Patient und Krankenschwester bei der ambulanten Dialyse, einer Blutwäsche.
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Viele Nierenkranke müssen mehrmals in der Woche an die Dialyse. Für viele von ihnen bleibt eine Organtransplantation ein unerfüllter Traum.

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Wenige Organspender: Dialysepatienten trifft es besonders hart

Rund 100.000 Menschen sind in Deutschland auf eine lebensnotwendige Dialysebehandlung angewiesen, mehr als 6.500 von ihnen warten auf eine Nierentransplantation. Der Tag der Organspende soll dazu beitragen, ihre Situation zu verbessern.

Viele Menschen in Deutschland warten auf ein Spenderorgan. Besonders viele warten auf eine neue Niere. Zum 31.12.2021 waren es laut Deutscher Stiftung für Organtransplantation (DSO) 6.593 Patientinnen und Patienten, die dafür auf einer Warteliste standen und transplantiert hätten werden können. Viele von ihnen sterben, bevor sie das rettende Organ bekommen. 407 Menschen waren es allein im Jahr 2021, die auf der Warteliste für eine Nierentransplantation standen und starben. Ein Dilemma, wie das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V. (KfH) beklagt. In Deutschland gibt es viel zu wenige Organspender, vermeldet auch die DSO. Und es werden immer weniger. Um 29 Prozent sei laut der Stiftung die Anzahl der Organspender im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen.

Die Notwendigkeit einer Nierentransplantation

Für nierenkranke Menschen ist diese Situation besonders schlimm. Eine Nierentransplantation ist für die meisten von ihnen die bessere Therapie als die nicht nur zeitraubende, sondern auch körperlich anstrengende Dialyse. So führe eine Nierentransplantation gegenüber der Dialyse zu weniger Folgeerkrankungen und im Durchschnitt zu einer höheren Lebenserwartung und steigere insgesamt die Lebensqualität, schreibt die KfH in einer Pressemitteilung. Doch nur wenige erhalten die Alternative zur lebenslangen Blutwäsche. Das hat im Wesentlichen zwei Gründe.

Was eine Transplantation verhindert

Einerseits sind nicht alle Nierenkranken für eine Transplantation geeignet. Hinderungsgründe für eine Operation können das hohe Alter des Patienten oder verschiedene Erkrankungen sein. So kann zum Beispiel eine Krebserkrankung gegen den Austausch der Niere sprechen. Insgesamt sind es nicht wenige Nierenpatientinnen und -patienten, die für eine Transplantation gar nicht in Frage kommen. Laut Bericht der DSO standen 11.156 zum Jahresende 2021 auf einer Warteliste für eine Nierentransplantation, von ihnen könnten aber nur 6.593 transplantiert werden.

Wartezeit für eine neue Niere beträgt bis zu acht Jahre

Meist scheitert eine Nierentransplantation aber am fehlenden Spenderorgan. Im Jahr 2021 haben insgesamt 1.992 Menschen eine Niere erhalten. Der Bedarf an Spendernieren ist aber deutlich höher. Und der Mangel könnte aufgrund der fehlenden Spenderorgane in Deutschland in den kommenden Jahren sogar noch zunehmen, fürchtet die KfH. Derzeit beträgt die Wartezeit für eine neue Niere in Deutschland laut des Vereins bereits sechs bis acht Jahre.

Zahlen – Transplantationen und Bedarf

Im Jahr 2021 wurden laut DSO 8.730 Organe in Deutschland zur Transplantation benötigt, am meisten Nieren, gefolgt von Leber, Herz, Lunge und Pankreas. Demgegenüber gab es 2021 laut Jahresbericht in Deutschland 2.979 postmortal gespendete Organe und 529 Lebendspenden.

Organspende – Was gilt in Deutschland und in anderen Ländern?

In Deutschland gilt die sogenannte Entscheidungslösung, das heißt: Eine Organ- oder Gewebeentnahme darf nur erfolgen, wenn die verstorbene Person dem zu Lebzeiten zugestimmt hat oder stellvertretend die nächsten Angehörigen nach dem Tod der Person ihre Zustimmung erteilen. Für viele ist diese Regelung der Hauptgrund für den Mangel an Spenderorganen in Deutschland.

In vielen anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Irland, Italien, Österreich, Spanien und voraussichtlich ab 2024 auch in der Schweiz gilt hingegen die sogenannte Widerspruchslösung. Das heißt: Wer nach dem Tod dort keine Organe und Gewebe spenden möchte, muss dies vorher festhalten. Die Schweizer haben erst am 15. Mai 2022 in einem Volksbegehren mit über 60 Prozent für die vom Bundesrat und Parlament vorgeschlagene Regelung gestimmt.

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