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FODMAP Was sind Fodmaps?

Was versteht man unter "FODMAP" und warum machen sie so vielen Menschen üble Bauchbeschwerden und Blähungen? Unsere FODMAP-Liste zeigt, in welchen Lebensmitteln sie stecken.

Von: Astrid Hickisch

Stand: 19.04.2024

Ein Mann hält sich den Bauch | Bild: mauritius images / Delphotos / Alamy / Alamy Stock Photos

Was bedeutet FODMAP

FODMAP ist ein englisches Kunstwort und steht für fermentierbare Oligosaccharide, Disacchardide, Monosaccharide und (And) Polyole. Übersetzt: Vergärbare Mehrfach-, Zweifach- und Einfachzucker wie zum Beispiel Milchzucker, Gluten oder Fructose. Polyole sind sogenannte Zuckeralkohole, also zum Beispiel Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Mannit, Xylit und Maltit.

FODMAP sind also bestimmte kurzkettige Kohlehydrate, die in vielen Lebensmitteln aus unserem Alltag stecken, wie zum Beispiel in Brot, Süßigkeiten, Kuchen, Milchprodukten, Hülsenfrüchten sowie in Obst und Gemüse. Diese bestimmten Zucker können viele sehr schlecht verdauen. Bei manchen beginnen die Beschwerden erst ab einer bestimmten Menge dieser Zucker.

Kuchen oder bestimmtes Obst machen immer mehr Menschen Bauchschmerzen.

Fodmaps werden nicht bereits im Dünndarm aufgenommen, sondern gelangen nahezu ungehindert in unseren Dickdarm. Dort werden sie von unseren Darmbakterien vergoren. "Diese Kohlehydrate können die Darmbakterien deswegen schnell abarbeiten, weil sie kurzkettig sind, und daher treten diese Symptome, die man dann häufig hat, wenn man FODMAP gegessen hat, schon sehr schnell nach dem Essen auf. Das heißt, wir haben Blähungen. Die sind zurückzuführen auf den Gärprozess, bei dem Gase wie Methan und Kohlendioxid entstehen und auch Flüssigkeit in den Dünn- und Dickdarm strömt", sagt Dr. Birgit Terjung, Chefärztin Innere Medizin - Gastroenterologie und Ärztliche Direktorin GFO Kliniken Bonn und Mediensprecherin der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten.

Bauchschmerzen

Warum die Verdauung dieser Zuckerverbindungen dem einen Probleme bereitet, dem anderen nicht, das sei noch nicht abschließend geklärt, sagt Dr. Terjung. "Es wird aktuell untersucht, ob es Veränderungen in den Nervenfasern in den Darmwänden gibt und darin die Ursache dafür liegt, dass der eine mehr auf FODMAP reagiert und der andere weniger. Jeder Mensch hat eine andere Empfindlichkeit. Während bei einem der Darm sehr stark gedehnt werden kann und er spürt es kaum, entwickelt der andere bei einer ganz kleinen Dehnung sehr starken Schmerz. Der gesamte Magendarmtrakt, vor allem aber der Dünn- und der Dickdarm, ist von einem ganz dichten Geflecht von Nervenfasern umgeben, das so aussieht wie ein Spinnennetz. Und in diesem Spinnennetz kommt es unter Umständen zu Fehlregulierungen, die dann zu dieser Überempfindlichkeit führen können." Das seien erste Forschungsergebnisse. Außerdem spiele die Darmflora eine wichtige Rolle. 2010 sind die FODMAP in den Fokus der Forschung geraten, eine Forscherin und ein Forscher an der Monash University in Melbourne waren damals die Pioniere. Sie haben einfach die Lebensmittel genauer untersucht, die vielen ihrer Patienten und Patientinnen Schmerzen bereiteten.

Blähungen

Dieser Gär-Prozess durch FODMAP löst also bei manchen Menschen heftige Blähungen aus, einen stark aufgeblähten Bauch, krampfartige, starke Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen wie Durchfall oder auch Verstopfung. Diese Beschwerden fasst man - soweit man keine andere Ursache für diese Beschwerden durch eine Ausschlussdiagnose finden konnte - unter der Diagnose "Reizdarm" oder "Reizdarmsyndrom" zusammen.

Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt

Bei Beschwerden mit dem Darm oder der Verdauung, vor allem, wenn diese länger andauern, sollte man generell einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen - Hausarzt oder Hausärztin oder eine Internistin oder einen Internisten. Nicht immer sind FODMAP an den Bauchbeschwerden schuld: Was sich wie ein Reizdarm anfühlt, kann auch durch andere Erkrankungen ausgelöst werden - wie zum Beispiel entzündliche Darmerkrankungen, bestimmte Nahrungsmittel-Allergien. "Es müssen außerdem chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, ausgeschlossen werden, Zöliakie, Darmkrebs, Kohlenhydrat-Stoffwechselstörungen, bakterielle Fehlbesiedelung, Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse, chologene Diarrhö und so weiter. Und dazu bedarf es einer gründlichen Anamnese", so Christine Leicht, Klinische Koordinatorin am Interdisziplinären Zentrum für Diätetik und Ernährungsmedizin (IZDE) der LMU in München.

