

Fuchsbandwurm Symptome

Ein Grund für die unsichere Datenlage ist, dass infizierte Personen keinerlei Beschwerden oder Schmerzen haben, so das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Der Erreger befällt unbemerkt die Leber, in der sich die Larven des Bandwurms entwickeln. Die daraus entstehende Krankheit, die alveoläre Echinokokkose, sieht aus wie ein Tumor, also ein Geschwür, das das Organ zerstört und langsam immer größer wird. Bis die ersten Symptome auftauchen, können mehr als zehn Jahre vergehen.  

Mittlerweile gibt es zwar Medikamente. Diese können das Wachstum der Larve im Körper des Menschen zwar eindämmen, sind aber nicht in der Lage, das Larvengewebe abzutöten. Patienten und Patientinnen müssen die Arznei ein Leben lang nehmen. Wenn der Tumor früh entdeckt wird, kann er operativ entfernt werden. Im fortgeschrittenen Stadium ist das nicht mehr möglich.

Wie kann ich mich vor dem Fuchsbandwurm schützen?

Prof. Dr. Klaus Brehm empfiehlt dringend, die eigenen Haustiere, die Mäuse fressen, alle sechs Wochen zu entwurmen. Denn für ihn liegt darin das größte Risiko.

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) empfiehlt nach Garten-, Feld- und Waldarbeiten immer gründlich Hände waschen. Und auch Obst und Gemüse, das bodennah wächst, vor dem Verzehr gründlich zu säubern. Am sichersten ist es, Lebensmittel über 60°C zu erhitzen, also zu kochen, braten oder backen. Sollten Sie also Marmelade aus den Erdbeeren kochen, besteht keine Gefahr.

Sollten Sie Fuchskot im Garten finden, dann einfach mit Schaufel, Handschuhen oder Hundekot-Tüte entfernen und heißes Wasser über die Stelle gießen. Und natürlich gilt es auch Füchse, die in Gärten vordringen, nicht zu füttern und ihnen auch keinen Zugang zu Futter und Abfällen zu ermöglichen. Und weder lebende noch toten Füchse zu berühren.

Einen schönen Podcast aus der Reihe "Besser leben" zum Thema "Nachhaltig Gärtnern" haben wir hier für Sie:

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/bio-duenger-welcher-bioduenger-ist-gut/bayern-1/12473265/


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