Fodmap Liste

FODMAP reiche Lebensmittel und Alternativen
FODMAP reiche LebensmittelEmpfehlenswerte Alternativen, FODMAP arme Lebensmittel
Gemüse wie Zwiebeln, Frühlingszwiebeln, Artischocke, Spargel, rote Bete, Knoblauch, Chicoree, Champignons, Blumenkohl, Zuckerschoten, Kohl, Brokkoli, ZuckermaisKartoffeln, Auberginen, grüne Bohnen, Karotten, Pak Choi, Sellerie, Paprika (eine Quelle empfiehlt nur grüne), Karotte, Gurken, Salat, Zucchini, Bambussprossen, Sprossen, Schnittlauch, Pastinake, Kürbis, Mangold, Tomaten, Kräuter
Hülsenfrüchte wie Linsen, Kidneybohnen, Erbsen, Kichererbsen
Äpfel, Birnen, Pfirsiche oder Nektarinen, Trockenfrüchte, Kirschen, Aprikosen, Wassermelone, Kaki, Mango, Avocado, Obst aus der DoseAnanas, Bananen, Grapefruit, Erdbeeren, Kiwi, Zitrusfrüchte wie Limetten, Zitronen, Orangen, Mandarinen, Heidelbeeren, Sternfrucht, Trauben, Honigmelone, Cantaloupe Melone, Passionsfrucht, Papaya, Himbeere
Getreide wie Weizen/Rogge/Gerste und Brot, Müsli, Cerealien oder Nudeln daraus - besonders Vollkornprodukte wie Vollkornbrot oder Vollkornknäcke, Kekse, CouscousDinkel, Reis, Hafer, Quinoa, Amaranth, Haferflocken
Milchprodukte wie Milch von Kühen, Ziegen und Schafen, Kondensmilch, Sahne, Joghurt, Weichkäse, Frischkäse, Quark, Hüttenkäse, Eiscreme, Puddingslaktosefreie Milch, laktosefreier Joghurt, Pflanzendrink aus Reis oder Mandeln, Hartkäse, Camembert und Brie, Butter, Sorbets statt Eiscreme
Alternative Eiweißquellen: Eier, Fleisch, Fisch, Tofu, Tempeh
Lebensmittel mit Süßungsmitteln wie Sorbit (E 420), Maltit (E 965), Mannit (E421), Xylit/Xylitol (E 967), Isomalt (E953)
Nüsse wie Cashews und PistazienErdnüsse, Mandeln, Kürbiskerne, Walnüsse, Macadamianüsse
Honig, AgavendicksaftAhornsirup, Zuckerrübensirup
Lebensmittel/Süßigkeiten mit Glucose-Fructose-Sirup, Fruktose/Fructose/Fruchtzucker, Maissirup auf der Zutatenliste, aber auch zuckerfreie Süßigkeitenwenig Haushaltszucker, Traubenzucker

Quellen: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Monas University, Stefan C. Bischoff/Katrin Hebestreit, "Das FODMAP-Konzept: Konkrete Empfehlungen für die Ernährungsberatung"

Fodmap Diät

An der Monash Universität im australischen Melbourne wurde die sogenannte Low FODMAP Diät entwickelt. Sie beginnt mit einer Auslassphase von sechs bis acht Wochen, in der die Patientin oder der Patient versucht, Lebensmittel mit vielen FODMAP strikt zu meiden. Diese Phase kann für die Patienten und Patientinnen beschwerlich sein, weil sehr viele Lebensmittel reich an FODMAP sind.
Nach der Auslassphase werden nach und nach, alle drei Tage wieder mehr FODMAP-haltige Lebensmittel in kleinen Mengen getestet, ob sie vertragen werden. Dabei wird ein Ernährungstagebuch geführt, um festzuhalten, was in welcher Menge vertragen wird.
Diese Art der Diät hat bei vielen Menschen, die an einem Reizdarm leiden, Erfolg: "Mindestens jeder Zehnte leidet erwiesenermaßen unter einem Reizdarm-Syndrom mit Blähungen, Schmerzen oder Stuhlgangs-Veränderungen. Mindestens die Hälfte bis zwei Drittel der Patienten und Patientinnen mit Blähungen oder Schmerzen profitieren von einer Low FODMAP-Diät", so Dr. Birgit Terjung.

Low FODMAP Diät

Eine solche Diät sollte man nicht im Alleingang durchführen: "Die Wirksamkeit des Konzepts wurde in verschiedenen wissenschaftlichen Studien belegt. Die Low FODMAP-Diät sollte jedoch immer nur unter Anleitung einer geschulten Ernährungsfachkraft durchgeführt werden", schreiben Katrin Hebestreit und Prof. Dr. Stefan C. Bischoff, Ernährungsmediziner der Uni Hohenheim, in einer Untersuchung. Durch das willkürliche Weglassen vieler Lebensmittel in der täglichen Ernährung könnte ein Nährstoffmangel auftreten.

Für den Anfang kann man durch ein Ernährungstagebuch festhalten, welche Lebensmittel man gut verträgt und auf welche Lebensmittel man mit Blähungen oder anderen Beschwerden reagiert. Das ist auch eine gute Vorbereitung für den Termin bei der Ärztin oder dem Arzt.


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